Förderung von Investitionen durch die EU: Von EFSI zu InvestEU
Die Europäische Kommission überarbeitet EU-Finanzierungsinstrumente - das bringt Möglichkeiten für österreichische Unternehmen
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Der mit 33,5 Mrd. € dotierte EFSI läuft 2020 aus und soll 2021 durch das derzeit geplante InvestEU Programm der Europäischen Kommission ersetzt werden.
InvestEU soll den Zugang zu einer Vielzahl von EU-Finanzierungsinstrumenten und Beratungsleistungen vereinfachen und verbessern sowie mehr Investoren mit Projektträgern zusammenbringen.
Was ist EFSI?
Der Europäische Fonds für Strategische Investitionen (EFSI) ist ein Garantiefonds, der es der Europäischen Investitionsbank (EIB) erlaubt, Darlehen und andere Finanzierungsinstrumente für qualitativ hochwertige Projekte bereitzustellen, die sonst nicht durchgeführt werden könnten.
Diese Darlehen sind durch den EFSI teilweise garantiert. Die EIB kann dadurch Projekte mit höherem Risikoprofil finanzieren. Der Fokus liegt auf risikoreichen, aber tragfähigen Projekten, die nachfrageorientiert vergeben werden.
Ursprünglich war der EFSI zwischen 2015 und 2018 mit € 21 Mrd. dotiert, durch die Verlängerung bis 2020 wurde diese Summe auf 33,5 Mrd. € angehoben. Geschäftsführender Direktor des EFSI ist Wilhelm Molterer.
Info: Verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten mit Ansprechpartnern
Die Finale Phase des EFSI
Der sogenannte „Juncker-Plan“ gilt als eines der wichtigsten Projekte der aktuellen Europäischen Kommission. Die bisherige Bilanz des EFSI fällt positiv aus – das formulierte Ziel von 500 Mrd. € an erwarteten mobilisierten Gesamtinvestitionen bis Ende 2020 wurde EU-weit per März 2019 bereits zu 78% erreicht. Damit sind noch 110,2 Mrd. € an mobilisierten Investitionen nötig.
Bisher wurden Finanzierungen im Ausmaß von 72,5 Mrd. € genehmigt und 55,7 Mrd. € unterzeichnet, die Investitionen von über 389,8 Mrd. € in Gang gesetzt haben sollen. Schwerpunkt waren dabei Investitionen in den Bereichen KMU (23,9 Mrd. € genehmigt), Forschung, Entwicklung und Innovation (FEI: 16,7 Mrd. €), Energie (13,1 Mrd. €) und Digitales (7,98 Mrd. €). Einzelne Investitionsprojekte können in der Schwerpunkt-Berichterstattung aufgeteilt werden: z.B. 30% Digital und 70% KMU für ein KMU in der Digitalbranche.
Genehmigte EFSI-Investitionen nach Sektoren | Stand März 2019
InvestEU als EFSI Nachfolger
EFSI | InvestEU | |
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Laufzeit | 2015 - 2020 | 2021 - 2027 |
EU-Garantie | 33,4 Mrd. € | 38 Mrd. € (Kommissions-Vorschlag) |
Zusätzliche Garantien | Nicht vorgesehen | + max. 5% an nationalen Strukturfonds-Mittel |
Erwartete Investitionen | 500 Mrd. € | 650 Mrd. € |
Schwerpunkte |
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1,3 Mrd. € beträgt der Wert bisheriger EFSI-Transaktionen in Österreich.
4,4 Mrd. € an Investitionen sollen in Österreich damit ausgelöst werden.
InvestEU soll verschiedene existierende EU-Finanzierunginstrumente zur Investitionsförderung mit dem Anspruch zusammenbringen, diese einfacher, effizienter und flexibler zu machen. Das neue Programm soll unter der Marke InvestEU gleichnamig sowohl einen Fonds als auch eine Beratungsplattform und ein Investorenportal umfassen. Die InvestEU Beratungsplattform und das Investorenportal können als Weiterentwicklung des existierenden European Investment Advisory Hubs und dem European Investment Project Portal betrachtet werden.
Der laut Kommissionsvorschlag mit 38 Mrd. € an EU-Garantien unterlegte InvestEU Fonds soll auf nachhaltige Infrastruktur (11,5 Mrd. €), KMU (11,25 Mrd. €), Forschung, Innovation und Digitalisierung (11,25 Mrd. €) sowie soziale Investitionen und Kompetenzen (4 Mrd. €) fokussieren. Diese Beträge können sich noch erhöhen, da laut Kommissionsvorschlag Mitgliedsstaaten 5% ihrer Strukturfondsmittel für InvestEU Projekte widmen können sollen. Die genaue Ausgestaltung der InvestEU Teilbereiche soll nach politischer Finalisierung von InvestEU durch Investitionsleitlinien der Kommission erfolgen. Die Plattform soll technische Unterstützung von der Planung bis zur Durchführung von Projekten liefern. Das Portal soll durch eine leicht zugängliche Datenbank Investoren und Projektträger zusammenführen.
