WorldSkills offiziell eröffnet: Österreich fordert die großen Nationen heraus
Die 47. WorldSkills in Lyon sind eröffnet. Wo Rot-Weiß-Rot 1995 weltbeste Nation wurde, sollen Erfolge etwa in Malerei, Möbeltischlerei und Restaurant-Service fortgesetzt werden.
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Was für Österreich 1961 im deutschen Duisburg startete, wird dieser Tage in Lyon fortgesetzt: Zum bereits 47. Mal – zum zweiten Mal nach 1995 in der französischen Metropole – werden WorldSkills ausgetragen, die Weltmeisterschaften der Berufe.
Mit der imposanten "Opening Ceremony" wurde die Megaveranstaltung heute feierlich in der LDLC-Arena in Frankreichs drittgrößter Stadt eröffnet. Eingebettet ins sogenannte "OL Vallée", einen Freizeit- und Sportkomplex rund um das Groupama Stadion von Fußballclub Olympique Lyon, haben sich die WM-Vertreter im 16.000 Fans fassenden Stadion präsentiert. Mit der zeremoniellen Flaggenparade sind die 1.600 Teilnehmer der 65 teilnehmenden WM-Nationen offiziell in die Weltmeisterschaft gestartet – vor den Augen von Staatspräsident Emmanuel Macron.
Das rot-weiß-rote Team führte Schweißer Alexander Pfleger (aus St. Jakob im Walde in der Steiermark) als Fahnenträger auf die Weltbühne der beruflichen Vielfalt. Unser 47-köpfiges Nationalteam geht von Mittwoch bis Samstag (jeweils von 8 bis 17 Uhr) in insgesamt 41 Einzel- und Teamberufen auf Medaillenjagd. Schauplatz ist die 14 Hektar große – das entspricht etwa 26 Fußballfeldern – Euroexpo in Lyon, wo in 13 Hallen 59 offizielle Bewerbe sowie drei Demonstrationsbewerbe durchgeführt werden.
Kraft: "Alles ist möglich"
Im internationalen Vergleich geht Österreich als Herausforderer in die Bewerbe: Starke Vertreter:innen aus Nationen wie China, Frankreich, Indien, Japan oder Korea gilt es zu schlagen. Ein gutes Omen könnte der Blick ins Archiv sein. Denn Österreich stand auch bereits an der Spitze des weltweiten Medaillenspiegels: 1997 in St. Gallen, 1999 in Montreal – und ausgerechnet 1995 in Lyon stellte die Alpenrepublik das weltbeste Team.
SkillsAustria-Geschäftsführer Jürgen Kraft betont: "Ich habe großes Vertrauen in unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer und bin überzeugt, dass sie hervorragende Leistungen erbringen werden. Unser Praxisbezug, der eine der Stärken der österreichischen Fachkräfte ist, wird bei diesen Wettbewerben entscheidend sein. Wenn es gelingt, dieses praktische Wissen und Können umzusetzen, bin ich sicher, dass wir gute Erfolge erzielen werden. Eine Platzierung unter den Top 10 wäre schon ein herausragendes Ergebnis. Natürlich darf man von noch größeren Erfolgen träumen und hoffen – alles ist möglich."
Starke Historie
Österreich ist seit 1961 mit von der Partie: Die mit 19 Stück (5 x Gold, 8 x Silber, 6 x Bronze) meisten Medaillen durfte das Team Austria 1983 bei der Heim-WM in Linz bejubeln. Die meisten Goldmedaillen gewann Österreich 2019 bei der Veranstaltung in Kazan, Russland (6 x Gold, 5 x Silber, 1 x Bronze). Bei der letzten WM 2022 holte das Nationalteam der Berufe ebenfalls zwölf Medaillen (6 x Gold, 2 x Silber und 4 x Bronze). Insgesamt konnte Österreich bei Berufsweltmeisterschaften bis dato 230 Medaillen erobern (87 x Gold, 68 x Silber, 75 x Bronze).
Beeindruckende Leistungen
Die meisten Medaillen strichen die Maler ein: In 19 Teilnahmen eroberte Österreich 14 Medaillen – 13 in Gold, eine in Silber. Hinzu kommen drei Medallions for Excellence, die für besonders gute Leistungen nach den Medaillenrängen vergeben werden. In 89 Prozent (!) aller Antritte überrollten die heimischen Malerinnen und Maler die internationale Konkurrenz.
Die österreichische WM-Starterin lässt sich von derartigen Zahlenspielen nicht ablenken. „Um Weltmeisterin zu werden, muss alles zusammenpassen: Ein gewisses Maß an Glück gehört dazu, aber vor allem ist es entscheidend, dass ich über die vier Tage hinweg fokussiert bleibe und mich nicht von der oft lauten und hektischen Umgebung ablenken lasse. Mein Ziel ist es, an jedem der vier Tage mein Bestes zu geben und meine Fähigkeiten optimal unter Beweis zu stellen“, weiß etwa WM-Malerin Lena Prinz aus Enzesfeld in Niederösterreich.
Bärenstark sind auch unsere Vertreter:innen im Wettbewerb Restaurant-Service: Bei ebenfalls 19 Antritten servierten die Fachkräfte 13 Medaillen (8 x Gold, 2 x Silber, 3 x Bronze) sowie vier Medallions for Excellence. Macht ebenfalls eine 89 prozentige Erfolgsquote. Auch die Steinmetze können auf eine beeindruckende Bilanz verweisen: in 25 Teilnahmen gab es 13 Mal Edelmetall (4 x Gold, 4 x Silber und 5 x Bronze) sowie sieben Medallions for Excellence.
Direkt dahinter folgen die Möbeltischler: Bei 27 Wettbewerben errang das Nationalteam bislang 13 Medaillen – davon vier in Gold, drei in Silber und sechs in Bronze – sowie neun Medallions for Excellence. Damit überzeugen die rot-weiß-roten Möbeltischler in 81 Prozent der WM-Wettbewerbe.
100 Prozent Erfolgsquote
Außergewöhnliche Leistungen konnte Österreich auch in anderen Disziplinen erzielen: in den Berufen CNC-Drehen (4 x Gold, 3 x Silber, 5 x Medallions for Excellence), Konditorei (3 x Gold, 2 x Silber, 1 x Bronze und 4 x Medallions for Excellence) und im Fliesenlegen (1 x Gold, 1 x Silber, 3 x Bronze und 4 Medallions for Excellence) konnten sich „Young Professionals“ unserer Nation bei jedem Antritt eine Medaille oder eine Medallion for Excellence erarbeiten.
Zur Weltmacht ist Österreich in den letzten Jahren in der bei WorldSkills noch jungen Disziplin Betonbau avanciert. Die Ausbeute: vier Welt- und zwei Europameistertitel. Damit ist die Alpenrepublik seit fast einem Jahrzehnt das Maß aller Dinge bei internationalen Berufsmeisterschaften – eine weltweit nicht erreichte Siegesserie. (PWK334/HSP)
Fotos (© SkillsAustria/Florian Wieser)
- Feierliche Eröffnung: Schweißer Alexander Pfleger führte das insgesamt 47-köpfige österreichische Nationalteam der Berufe auf die Bühne (hier zu den Fotos)
Audio-Material – zum Download (mp3 /Transkription .doc)
- O-Ton Jürgen Kraft, Geschäftsführer von SkillsAustria
- O-Ton Lena Prinz, Malerin aus Enzesfeld, Niederösterreich
- O-Ton Benedikt Laiminger, Gartengestalter aus Itter in Tirol
- Transkription der O-Töne (Word)