„Weil ich es kann“
Immer öfter findet man junge Frauen, die sich in technische Berufe vorwagen. Lena Götsch-Hütter absolviert derzeit eine Lehre zur Kraftfahrzeugtechnikerin im Autopark in Innsbruck.
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Wenn es um die Wahl der Lehrberufe bei Mädchen geht, dann sind es immer noch typische Frauenberufe wie Friseurin oder Bürokauffrau, die am höchsten auf der Wunschliste stehen. Lena Götsch-Hütter hat es in die Technik gezogen. Die 16-Jährige wollte ursprünglich Reitlehrerin oder Pferdewirtin werden. Nach einem Schnuppertag beim Autopark in Innsbruck war für sie klar: „Ich will KFZ-Technikerin werden.“
„Mein Onkel ist Mechaniker und ich habe schon als Kind immer in seiner Werkstatt mitgeholfen. Da habe ich die Leidenschaft fürs Schrauben entdeckt. Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, dass es mich selbst in eine Autowerkstatt verschlägt“, lacht die Innsbruckerin begeistert. „Ganz einfach: Weil ich es auch kann.“ Und so kam es, wie es schließlich kommen musste: „Beim Schnuppertag im Autopark habe ich die Autowerkstatt betreten, den typischen Autoduft eingeatmet und sofort gewusst: Hier bin ich richtig. Ich werde KFZ-Technikerin.“
PS-starke Frauenpower
Am 1. Oktober 2022 hat Lena ihre Ausbildung beim Autopark in Innsbruck gestartet. Der Autopark beschäftigt an 5 Standorten aktuell 240 Mitarbeiter:innen, derzeit werden rund 50 Lehrlinge ausgebildet, davon 8 Mädchen in den Bereichen KFZ- und Karosseriebautechnik. „Die Mädchen haben sich von Anfang an Gehör verschafft und haben sich sehr gut ins Team integriert“, freut sich Personalchefin Viktoria Mayr. „So haben wir am Autopark Standort Kirchdorf zum Beispiel nur weibliche Lehrlinge“.
Alte Rollenbilder brechen immer stärker auf
In Tirol gibt es im Metalltechnikbereich knapp 100 weibliche Lehrlinge. „Alte Rollenbilder aufzubrechen, ist schwierig, aber gelingt immer öfter. Rechtzeitige Berufsorientierung ist hier das Um und Auf, denn das weibliche Potenzial ist unverzichtbar. Vor allem in technischen Berufen“, so Mayr und fügt hinzu: „Mädchen haben oft viel mehr Geduld und das nötige Fingerspitzengefühl. Zudem wandelt sich die KFZ-Technik Richtung Elektronik, die technischen Hilfsmittel sind heutzutage so gut, dass bei entsprechender Leidenschaft der KFZ-Beruf von Mann und Frau ausgeübt werden kann.“ So kann auch Lena viele Aufgaben nach erst vier Monaten Lehrzeit eigenverantwortlich übernehmen: „Ich mache schon ein komplettes Autoservice mit Öl ablassen sowie Filter und Zündkerzen wechseln alleine. Bremsen wechseln kann ich auch schon.“
Den eigenen Traumberuf finden
Der Autopark setzt immer mehr auf weibliche Lehrlinge. Denn in der Werkstatt zählt die Arbeit und die gegenseitige Unterstützung, nicht das Geschlecht. So hat auch Lena ihren Traumberuf gefunden: „Ich komme mit meinen Kolleg:innen super klar. Ich finde, jedes Mädchen sollte ihren Traumberuf ausüben und sich nicht so viele Gedanken machen, ob es sich nun um einen typischen Männerberuf oder Frauenberuf handelt.“ In ihrem Freundeskreis ist die leidenschaftliche Reiterin das einzige Mädchen, das einen Männerberuf erlernt: „Ich erzähle und schwärme privat wahnsinnig gerne über meinen Arbeitsalltag. Meine beste Freundin ist jetzt auch schon so begeistert, dass sie auch mal einen Schnuppertag im Autopark absolvieren möchte.“
Entscheidungshelfer:
Schnuppertage nutzen
„Um mehr Mädchen für technische Berufe zu begeistern, braucht es aus meiner Sicht schon noch einen gesellschaftlichen Wandel“, so Viktoria Mayr. „Es fängt im Elternhaus an, ein gesundes Bewusstsein für dieses Berufsfeld zu schaffen.“ Der Autopark lädt regelmäßig Schulen zu einem „Tag der offenen Tür“ ein. Die Idee gab dem Autopark recht – letztes Jahr haben zwei Schüler:innen schließlich eine Ausbildung im Unternehmen gestartet. „Hier sollte schon in der Schule mehr für Technik und handwerkliches Arbeiten begeistert werden. Ich finde, dass man allen Schüler:innen die Möglichkeit geben sollte, in sogenannte typische Männerberufe hineinschnuppern zu können.“
Zukunft
Jetzt hat die 16-jährige Lena noch vier Jahre Lehrzeit und die Berufsschule vor sich. Wo es danach genau hingehen wird, bleibt noch offen. Denn die Möglichkeiten sind vielfältig. Sie rät jungen Frauen, nicht davor zurückzuschrecken, einen Berufsweg in den Bereichen Handwerk oder Technik einzuschlagen, sondern im Gegenteil: öfter mal auf den Bauch und das Herz zu hören. „Eine Lehre hat so viele Zukunftschancen. Den Absolvent:innen stehen alle Türen offen und die Lehre steht einer schulischen und universitären Ausbildung um nichts nach. Wir würden uns wünschen, noch mehr junge Frauen ausbilden zu können. Denn die Mischung macht es aus“, motiviert auch Personalchefin Viktoria Mayr.
Weitere Informationen unter: www.girlsday-tirol.at