100 Jahre Jais: Bunter Wissensschatz
Vor 100 Jahren hat Malermeister Josef Jais in Imst den Grundstein für ein Unternehmen gelegt, dessen Portfolio so breit wurde wie bunt. Ein besonderes Gespür für Raumgestaltung, qualitativ hochwertige Materialien, kunstfertiges Handwerk und stimmige Farben hat die DNA der Unternehmerfamilie geprägt. Thomas Jais ist in vierter Generation an der Spitze - und sagt: „Das Ganze von Null zu starten, wäre schon eine andere Challenge.“ Stimmt.
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Die Alte Sparkasse in Imst ist ein beeindruckendes Beispiel für das Können im Unternehmen. Weil nun einmal viel Können, Wissen und Respekt nötig ist, um die Fassade eines denkmalgeschützten Hauses zu sanieren. Mit diesem Prachtbau hatte die 1882 auch in Imst gegründete Sparkasse ihren eigenen Erfolg zelebriert, der den 1961 bezogenen Neubau notwendig machte. Aus jedem Neubau wird irgendwann ein Altbau und als die Alte Sparkasse in die Jahre gekommen war und ihr diffizil gestaltetes „Gesicht“ ein wenig mitgenommen aussah, begannen die Meister des Imster Malerei- und Raumausstattungs-Unternehmens Jais Living Colors so kunstfertig wie finessenreich an der Fassade zu arbeiten und die Ornamente und Figuren wieder herzustellen. So stolz wie die Alte Sparkasse seitdem wieder Blicke auf sich zieht, darf die Familie Jais darauf sein - und auch dieses Werk feiern, wenn heuer auf die so starke wie turbulente 100-jährige Geschichte des Unternehmens zurückgeblickt wird.
Starke Geschichte
„Über die ältere Generation haben wir Nachforschungen anstellen müssen“, sagt Thomas Jais. Er personifiziert die vierte Generation. Seit knapp drei Jahren leitet der Urenkel des Gründers das Traditionsunternehmen und in der Tatsache, dass er die ersten Erzählungen nicht aus direkten Überlieferungen weiß, stecken Schicksalsschläge, die nicht jedes Unternehmen verkraftet.
Malermeister Josef Jais hat das Unternehmen 1924 in Imst gegründet. Nur vier Jahre später starb er überraschend und seine Frau Maria führte den Betrieb als so genannten Witwenbetrieb weiter bis ihr Sohn Rudolf 1951 das Ruder - oder vielmehr die Pinsel, Spachteln oder Walzen - übernehmen konnte. Was Maria Jais leistete, als sie das junge Unternehmen trotz der Kriegswirren dazwischen nicht nur zum Florieren brachte, sondern auch für die Ausbildung des ersten Lehrlings verantwortlich war, ist mehr als eine Verneigung wert. Ihrem Sohn muss sie jedenfalls jenen unternehmerischen Biss mitgegeben haben, der nötig ist, um auch unter widrigsten Umständen zu bestehen, Chancen zu erkennen und zu wachsen.
1951 hat Rudolf Jais die Führung des Unternehmens übernommen. Gewachsen war der Betrieb unter seiner erfolgreichen Ägide gerade erst um das Fachgeschäft für Farben, Tapeten und Teppiche, als auch er plötzlich starb. 1978 war das. Rudolf Jais jun. war gerade im Urlaub in Italien gewesen. Neben der Trauer um den Vater wartete zuhause mit der Leitung des Unternehmens auch die Herausforderung seines auf den gerade 23-Jährigen. „Da stand ich dann. Keine Ahnung von der Malerei, keine Ahnung vom Handel“, blickte Rudolf Jais jun. vor ein paar Jahren in einem Interview zurück. Die Angestellten - seine Angestellten um genau zu sein - standen ihm zur Seite, beantworteten all seine Fragen und begleiteten ihn auf seinem Weg in die große Welt des Handwerks und des Handels, den er tatkräftig unterstützt von seiner Frau Marlene mit Bravour zu beschreiten lernte.
