WKÖ-Kühnel: Lehre ist in Zeiten des Fachkräftemangels gefragter denn je
Digitales Lernpaket für Lehrlinge und Ausbilder – Steigendes Interesse von Mädchen in Tech-Berufen – klares Plus bei Lehrlingszahlen
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"Die Stimmung in der Lehre ist gut: Umfragen und Zahlen zeigen, dass die Lehre bei der jungen Generation voll im Trend ist. Österreichs junge Fachkräfte kenn ihren Wert: Acht von zehn sagen, dass die Lehre durch den Fachkräftemangel wichtiger geworden ist", freut sich Mariana Kühnel, stv. WKÖ-Generalsekretärin.
Im September 2023 befanden sich 109.488 Lehrlinge in Ausbildung, davon 103.819 in den Ausbildungsbetrieben. Das bedeutet ein Plus von 1,8 % oder 1.868 Lehrlinge. Dieses prozentuelle Plus ist im September deckungsgleich mit den Lehrlingen im ersten Lehrjahr, aktuell sind knapp 33.000 Lehrlinge in ihrem ersten Ausbildungsjahr. Die Zahl der Lehrlinge in überbetrieblichen Ausbildungen ging um 7,7 % zurück (471), was darauf zurückzuführen sein dürfte, dass der Arbeitsmarkt auch hier Lehrlinge absaugt und in die Betriebe bringt.
Neben den sehr positiven Zahlen zeigen sich weitere Trends in der Lehre: Österreichs Lehrlinge wünschen sich vermehrt Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten - etwa mit dem Erwerben von höheren Bildungsabschlüssen. Gleichzeitig ist die Ausbildung in den Lehrbetrieben am Puls der Zeit: Digitale Inhalte werden immer häufiger eingesetzt und eingefordert, digitales Lernen ist für Lehrlinge und Ausbilder inzwischen ‚State-of-the-art‘: Zwei Drittel der Lehrlinge berichten vom Einsatz digitaler Medien in den Betrieben, die Bandbreite reicht dabei vom Lernen über Plattformen, Lernvideos oder Tutorials. "Jugendliche sind always-on. Die Gen-Z muss nicht den Umgang mit dem digitalen Medium lernen, sondern wissen, woher sie ihre Lerninhalte bezieht. Umso wichtiger ist es daher, digitale und ortsunabhängige Angebote zu schaffen", so Kühnel.
Erfreulich ist weiters, dass der Anteil von Mädchen in Technikberufen stetig zunimmt: Für Labortechnik, aber auch Coding, Elektronik, Metall- und Elektrotechnik interessieren sich mehr und mehr junge Frauen. "Ich mache mir um die Lehre keine Sorgen. Die bestimmenden Faktoren sind Demografie und Digitalisierung. Die Demografie können wir nicht ändern, Österreichs Betriebe würden gerne mehr Lehrlinge einstellen als vorhanden sind. Bei der Digitalisierung haben wir es aber selbst in der Hand, neue Angebote zu schaffen und als Wirtschaftskammer setzen wir das sehr gezielt um", unterstreicht Kühnel.
Lehre: WKO schafft mit wîse up maßgeschneidertes Angebot
wîse up ist seit 2022 online und öffnet jedem Betrieb in Österreich – vom EPU bis zum Großunternehmen – die Tür zur weiten Welt der digitalen Aus- und Weiterbildung. Derzeit sind mehr als 20.000 Kursangebote und auch spezifische Inhalte für die Lehrlingsausbildung verfügbar.
Von der WKÖ wurden bzw. werden aktuell gemeinsam mit Landeskammern und Sparten für vorerst 11 Lehrberufe digitale Lerninhalte basierend auf den Inhalten von 13 Anbietern erstellt. Diese elf Lehrberufe decken mit rund 58.000 Lehrlingen bereits 54 % aller Lehrlinge in Österreich ab.
Damit können Lehrlinge zeit- und ortsunabhängig via App am Smartphone/Tablet oder am Desktop auf maßgeschneiderte Lerninhalte für ihren Lehrberuf zugreifen. Vier dieser Lehrberufe, nämlich Applikationsentwicklung mit 58 Lernpfaden, Mechatronik mit 50 Lernpfaden, Metalltechnik mit 33 Lernpfaden sowie Elektrotechnik mit 35 Lernpfaden sind bereits online. In Kürze folgen u.a. Bürokaufmann/-frau, Einzelhandelskaufmann/-frau und KFZ-Technik. An Inhalten für weitere Lehrberufe wird ebenfalls schon gearbeitet.
Kernaussagen der aktuellen market-Lehrlingsumfrage
"Österreichs Lehrlinge sind von der gewählten Ausbildung überzeugt: Die Lehre bereitet gut auf das Arbeitsleben vor, gewinnt durch den Fachkräftemangel an Bedeutung und nach einer Lehre stehen selbstverständlich weitere Bildungswege offen", betont David Pfarrhofer, Geschäftsführer des Linzer market-Instituts, zur aktuellen Lehrlingsumfrage im Auftrag der WKÖ (Durchführungszeitraum August 2023 unter 510 Lehrlingen).
Auch mit der aktuellen Situation in der Lehre sind die Lehrlinge absolut zufrieden – besonders begeistert sind Lehrlinge im 1. Lehrjahr. Im Detail schätzen die Lehrlinge die fachliche Kompetenz ihrer AusbilderInnen am Arbeitsplatz, berichten von einem sehr guten Verhältnis zu den Vorgesetzten und sind auch von den Ausbildungsinhalten und den Berufschancen angetan.
Bei den Wünschen an die Lehrlingsausbildung denkt man weniger an die eigene Ausbildung, sondern vielmehr an die Verankerung in der Gesellschaft: Die beiden wichtigsten Szenarien aus der Sicht der Lehrlinge sind eine wachsende Anerkennung für die Lehre als Ausbildung sowie die Möglichkeit, im Beruf höhere Bildungsabschlüsse zu erwerben. Als Branchen sind für die jungen Österreicher:innen aktuell jene besonders interessant, in denen man anderen helfen kann bzw. viel mit anderen Menschen zu tun hat. Zusatzausbildungen sieht man für sich daher auch besonders in den sozialen Kompetenzen sowie in neuen Technologien, Digitalisierung und Nachhaltigkeit.
Um sich über Lehrstellen oder Jobmöglichkeiten zu informieren, nutzen Lehrlinge am liebsten die Webseiten der Unternehmen, Beratungsangebote und natürlich auch das persönliche Umfeld wie Freund:innen, Eltern und Schule. Bei der Berufsinformation gewinnt aber das "echte Leben" – das Schnuppern, um Betriebe vor Ort kennenzulernen, oder Tätigkeiten selbst einmal auszuprobieren, sind besonders wichtig, um einen Eindruck vom künftigen Beruf zu bekommen
(PWK331)