„Auszeichnung und Bestätigung“
Im Interview erklärt René Föger, Geschäftsführer des zweifachen TRIGOS-Gewinners „Der Stern“ in Obsteig, wie sich Nachhaltigkeit bezahlt macht. Gerade in den aktuell so schwierigen Zeiten.
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Tiroler Wirtschaft: Der Stern war nicht nur das erste klimaneutrale Hotel Österreichs sondern hat 2012 und 2020 den TRIGOS Tirol in der Kategorie „Ökologie“ gewonnen. Wie wichtig sind derartige Auszeichnungen beziehungsweise das dabei zelebrierte „tue Gutes und sprich darüber“ für die Nachhaltigkeits-Dynamik in Tirol?
René Föger: Diese Auszeichnungen sind sehr wichtig – definitiv. Ich finde den TRIGOS unglaublich gut recherchiert, sehr transparent bewertet. Da kommt man nicht mit green washing rein, sondern nur, wenn man wirklich gut gearbeitet hat. In erster Linie ist es eine Auszeichnung für den Betrieb selbst, eine Bestätigung für den Weg und für das ganze Team ist es eine super Sache, so etwas gemeinsam erreicht zu haben. Bei allen Stakeholdern rundherum hat das natürlich eine Wirkung und dadurch wird das ein Türöffner für weitere Veränderungen. Wir konnten das positive Weiterentwickeln dadurch jedenfalls ganz massiv verstärken.
Sie haben vor Kurzem festgestellt, dass sich die zahlreichen nachhaltigen Schritte, die Ihre Familie im und mit dem Stern gesetzt hat, gerade in den aktuell so vielfältig schwierigen Zeiten bezahlt machen. Welche Fakten sind für Sie dabei besonders beeindruckend – und animierend?
Wir haben uns aus innerer Überzeugung für die Nachhaltigkeit entschieden und nicht darüber nachgedacht, wofür wir resilient sein müssen. Was sich jetzt aber herausgestellt hat, ist, dass die Energieautarkie sehr positiv und das Setzen auf erneuerbare Energiequellen jetzt auch viel günstiger ist. Im Mitarbeiterbereich ist das auch so. Bis auf den Service habe ich mein Team komplett. Wir haben so viele Lehrlinge wie noch nie, haben eine super Stimmung und konnten das ganze Team mitnehmen bis heute. Diese Loyalität ist auch ein Ergebnis des nachhaltigen Weges.
Ein dritter großer Bereich sind die Lebensmittel, die wir immer in der Region besorgt haben. Auch jetzt haben wir dadurch verlässliche Partner, die nicht sofort hupfen, bei denen sich die Preise nicht verdreifachen und wir haben auch keine Probleme, weil die Lieferwege nach China kaputt sind. Diese Verlässlichkeit haben wir auch bei den Handwerkern – den kleinen und regionalen – mit denen wir schon lange zusammen arbeiten. Das sind alles Sachen, die sich aufgrund unserer Werte ergeben und wo wir uns mit den Herausforderungen der heutigen Zeit ein bissl leichter tun.
Der jüngste Clou des Stern ist das Öko-Hallenbad, mit dem es gelungen ist, die ökologische Wildsau Hallenbad zu zähmen. Was war und ist das Besondere bei diesem Projekt?
Das besondere für mich ist, das Schwimmbad als ökologische Wildsau vereinbar zu machen mit einem nachhaltigen Weg. Das war die Herausforderung und es freut mich, dass wir das geschafft haben. Auch wenn etwas auf den ersten Blick unmöglich scheint, gibt es Wege das gut zu lösen, alle einzubinden und einen Mehrwert zu schaffen. Es gibt viele Sachen auf der Welt, wo man sagt, das kann nicht gut sein und muss komplett aufhören. Nein, es muss nicht aufhören, man muss es nur anders denken, anders einbetten und alle einbinden. Mit diesem Mehrwert ist es auch im nachhaltigen Sinne zukunftsfähig. Der Planungsprozess ist intensiver, es wird vielleicht ein bisschen teurer und ist erklärungsbedürftiger, weil es nicht von der Stange ist. Aber, es funktioniert.
Mit einem Handbuch, in dem alle Erfahrungen, Prozesse, Schritte und auch die Zahlen zur Verfügung gestellt werden, wollen sie Sie den Wissenstransfer für die Branche forcieren. Die Kopier-Einladung ist ungewöhnlich. Warum machen Sie das?
Wir sind noch dabei, das Handbuch zu erarbeiten. Wir haben aber schon Workshops – sie heißen Sternreisen – ins Leben gerufen, wo wir Partnern, Interessierten oder Institutionen einen Einblick in den Stern geben. Es gibt da eine kurze und eine lange Variante und man bekommt dabei viele Impulse und Ideen serviert. Klar kann man es kopieren, gerne, doch hat man viel mehr Freude, wenn man seinen eigenen Weg geht. Wir im Stern sind ein Tropfen auf den heißen Stein. Wir sehen uns aber als Multiplikator – auch zu Interessierten, die den nachhaltigen Weg gehen wollen. Wir sind da nicht missionarisch aber wir geben Ideen gerne weiter. Schön, wenn das mehr machen.
Das Öko-Hallenbad und der ebenso neue Erlebnis-Stadl sind die letzten Streiche. Welche werden die nächsten sein?
Im Sinne der Nachhaltigkeit werden wir ein bisschen ruhen und versuchen, in allen Bereichen wieder eine saubere Stabilität zu haben, weil die letzten Jahre wahnsinnig turbulent waren – ob durch Corona oder die ganzen Investitionen. Ja, wir wollen jetzt einmal Ruhe reinbringen und daran arbeiten, den Arbeitsplatz für unsere Mitarbeiter noch ein bisschen stressfreier und attraktiver zu machen.
Weitere Informationen: Nachhaltiges Familienhotel „Der Stern“