Chancen erkennen
Der schon traditionell gewordene Jais-Biss - zu bestehen, Chancen zu erkennen und zu wachsen - zeigte sich bei Rudolf Jais jun. beispielsweise in der Erweiterung des Unternehmens-Portfolios um das Bodenlegen - und damit die Kompetenz, Räume mit allem Drum und Dran und Drin gestalten zu können.
„Was man bei meinem Vater merkt ist, dass es einen Menschen prägt, wenn der Vater so jung stirbt. Er musste allein auf die Familie schauen und den Betrieb übernehmen“, sagt Thomas Jais - und zieht den Hut vor der Leistung seines Vaters, dem er an die Spitze des Unternehmens folgte, das seit 2019 um einen Malerei-Standort am Eingang zum Lechtal - im Außerfern - reicher ist.
„Weißenbach war nicht geplant“, erzählt Thomas Jais. Dass es doch dazu kam, mit den Raumgestaltungs-Kompetenzen auch im Bezirk Reutte zu reüssieren, ist eine Geschichte, die auch viel über die Mitarbeiter:innen-Bindung erzählt. „Ein sehr guter Mitarbeiter von uns hat sich ins Lechtal verliebt und dort seine Frau gefunden. Jahrelang ist er übers Hahntennjoch oder im Winter über den Fernpass und wieder zurück gefahren“, sagt Thomas Jais - und ergänzt: „Dann schauten wir draußen um Arbeit für ihn und haben schließlich die Filiale aufgebaut. Sie läuft super.“
Vier der insgesamt 25 Mitarbeiter:innen arbeiten in Weißenbach und alle arbeiten in einem Arbeitszeitmodell, das gefällt. „Zwei Wochen lang ist der Freitag frei, dann folgt eine lange Woche“, erklärt Thomas Jais den Modus, der eine feine Lebensqualität garantiert. Die Firmenzentrale befindet sich am Imster Stadtplatz und die Raumausstattung, die mit kundiger und feinsinniger Hand von Thomas’ Mutter Marlene Jais geführt wird, hat ihren Standort in der Imster Langgasse. „Meine Mama macht das richtig gut“, betont Thomas Jais die Kreativität, Material- und vor allem Menschenkenntnis, die nötig ist, um Räume so zu gestalten, dass sie zu ihrem Zweck passen und ebendiesen unterstreichen.
Großprojekte und kleine
Im Umkreis von 60 bis 70 Kilometern - also etwa bis Hall im Osten, dem Arlberg im Westen und all den Tälern im oberen Inntal - wickeln die Mitarbeiter:innen von Jais Living Colors und Wohnart Jais Großprojekte genauso ab, wie kleine. Und egal ob es sich um Hotelzimmer handelt, Privatwohnungen, Neubauten, Altbauten oder Büroräumlichkeiten - die Wahl der Materialien und Farben ist nie egal. „Man muss versuchen, sich in den Menschen reinzuführen und schauen, was das Beste für die Raumsituation ist“, weiß Thomas Jais um die Herausforderungen, die auch darin liegen, den eigenen Geschmack auszuschalten und die individuellen Bedürfnisse der Kund:innen zu erkennen und zu beantworten.
„Mein Papa hilft mir, wenn Not am Mann ist oder ich eine Frage habe. Da kann ich auf einen enormen Wissensschatz zurückgreifen, schließlich hat er das 40 Jahre lang erfolgreich gemacht. Dass wir das in vierter Generation machen, ist klar ein Vorteil“, weiß Thomas Jais - und sagt: „Das Ganze von Null zu starten, wäre schon eine andere Challenge.“
Der starke Familienfunke ist jedenfalls auch auf ihn übergesprungen. Nachdem er die HTL für Innenraumgestaltung und Holztechnik in Imst absolvierte, schloss er die Lehren als Maler und Bodenleger ab, strahlte 2012 über seinen Vize-Europameistertitel bei den Lehrlingsmeisterschaften im Bodenlegen, wurde Meister in beiden Gewerken und wuchs Schritt für Schritt ins Unternehmen hinein, dessen Spuren in derart vielen Gebäuden und Räumen zu finden sind, dass es echt schwer ist, sie aufzuzählen. 100 Jahre hinterlassen nun mal ihre Spuren. Schöne sind’s.
Alle Informationen unter: www.wohnart-jais.at