Diverse Broschüren zum Thema Kollektivvertrag sind auf einem Tisch aufgelegt
© Christian Vorhofer | WKO

Kollektivvertrag: Basis-Infos und Grundlagen

Begriff – Inhalt – Geltungsbereich – Kollektivvertragszugehörigkeit

Lesedauer: 2 Minuten

Der Kollektivvertrag ist eine Vereinbarung, die zwischen kollektivvertragsfähigen Arbeitgeber:innen- und Arbeitnehmer:innen-Verbänden abgeschlossen wird. Auf Arbeitgeber:innen-Seite kollektivvertragsfähig sind primär die Fachverbände bzw. Fachgruppen der Wirtschaftskammerorganisation. Auf Arbeitnehmer:innen-Seite kollektivvertragsfähig ist der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB).

Inhalt

In Ergänzung zu den gesetzlichen Regelungen regeln Kollektivverträge in erster Linie Rechte und Pflichten der Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen aus dem Arbeitsverhältnis. Von den Regelungen des Kollektivvertrages abweichende arbeitsvertragliche Vereinbarungen sind, soweit der Kollektivvertrag diesbezüglich nichts anderes vorsieht, nur gültig, wenn sie für den/die Arbeitnehmer:in günstiger sind.

Geltungsbereich

Ein Kollektivvertrag ist in seinem räumlichen und persönlichen Geltungsbereich

  • für alle Arbeitgeber:innen, die dem abschließenden Arbeitgeber:innen-Verband als Mitglieder angehören oder zum Zeitpunkt des Kollektivvertragsabschlusses angehört haben und
  • die bei einem/einer solchen Arbeitgeber:in beschäftigte/n Arbeitnehmer:in

verbindlich.

Welcher Kollektivvertrag ist anzuwenden?

Welcher Kollektivvertrag auf das Arbeitsverhältnis anzuwenden ist, hängt davon ab, zu welchem Arbeitgeber:innen-Verband der/die Arbeitgeber:in angehört. Ohne Bedeutung ist hingegen, ob der/die Arbeitnehmer:in der am Kollektivvertragsabschluss beteiligten Gewerkschaft angehört.

Mit dem Erwerb einer Gewerbeberechtigung ist die Mitgliedschaft bei der entsprechenden Fachorganisation in der Wirtschaftskammerorganisation verbunden. Hat diese Fachorganisation einen Kollektivvertrag abgeschlossen, ist die lückenlose Geltung des Kollektivvertrages im betreffenden Wirtschaftszweig gewährleistet.

Mehrfache Kollektivvertragszugehörigkeit

Ein Arbeitsverhältnis unterliegt immer nur einem Kollektivvertrag. Verfügt ein/e mehrfach kollektivvertragsangehörige/r Arbeitgeber:in über zwei oder mehrere Betriebe, für die unterschiedliche Gewerbeberechtigungen gelten, findet auf die Arbeitnehmer:innen der jeweils dem Betrieb in fachlicher und örtlicher Beziehung entsprechende Kollektivvertrag Anwendung.

  • Beispiel: Die X-GmbH betreibt eine Fabrik in Bruck an der Mur und einen Handelsbetrieb mit Filialen in den Landeshauptstädten. Die Mitarbeiter:innen der Fabrik unterliegen einem Industriekollektivvertrag, die Mitarbeiter:innen des Handelsbetriebes dem Handelskollektivvertrag.

Ist der Betrieb in Betriebsteile oder sonst organisatorisch oder fachlich abgegrenzte Betriebsabteilungen strukturiert, ist jener Kollektivvertrag anzuwenden, der dem jeweiligen Betrieb bzw. Betriebsteil fachlich oder örtlich entspricht.

  • Beispiel: Die Y-GmbH betreibt in Linz einen Fahrzeughandel, der von einem Verkaufsleiter, sowie eine Kfz-Werkstätte, die von einer Werkstättenleiterin geführt wird. Die Verkaufsmitarbeiter:innen unterliegen dem Handelskollektivvertrag, die in der Werkstätte tätigen Mechaniker:innen unterliegen dem Gewerbekollektivvertrag.

Liegt eine organisatorische Trennung nicht vor, ist jener Kollektivvertrag anzuwenden, der dem Wirtschaftszweig entspricht, der für den Betrieb die maßgebliche wirtschaftliche Bedeutung hat.

  • Beispiel: Herr Z betreibt mit 3 Mechanikern eine Kfz-Werkstätte mit angeschlossenem Gebrauchtwagenhandel. Der Werkstättenumsatz übertrifft das Handelsgeschäft. Alle Beshcäftigten, inklusive dem Verkaufspersonal, unterliegen dem Gewerbekollektivvertrag.

Liegt weder eine organisatorische Trennung noch eine maßgebliche wirtschaftliche Bedeutung vor, ist jener Kollektivvertrag zur Anwendung zu bringen, dessen Geltungsbereich unbeschadet der Verhältnisse im Betrieb die größere Anzahl von Arbeitnehmer:innen erfasst.


Hinweis:
„Bei diesem Inhalt handelt es sich um eine rechtliche Information aufgrund der geltenden Rechtslage bzw. Rechtsprechung. Es wird dadurch weder eine Meinung der Wirtschaftskammer, noch eine Anleitung zu einem bestimmten Verhalten wiedergegeben.“

Stand: 01.01.2025

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