Experte Christoph Pessl unterstützt von der Seitenlinie als Coach die Oberösterreicherin Lena Prinz.
© Skills Austria/Florian Wieser

WorldSkills: Das sind die rot-weiß-roten Medaillenmacher hinter den Kulissen

47 Teilnehmende aus Österreich sind ab 10. September bei den Berufsweltmeisterschaften in Lyon am Start – bestens vorbereitet von 41 Coaches. 

Lesedauer: 4 Minuten

Aktualisiert am 11.09.2024

Beim Planen, Zeichnen, Schalen und Herstellen von Pfeilern, Trägern oder Stützen ist Österreich kaum zu schlagen. Seit fast einem Jahrzehnt sind unsere Betonbauer das Maß der Dinge bei internationalen Berufsmeisterschaften – eine weltweit einzigartige Siegesserie. Die vier Welt- und zwei Europameistertitel en suite sind auch ein Verdienst von Thomas Prigl: Der stellvertretende Direktor und Lehrer für Bautechnik von der Berufsschule für Baugewerbe im 22. Bezirk steht seit 2015 den heimischen „Young Professionals“ als Coach und Experte zur Seite – mit großem Erfolg, wie die Statistik eindrucksvoll beweist.

Zwischen Saltos und Blut

„Die Skills-Wettbewerbe bieten eine ausgezeichnete Gelegenheit, um junge Menschen für eine Lehre zu begeistern. Sie zeigen den potenziellen Lehrlingen, welche Karrieremöglichkeiten ihnen offenstehen und motivieren sie, sich für eine Ausbildung in einem handwerklichen oder technischen Beruf zu entscheiden“, erklärt der Wiener Erfolgstrainer. Geübt wird seit Beginn des Jahres – unter der Woche, an den Wochenenden und auch während des unterrichtsfreien Sommers hilft Prigl seinen Schützlingen, Stefan Huber und Christoph Kurz, weiter.

Wenn man als Experte an diesen Wettbewerben teilnehme, „bringt man unweigerlich eine tiefe Leidenschaft mit“, lässt Prigl wissen. Heißt für ihn: „Wenn es für meine beiden Jungs gut läuft, mach’ ich innerlich Saltos, wenn es schlecht läuft, dann blute ich.“

Prigl selbst ist einer von mittlerweile 41 überwiegend ehrenamtlich tätigen Expertinnen und Experten im Berufsnationalteam 2024. Sie begleiten das Team zu den Weltmeisterschaften von 10. bis 15. September nach Lyon – bei der Leistungsschau treffen 1.600 ausgelernte Fachkräfte unter 22 Jahren aus 65 Nationen aufeinander.

Was die Expertinnen und Experten leisten, geht allerdings über mentale Unterstützung während des Bewerbs weit hinaus: Sie sind für die individuellen Trainingspläne der Teilnehmenden, die fachliche Vorbereitung, das Training, aber auch die Herangehensweise, die Strategie und auch die persönliche Entwicklung der Nachwuchskräfte verantwortlich. „Es geht darum, die jungen Talente ganzheitlich zu fördern, ihre Stärken zu erkennen und gezielt auszubauen. Wir müssen die richtigen Antworten finden – aufbauend auf einer guten fachlichen Ausbildung“, weiß Prigl. Nachsatz: „Wie auch im Spitzensport werden WorldSkills im Kopf entschieden. Die mentale Komponente wird immer wichtiger.“

Welt- und Europameister als Coach

Dessen ist sich auch Christoph Pessl bewusst. Der steirische Experte der Maler kennt die WM-Bühne bestens: Zwei Mal hat er sie in der Vergangenheit betreten – 2021 bei der Heim-EM hat er sie als Europameister verlassen, 2022 in Bozen als Weltmeister. Nun steht er als Coach an der Seitenlinie der Oberösterreicherin Lena Prinz: „Sie ist mit viel Einsatz und Leidenschaft bei der Sache. Ich bin überzeugt, dass sie eine tolle Performance abliefern wird“, sagt der Experte.

