WKÖ-Kühnel: Kein Wahlkampfgeplänkel auf Kosten der Lehrlinge
Lehrlingszahlen trotz Konjunkturschwäche stabil – Lehrlingseinkommen weit über Durchschnitt gestiegen, Umfrage belegt hohe Zufriedenheit
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"Die Fokussierung auf die wesentlichen Themen sollte in Wahlkampfzeiten nicht verloren gehen. Eines davon ist, dass wir in der Lehre nach dem Einbruch durch Corona wieder eine kräftige Zunahme bei den Lehranfänger:innen verzeichnet haben. Es wäre daher wünschenswert, wenn in der Diskussion die Faktenlage im Vordergrund stünde", sagt Mariana Kühnel, stv. Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Österreich.
Die Fakten zeigen: Die Zahl der Jugendlichen ist in den vergangenen 10 Jahren zurückgegangen. Dabei ist in dieser Altersgruppe der Anteil jener Jugendlichen, die eine Lehre absolvieren, aber konstant bei rund 40% Prozent geblieben.
Wer den Blick auf einen 10-Jahres-Vergleich richten möchte, sollte sich etwa die Entwicklung der Lehrlingseinkommen ansehen: Diese sind von 2011 bis 2021 um 48 Prozent gestiegen, während das Einkommen von Arbeiter:innen und Angestellten im selben Zeitraum um rund 25% angewachsen ist.
Auch der nachhaltige Rückgang in der überbetrieblichen Ausbildung zeigt, dass die Betriebe Lehrlinge gezielt aufnehmen und ein steter Schwung in die betriebliche Lehrlingsausbildung erfolgt. Selbst angesichts der schwierigen Entwicklung am Arbeitsmarkt sind die Lehrlingszahlen stabil geblieben.
Und auch die Ausbildungsbereitschaft ist unverändert hoch, obwohl den Betrieben angesichts überbordender Bürokratiebelastungen immer weniger Zeit bleibt: Mehr als die Hälfte der Unternehmen (55%) würde gerne mehr Lehrlinge ausbilden, wenn es genügend junge Bewerber:innen gäbe. Bei jenen, die bereits ausbilden, würden sogar 74% die Zahl der Lehrlinge gerne aufstocken.
"Die Lehrlingsausbildung in Österreich ist ein Turbo für eine zukünftige Karriere und ein Best-Practice-Modell, das international kopiert wird. Die Zufriedenheit der jungen Menschen ist hoch und die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe ungebrochen: Das Wahlkampfgeplänkel auf Kosten der Lehrlinge ist daher wenig zielführend", so Kühnel.
Sie verweist auf aktuelle Umfragen der WKÖ, die die hohe Zufriedenheit der Lehrlinge (77%) mit ihrer betrieblichen Ausbildung belegen und besonders hohe Wertschätzung für die fachliche Kompetenz ihrer Ausbilder:innen (82%) zeigen.
"Was wir gleichzeitig in Umfragen sehen, ist, dass sich 4 von 10 Jugendlichen mehr wertvolle Berufsorientierung vor einer Lehre wünschen und mehr Möglichkeiten, im Beruf höhere Bildungsabschlüsse zu erwerben", so Kühnel: "Hier haben wir Handlungsbedarf, einerseits um die Jugendlichen besser am Weg zum Lehrberuf zu beraten, damit sie ihre Tätigkeiten und Talente entfalten können, und andererseits neue Angebote in der Weiterbildung zu setzen – wie etwa über die Höhere Berufliche Bildung, bei der in Kürze die ersten Qualifikationen vorliegen werden."
Weitere wesentliche Themen zur Steigerung der Lehrlingszahlen betreffen etwa das Gewinnen neuer Zielgruppen für die Lehre, etwa von Jugendlichen mit Migrationshintergrund bzw. der Lehre für Erwachsene.
"Aus sozialpartnerschaftlicher Sicht und für uns als Wirtschaftskammer ist der Wert der Lehre nicht hoch genug einzuschätzen: Es gibt keine bessere Maßnahme als die duale Ausbildung, um unseren jungen Fachkräften der Zukunft einen optimalen Start in ihre berufliche Karriere zu ermöglichen. Die Lehre hat eine Aktualitätsgarantie, denn es werden die Ausbildungsinhalte spätestens alle fünf Jahre evaluiert und auf den neuesten Stand der Technologie und der Markterfordernisse gebracht", betont Kühnel und verweist abschließend auf das jüngste Lehrberufspaket, das gerade im erst – im Juli 2024 – verordnet wurde. Dieses bringt drei spannende neue und zukunftsweisende Lehrberufe: Klimagärtner:in, Fernwärmetechnik und Faserverbundtechnik.
(PWK317/HSP)