Sonnenaufgang am Pitztaler Gletscher
© Alexander Haiden

An der Spitze zweier Gletscherbahnen

Beate Rubatscher-Larcher führt gemeinsam mit Franz Wackernell die Geschicke von zwei Tiroler Gletscherbahnen – der Kaunertaler und Pitztaler Gletscherbahnen. Welche Herausforderungen das mit sich bringt, hat uns die WK-Funktionärin erzählt.

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 05.06.2024

Beate Rubatscher-Larcher ist Mutter von vier Kindern und lebt und arbeitet seit über 22 Jahren im Kaunertal. Mit Franz Wackernell ist sie in der Doppelgeschäftsführung für die Pitztaler und Kaunertaler Gletscherbahnen.

Als junge Frau war ihr Tirol immer zu klein:  „Nach meinem Rechtswissenschaftsstudium an der Uni Innsbruck und Wien habe ich beim Gericht, in einer Anwaltskanzlei und in der Steuerberatungskanzlei meiner Eltern gearbeitet. Aber das Kreative hat mir schon immer gefallen. Deshalb habe ich in London einen Interior Design Kurs und einen Marketing-Lehrgang am MCI in Innsbruck absolviert. Mit einem Auslandsjob war ich auch eine Zeit lang in New York“, blickt die heutige Unternehmerin zurück.

Der Zufall wollte es, dass ein ehemaliger Studienkollege sie als Marketingleiterin zu den Kaunertaler Gletscherbahnen holte. Im Kaunertal lernte sie dann ihren Mann kennen und wurde sesshaft.

Beate Rubatscher-Larcher Funktionärssteckbrief Beate Rubatscher-Larcher
Was hat Sie dazu motiviert, Funktionärin zu werden?
Mein Schwiegervater war schon Funktionär und ich wurde gefragt, ob ich im Ausschuss mitarbeiten möchte. Mir ist der Austausch mit meinen Kolleginnen und Kollegen sehr wichtig.

Worauf sind Sie in Ihrer Funktionärstätigkeit stolz?
Unser Fachverband besteht aus Unternehmer:innen, die große Verantwortung für ihre jeweiligen Regionen tragen. Der Erfahrungsaustausch der einzelnen Unternehmer:innen untereinander und mit der Wirtschaftskammer als Schnitt-
stelle ist sehr wichtig, damit man zu aktuellen Themen und Herausforderungen tragbare und praxisnahe Lösungen erarbeiten kann, um so langfris-
tig Wirtschaftsstandorte, die immer auch Lebensraum darstellen, abzusichern.

Welche Ziele verfolgen Sie als Fuktionärin?
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass wir in unserem Ausschuss weiterhin so gut zusammenarbeiten und unser Know-how austauschen.

Wie schafft man es, gleich zwei Gletscherbahnen zu managen? „Wir sind in einer Doppel-Geschäftsführung, wo die Aufgaben klar verteilt sind und es ist machbar, weil wir uns auf unsere Führungsteams und Mitarbeiter:innen in den jeweiligen Gebieten absolut verlassen können“, sagt Rubatscher-Larcher.


Equal pay

Bei den Kaunertaler Gletscherbahnen sind 90 Mitarbeiter:innen beschäftigt, 77 davon ganzjährig. Etwas mehr Beschäftigte zählen die Pitztaler Gletscherbahnen: Dort sind es 100 Mitarbeiter:innen, 82 davon sind Ganzjahresstellen. „Bei uns rücken auch Frauen in männerspezifische Domänen nach. Darüber hinaus ist für uns equal pay eine Selbstverständlichkeit, Männer und Frauen bekommen bei uns für die gleiche Tätigkeit gleich viel bezahlt“, sagt die Geschäftsführerin und spricht noch einen weiteren wesentlichen Aspekt an: „Uns ist bewusst, dass wir mit unseren Bergbahnen eine große Verantwortung tragen. In den Hochgebirgstälern, in denen wir agieren, gibt es außer extensiver Landwirtschaft und Tourismus keinen Wirtschaftszweig. Wir alle bilden ein System, das gemeinsam einen nachhaltigen Wirtschafts- und Lebensraum in den Tälern gestalten und erhalten kann. Um so wichtiger ist es, dass die Bergbahnen gesund dastehen, um als Motor für die Region zu funktionieren.“


Kaunertaler Gletscherstraße im Sommer
© Kaunertaler Gletscherbahnen GmbH - Alexander Haiden Die Kaunertaler Gletscherstraße ist im Frühling und Sommer ein beliebtes Ausflugsziel.


Herausforderungen

Klimawandel, Nachhaltigkeit, Fachkräftemangel – an Herausforderungen mangelt es den heimischen Unternehmer:innen zur Zeit nicht. Die Geschäftsführerin der beiden Gletscherbahnen hat da einen pragmatischen Zugang: „Wir orten, dass die Menschen ein großes Bedürfnis haben, hinaus in die Natur zu gehen. Freizeit wird auch in Zukunft nach wie vor ein Sektor sein, der sehr viel in Anspruch genommen werden wird. Von dem her sind wir eine stabile Branche. In Anbetracht des Klimawandels ist klar, dass es Gletscher nicht mehr ewig geben wird. Aktuell haben wir noch sehr lange Saisonzeiten. Von Oktober bis Mai sind es fast 250 Skitage. Wenn man lange Skifahren kann, dann in der Höhe. Von dem her werden wir uns wahrscheinlich von Gletscherskigebieten in Winterskigebiete wandeln“, kann sie sich vorstellen. 

Monoskifahrer am Kaunertaler Gletscher
© TVB Tiroler Oberland-Kaunertal - Roman Huber Der Kaunertaler Gletscher ist bei Monobob-Skifahrer:innen und gehbehinderten Personen beliebt, auf Grund seiner Anlagen und Infrastruktur, die alle barrierefrei sind.


Bequemes und sicheres Bergerlebnis

Beide Bergbahnen – sowohl im Pitztal als auch im Kaunertal – haben gemeinsam, dass sie ihren Gästen ein sicheres und bequemes Bergerlebnis bieten, wie die Geschäftsführerin beschreibt: „Im Kaunertal haben wir die Kaunertaler Gletscherstraße, über die man komfortabel bis auf 2.750 Meter Seehöhe gelangt. Im Winter ist sie Zubringer zum Gletscherskigebiet und ab dem Frühling wird sie gerne für Ausflüge genutzt. Ende April/Anfang Mai beginnt es sich zu mischen: Einerseits wird noch Ski gefahren, andererseits kommen schon die ersten Ausflugstouristen. Die Kaunertaler Bergbahnen haben das ganze Jahr über geöffnet und es gibt einen fließenden Übergang zwischen Winter- und Sommertourismus.“ 

Mit den Pitztaler Gletscherbahnen geht‘s noch höher hinauf – bis zu 3.440 Metern Seehöhe. Das gleichnamige Cafe 3440 besticht nicht nur mit hervorragenden Kuchen, sondern auch mit einer atemberaubenden Aussicht. Vor Kurzem waren besondere Gäste dort: „Ende April war das Cafe zwei Tage lang exklusiv für einen Hollywood-Dreh reserviert. Vom gesamten Team haben wir gehört, dass sie so eine spektakuläre Aussicht noch nie genossen haben“, freut sich Rubatscher-Larcher.