650 Mrd. € sind das InvestEU Ziel für mobilisierte Investitionen von 2021-2027
38 Mrd. € an EU-Garantien sollen zur Verfügung gestellt werden
Ziel ist es, zwischen 2021 und 2027 insgesamt 650 Mrd. € an Investitionen zu mobilisieren. Zusätzlich zur EIB werden Finanzpartner wie die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung oder nationale Förderbanken eingebunden, um besser auf lokale und regionale Gegebenheiten einzugehen. Die Auswahl an Finanzpartnern ist noch nicht fixiert. In Österreich war bisher beispielsweise die Förderbank Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws) ein wichtiger EIB Partner. Im derzeitigen InvestEU Konzept ist vorgesehen, dass 75% der Haushaltsgarantien der EIB und 25% anderen Förderbanken zur Verfügung gestellt werden sollen.
Möglichkeiten in Österreich maximal nutzen
Von 2015 bis März 2019 wurden in Österreich zwanzig Projekte durch EFSI-Mittel (1,3 Mrd. €) finanziert, wodurch Investitionen in der Höhe von 4,4 Mrd. € ausgelöst werden sollen. Diese finanzierten Projekte zeigen, dass österreichische Unternehmen einen Mehrwert darin sehen, den EFSI für zukunftsweisende Investitionen zu nutzen. Im Bereich FEI wurden mehrere Projekte finanziert, z.B.:
- Der führende Halbleiterhersteller ams entwickelt neue Produkte im Bereich Bild-, Umgebungs- und optische Sensoren.
- KTM nutzt ein EFSI besichertes Darlehen für Entwicklungsarbeiten in den Bereichen elektrische Antriebssysteme, kooperative intelligente Verkehrssysteme, Leichtbau, neue Werkstoffe und urbane Mobilität.
- Zumtobel nutzt den EFSI im Bereich FEI, um ihre Innovationsführerschaft in der Lichttechnik auszubauen.
Weitere Projekte wie der (Wind-)Energiepark Bruck/Leitha oder auch der in Bau befindliche Bildungscampus Berresgasse in Wien profitierten von EFSI-Mitteln.
Anteil des BIP als Investitionen mobilisiert (in Prozent)
Betrachtet man die ausgelösten Investitionen in Relation zum BIP (Abbildung oben), erreicht Österreich Platz 23 von 28. Andere mittelgroße Volkswirtschaften wie Schweden, Finnland oder Irland nutzen EFSI-Mittel in einem höheren Ausmaß als Österreich. Der EFSI ist nachfragegetrieben und hat keine nationalen Quoten. Die geringe Beteiligung heimischer Unternehmen weist darauf hin, dass in Österreich ein funktionierendes Finanzierungsumfeld existiert, in dem solide Projekte unproblematisch über den Markt finanziert werden können.
Da EFSI-Finanzierungen auch auf Basis von politischen Zielen vergeben werden, können dadurch jedoch Projekte finanziert werden, die von lokalen Banken wegen ihres erhöhten Risikoprofils abgewiesen werden. Verbesserte administrative Rahmenbedingungen können der geringen heimischen Investitionsneigung für risikoreiche Projekte entgegenwirken.
Bis 2020 müssen noch 24% der 500 Mrd. € an Investitionen mobilisiert werden, um das EFSI-Ziel zu erreichen.
Um Mittel für Österreich aus dem EFSI weiter zu erhöhen und - ab 2021 - InvestEU Mittel besser zu nutzen, müssen Kommunikation, Information und Beratung über das Finanzierunginstrument gestärkt werden. Positiv ist die geplante Einbindung nationaler Förderbanken als InvestEU Finanzpartner. Die geplante Integration von Beratung und technischer Hilfe für Projektträger und Investoren bei der InvestEU Beratungsplattform kann Vorteile für kleinere Unternehmen bringen, da dadurch ein einfacher und zentraler Einstiegspunkt für Finanzierungsmöglichkeiten geschaffen wird, die vormals auf eine Vielzahl an Instrumenten verteilt waren. Wachstums treibende Strukturreformen auf nationaler und europäischer Ebene sind weiterhin essentiell, um passende Rahmenbedingungen für Investitionen zu schaffen.
EIB Finanzierung als Signal von Qualität
Finanzierungen durch EIB und EFSI bieten neben langen Laufzeiten und attraktiven Verzinsungen auch einen Signaleffekt an den Markt. Die detaillierte Projektbegutachtung durch Ingenieure und Ökonomen der EIB kann ein „Qualitätsstempel“ für Projekte und Unternehmen sein, wodurch zukünftige Investitionen unter Umständen leichter gewonnen werden können.
Fazit
EFSI und InvestEU sind sinnvolle Maßnahmen zur Mobilisierung privater Mittel für Investitionen. Die WKÖ fordert die geplante Zusammenführung von Finanzierungsinstrumenten sowie die Vereinfachung des Beratungszuganges und der Abwicklung umzusetzen.