„Das Einzige, was wächst, ist die Bürokratie!“
Im Tiroler Gewerbe und Handwerk herrscht trübe Konjunkturstimmung. Die Sparte fordert von der neuen Regierung ein fünf-Punkte-Programm und eine deutliche Reduktion der Bürokratie auf allen Ebenen.
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Die Auswertung der KMU Forschung Austria belegt eine gedämpfte Stimmungslage bei den heimischen Betrieben im Tiroler Handwerk und Gewerbe. Die Auftragseingänge bzw. Umsätze im 1. Halbjahr 2024 sind im Vergleich zum Vorjahresquartal wertmäßig um 3 % gesunken. Der schwache Auftragsbestand zeigt sich darin, dass 35 % der Betriebe neue Aufträge sofort ausführen könnten – im Vorjahr waren es noch 25 %. Der Blick nach vorne fällt verhalten aus: Für das 4. Quartal 2024 überwiegen per Saldo die pessimistischen Einschätzungen um -16 %. Besonders groß fällt das Minus mit -20 % in stark von der Baukonjunktur abhängigen, investitionsgüternahen Branchen aus, etwa im Holzbau oder der Metalltechnik.
Auch in konsumnahen Branchen wie Mode und Bekleidungstechnik oder dem Lebensmittelgewerbe ist der Ausblick gegenüber dem Sommer nun mit -8 % in den negativen Bereich gerutscht. „Das Gewerbe und Handwerk leidet an der allgemeinen Wirtschaftsschwäche“, erklärt Spartenobmann Franz Jirka, „der Bau und die Industrie schwächeln weiterhin, der Konsum bleibt hinter den Erwartungen. Das trifft auch das Gewerbe und Handwerk.“ Die Sparte fordert von der neuen Bundesregierung fünf konkrete Wachstumsimpulse im nächsten Regierungsprogramm.
Forderungen
Von diesen 5 Forderungen betreffen 3 den Bau, der besonders starke Rückgänge verzeichnet. Die Unterstützung aus dem Baupaket kommt bislang kaum bei Wohnbauträgern und Bauwerbern an. Daher sollten erstens Bundeszuschüsse zur Wohnbauförderung und Rückflüsse aus Förderdarlehen wieder zweckgebunden eingesetzt werden. Zweitens empfiehlt die Sparte eine Erhöhung der steuerlichen Abschreibungen (AfA) um 1 Prozentpunkt für Gebäude, deren Bau bis Ende 2026 begonnen wird. Drittens fordert das Gewerbe und Handwerk ein Ende der KIM-Verordnung im Jahr 2025, da sie die Kreditvergabe unnötig erschwert und die aktuelle Baukrise verschärft. Der vierte Impuls betrifft das gesamte Gewerbe und Handwerk: Die Sparte schlägt wie das WIFO eine befristete Investitionsprämie oder eine befristete Erhöhung des Investitionsfreibetrages vor.
Stopp des Bürokratie-Wahnsinns
Ein besonderer Dorn im Auge ist der Sparte die Bürokratie. Ein aktuelles Beispiel zeigt, womit die heimischen Betriebe zu kämpfen haben: Die EU-Entwaldungsverordnung fordert von Unternehmen eine detaillierte Dokumentation zu Rohstoffen wie Holz, Soja, Rindfleisch, Kakao und Kaffee. Betroffen sind zahlreiche Branchen – vom Fleischer über den Konditor bis hin zum Tischler und den Installateur. „Die Prüfpflichten dürfen nur für den Importeur der Rohstoffe in die EU gelten. Alle weiteren Betriebe in der Wertschöpfungskette müssen sich auf den ‚Entwaldungs-Check‘ des Importeurs verlassen können“, fordert Spartenobmann Franz Jirka. Und Rohstoffe aus Österreich wie Holz, Soja oder Rinder sollten ausgenommen sein.
„Das Einzige, was derzeit wächst, ist die Bürokratie“, betont Franz Jirka, „wir brauchen einen Stopp des Bürokratie-Wahnsinns, steuerliche Entlastungen und Investitionsanreize, um den Betrieben wieder Rückenwind zu verschaffen und unsere Arbeitsplätze langfristig zu sichern.“