Jede freie Minute wird geopfert

Vorbereitet wird die Enzesfelderin vom Oststeirer etwa in den WM-Modulen „Design“, „Freie Technik“, „Tapeten“, „Lackieren“ und auf den Speedwettbewerb. „Wir haben in den letzten Wochen extrem intensiv trainiert“, opfert Pessl jede freie Minute für den WM-Traum seines Schützlings. Das obwohl sich der 23-Jährige erst vor wenigen Wochen mit seinem eigenen Malermeisterbetrieb – spezialisiert auf Innen- und Fassadenmalereien sowie auf das Streichen von Holz – selbstständig gemacht hat: „Mir ist wichtig, etwas zu bewegen, etwas weiter zu bringen“, so der Neo-Unternehmer. Im Vorjahr ist das gelungen: Der Kärntnerin Johanna Stabentheiner verhalf Pessls Expertise zu Bronze bei EuroSkills in Danzig. „Eine Medaille ist nur mit viel Arbeit, Training und Einsatz zu bewerkstelligen. Vor allem aber braucht es dazu ein starkes Team. Ich selbst habe etwa sehr vom Know-how meines Trainers Michael Tobisch profitiert. Wenn mein Wissen nun dabei hilft, anderen Medaillen zu bescheren, ist das umso schöner. Auch heuer haben wir viel vor und wollen das bestmögliche Resultat herausholen“, ist die Parade-Fachkraft schon jetzt voller Vorfreude auf die viertägige Berufsweltmeisterschaft in Lyon. 

Tiroler Pionierin mit oberösterreichischen Wurzeln

Mit im Flieger – der österreichische WM-Tross begibt sich am 7. September in die drittgrößte Stadt Frankreichs – ist auch Larissa Schneiderbauer: Die Expertin der Universität Innsbruck (Arbeitsbereich Baumanagement, Baubetrieb und Tunnelbau) coacht die steirische Teilnehmerin Magdalena Rath, die in „Digital Construction“ an den Start geht. Es ist der engagierten Pionierarbeit von Schneiderbauer zu verdanken, dass Österreich nun auch im noch jungen WorldSkills-Wettbewerb über einen strukturierten Qualifikationsprozess und starke, gut vorbereitete Teilnehmende verfügt.

„Es begeistert mich, ‚Digital Construction‘, also den Einsatz digitaler Technologien zur Planung und Überwachung von Bauprozessen, in den Vordergrund zu stellen und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Fokus zu rücken. Es ist unglaublich zu sehen, wie die Aufmerksamkeit für dieses Thema von Mal zu Mal wächst. Ein großer Teil meiner Freizeit fließt in die Vorbereitung und das Training, aber es ist jede Minute wert, um unsere Magdalena optimal vorzubereiten. Es ist sehr motivierend zu sehen, wie engagiert sie ist“, sagt Larissa Schneiderbauer.

Diese Hingabe sei nicht nur ansteckend, sondern habe der gebürtigen Oberösterreicherin aus Grieskirchen auch etwas anderes deutlich vor Augen geführt: „Durch meine Arbeit als Expertin habe ich oft gehört, dass die junge Generation angeblich nicht leistungsfähig ist. Doch meine Erfahrung zeigt das Gegenteil: Jeder Einzelne des Berufsnationalteams nimmt eine Vorreiterrolle ein. Ihr Einsatz ist beeindruckend und Inspiration für uns alle!“ (PWK320/HSP)

Fotos (Credit: Skills Austria/Florian Wieser)

  • Seriensieger: Betonbau-Experte Thomas Prigl (m.) will in Lyon mit seinen Schützlingen die nächste Medaille erkämpfen – so wie schon bei WorldSkills 2022 (Foto)
  • Der Malerwelt- und Europameister Christoph Pessl gibt nun an der Seitenlinie Vollgas. (Foto 1, Foto 2)
  • Die gebürtige Oberösterreicherin Larissa Schneiderbauer (l.) etabliert „Digital Construction“ als Expertin in Österreich. Mit Teilnehmerin Magdalena Rath kämpft sie um Gold in Lyon (Foto)

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