Kenia: Wirtschaftslage
Die wichtigsten Informationen zur kenianischen Wirtschaft – zuverlässig und aus erster Hand
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Aktuelle Lage: Wirtschaftsbericht
Kenia wird nach Angaben des IWF nach Nigeria, Südafrika und Äthiopien mit einem geschätzten BIP von 100 Mrd. USD im Jahr 2024 die viertgrößte Volkswirtschaft in Subsahara-Afrika sein. Über das vergangene Jahrzehnt betrachtet stieg der Wohlstand beständig, auch die Entwicklung im Human Development Index ist beachtlich (2005: 0,49, 2022: 0,60). Es leben allerdings noch ca. 11 Mio. Kenianer, d.s. ca. 23% der Bevölkerung unterhalb der absoluten Armutsgrenze (USD 1,90/Tag). Hier hat sich die Situation insbesondere in den Pandemiejahren verschlechtert. Der Unterschied Stadt-Land ist besonders groß, dennoch liegt die Urbanisierungsrate erst bei unter 30 %. Über die nächsten Jahre ist mit einem Ausbau zu rechnen, damit einhergehend sind zahlreiche Infrastruktur- und Wohnbauprojekte.
Besondere Bedeutung wird in Zukunft die interregionale Integration einnehmen. Am 29.3.2022 ist die Demokratische Republik Kongo als siebter Staat der East African Community (EAC) beigetreten, am 6. Mai 2022 haben sich die sieben Staaten nach jahrelangen Verhandlungen auf einen gemeinsamen Außenzoll einigen können. Somalia wurde ebenfalls am 24. November 2023 in den EAC-Block aufgenommen und ist seit 4. März 2024 Vollmitglied. Ziel der EAC ist die Schaffung eines gemeinsamen Wirtschaftsraums, der – ähnlich dem der EU – den freien Personen-, Kapital-, Waren- und Dienstleistungsverkehr zum Ziel hat und in Zukunft sogar durch eine Gemeinschaftswährung integriert sein soll. Kenia nimmt eine zentrale Rolle innerhalb der EAC ein. Es kann davon ausgegangen werden, dass die kenianische Wirtschaft (wie auch die der anderen EAC-Staaten) stark von der regionalen Integration profitiert.
Kenias Wirtschaft ist im afrikanischen Vergleich gut diversifiziert und weist eine große Dienstleistungskomponente auf. Zum BIP trägt der Agrarsektor ca. 18,2 %, die Industrie 18,6 % und der Dienstleistungssektor (hauptsächlich Tourismus und Finanzwirtschaft) 59,1 % bei. Der Anteil des Landwirtschaftssektors am BIP nimmt zwar stetig ab, ist jedoch weiterhin ein wichtiger Faktor. Schnittblumen, Kaffee, Tee sowie Früchte und Gemüse (Avocados, Mangos etc.) sind wesentliche Export-güter und bringen dem Land – neben dem Tourismus - Devisen. Im Dienstleis-tungsbereich gibt es einen soliden Finanzsektor, der als Magnet in der Region fun-giert.
Nach einem Rückgang des realen BIP von 0,3 % im Jahr 2020 (Kenias erster Rück-gang seit 1992), hat sich die Wirtschaft 2021 mit einem Plus von 7,5 % und 5,2 % 2022 gut erholt. Für das laufende Jahr ist weiterhin mit einem Wachstum von 5,0 % zu rechnen. Für das Jahr 2025 wird mit einem Wirtschaftswachstum um die 5,5 % gerechnet.
Key Facts und aktuelle Entwicklungen auf einen Blick: derBesondere Entwicklungen
Hohe Zinssätze, Eurobond und FATF-graue Liste
Nairobi seit Launch von M-Pesa bedeutendes Fintech Zentrum
Der Launch von M-Pesa 2007 hat in Kenia eine Disruption der FinTech-Branche ausgelöst, seither hat sich Nairobi zu einem bedeutenden Startup- and New-Technology-Zentrum für die gesamte Region Ostafrika herausgebildet. Es gibt zahlreiche Startup-Hubs und Co-Working-Spaces in Nairobi, von denen aus weitere Innovationen entwickelt werden. Besonders bekannte Beispiele sind Cellulant (Mobile Wallet für Landwirte), Tala (Micro-Sofortkredite über das Smartphone) und Bitsoko (Blockchain Lösung für Mobile Money).
Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich
In den Jahren vor der Corona-Krise hatten die österreichischen Exporte erheblich zugelegt, genauso wie die Importe. 2019 war ein Rekordjahr für das bilaterale Handelsvolumen – ein Aufwärtstrend, der durch die Pandemie unterbrochen wurde. Traditionell weist die Handelsbilanz einen Überschuss für Österreich aus. 2020 sind die österreichischen Exporte nach Kenia von 36,5 Mio. EUR auf 15,1 Mio. EUR gesunken. Dies entspricht einem Rückgang von fast 60 %. 2021 bedeutete einen weiteren Rückgang von 6 % auf 14,2 Mio. EUR. 2022 konnte dieser Trend wieder umgedreht werden und die Exporte stiegen um 41 % auf knapp 20 Mio. EUR. Trotz dieser erfreulichen Entwicklung ist damit allerdings bei weitem noch nicht das Vor-Krisen-Niveau erreicht. 2023 zeigte sich ein Aufwärtstrend mit einem Wachstum von 19 %.
Hauptexportgüter 2023 waren Arbeitsmaschinen mit einem Einzelpostenanteil von knapp 40 %, gefolgt von und medizinisch/pharmazeutischen Erzeugnissen (21 %) und Energiegetränke (12,5 %). Im Jahr 2023 haben sich besonders erhöhte Maschinenlieferungen (+69,3 %) positiv auf die Exporte ausgewirkt. Die österreichischen Importe haben im Jahr 2023 um knapp 7 % zugenommen und beliefen sich auf 15,3 Mio. EUR. Den Großteil stellten Schnittblumen (56 % der Gesamtimporte), Früchte (Avocado) und Macadamia-Nüsse. Als einzig nicht-agrarische Produkte spielen Kunststoffe in Primärform sowie Bekleidung (Unterbekleidung) eine nennenswerte Rolle.
In Kenia gibt es derzeit ca. zehn österreichische Niederlassungen, Repräsentanzen bzw. Projektbüros. Der Marktanteil Österreichs in Kenia ist gering und beläuft sich auf ca. 0,10 %. Der gesamte Marktanteil Österreichs in Afrika beträgt nur 1%.
Geschäftschancen für österreichische Unternehmen
Besondere Chancen für österreichische Unternehmen bestehen im Infrastrukturausbau (Hoch- und Tiefbau, Bewässerung), Gesundheitsbereich (Bau und Ausstattung von Klinken sowie Krankenhäusern), Maschinen und Ausrüstungen für kenianische Produktionsbetriebe sowie im Energie- und Umweltsektor. Letzterer umfasst vor allem des Kraftwerks(aus)bau (Turbinen), alternative Energiequellen (Geothermalenergie, Wind und Photovoltaik) sowie Waste Management und Recycling.
Auch im Sicherheitsbereich bestehen gute Chancen, da dieser aufgrund der ständig bestehenden Terrorgefahr besonders in Kenia laufend ausgebaut wird. Dies umfasst einerseits die bessere Ausstattung von Polizei und Streitkräften, andererseits auch den privaten Bereich bei Gebäudesicherheit und Zutrittskontrollen.
Im Bereich New Technologies könnten österreichische und kenianische Technologie-Anbieter in Zukunft verstärkt zusammenarbeiten und spezielle Lösungen für den ostafrikanischen Markt entwickeln (Frugal Innovation).
Statistik: Länderprofil
Einen kurzen Überblick über die wichtigsten statistischen Daten zu Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bietet das Länderprofil Kenia der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA und der Stabsabteilung Statistik.
Wichtige Wirtschafts- und Basisdaten und Informationen für eine Vielzahl weiterer Länder finden Sie auf den jeweiligen Länderseiten sowie in der Übersicht Länderprofile weltweit.
Maßgeschneiderte Informationen
Damit Ihre Marktbearbeitung in Kenia problemlos abläuft, hat unser Team vor Ort Informationen zu außenhandels- und investitionsrelevanten Fach- und Branchenthemen, die Sie jederzeit beim AußenwirtschaftsCenter Nairobi anfordern können.
Allgemeines zu Wirtschaft, Land und Leute sowie persönliche Tipps finden Sie in unserem Länderreport Kenia.
Das AußenwirtschaftsCenter Nairobi berät Sie gerne, sollten Sie weitere Fragen zu Kenia haben.
Stand: 17.06.2024