Personen stehen in einem Rohbauraum und betrachten mit einer VR Brille ihren neu geplanten Raum während eine Person mit weißem Schutzhelm daneben ein Tablet in der Hand hält
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WIFI-Weiterbildungsbarometer 2024: Unternehmer:innen sind der Garant der beruflichen Aus- und Weiterbildung in Österreich

Für 85 Prozent der Betriebe ist Fortbildung wichtig/sehr wichtig – 22 Prozent planen, mehr zu investieren als in den vergangenen Jahren

Lesedauer: 4 Minuten

Aktualisiert am 05.09.2024

Das WIFI-Weiterbildungsbarometer 2024 zeigt: Unternehmer:innen spielen DIE zentrale Rolle in der beruflichen Aus- und Weiterbildung in Österreich: So halten 85% der Unternehmer:innen Weiterbildung für wichtig/sehr wichtig (2023: 83%). Überdies plant mehr als ein Fünftel, in diesem Jahr noch mehr in die Weiterentwicklung ihrer Mitarbeiter:innen zu investieren. Konkret sind es 22% der befragten Unternehmen, die heuer trotz des gestiegenen Kostendrucks die Mittel für die Weiterbildung der Mitarbeiter:innen aufstocken wollen (2023 waren es 18%). 

Das zeigt: Die befragten Unternehmer:innen legen großen Wert auf die kontinuierliche Aus- und Weiterbildung ihrer Belegschaft. Haupttreiber dieser Investitionen sind Innovationen innerhalb der Unternehmen, personelle Veränderungen durch Pensionierungen und Fluktuation bzw. steigender Qualifikationsbedarf. Das WIFI- Weiterbildungsbarometer 2024 ist eine Umfrage, die von IMAS International jährlich im Auftrag von WIFI Österreich durchgeführt wird. Heuer wurden dazu 300 Unternehmer:innen mit mindestens 10 Mitarbeiter:innen sowie 1.012 Erwerbstätige repräsentativ für die Gesamtbevölkerung über 16 Jahren befragt. 

„Aus- und Weiterbildung hat für Österreichs Unternehmen besonders hohen Stellenwert: Dass in diesem schwierigen Umfeld gut ein Fünftel der Betriebe noch mehr in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter:innen investiert freut uns sehr – ebenso, dass Innovation und neue Technologien ganz oben auf der Agenda stehen. Um die Kompetenzen bei Künstlicher Intelligenz zu stärken, ist Weiterbildung von essenzieller Bedeutung. Das ist auch im Interesse des Standortes: Ein staatlich finanziertes Bildungskonto könnte Weiterbildung noch gezielter fördern und die Eigenverantwortung der Arbeitnehmer:innen stärken. Eine klare Mehrheit der Erwerbstätigen und Unternehmen befürwortet diese langjährige WKÖ-Forderung: Denn es ist eine gemeinsame Verantwortung, den Turbo für Österreichs globale Wettbewerbsfähigkeit zu zünden“, sagt Mariana Kühnel, stv. Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Österreich.  

Motivation und Leistungsbereitschaft sind entscheidend

„Weiterbildung ist DER Schlüssel zur Stärkung unserer Wettbewerbsfähigkeit. Besonders erfreulich ist, dass viele Unternehmen bereit sind, vermehrt in die Qualifikation ihrer Mitarbeiter:innen zu investieren, um Innovationskraft und Anpassungsfähigkeit zu fördern. Wir dürfen hier aber keinesfalls nachlassen. Weiterbildung ist der Motor für Innovation und Wachstum, damit unsere österreichischen Unternehmen erfolgreich unsere gemeinsame Zukunft gestalten können", sagt Markus Raml, Kurator des WIFI Österreich. 

Die Ergebnisse der Umfrage heben hervor, dass von Mitarbeiter:innen vor allem Leistungsbereitschaft und Motivation erwartet werden (für 99% der Unternehmer:innen wichtig). Diese Qualitäten, gepaart mit sozialer Kompetenz (95% wichtig), sind die entscheidenden Faktoren bei der Auswahl von Mitarbeiter:innen und kommen noch vor den Kenntnissen und Fähigkeiten (89% wichtig) oder formellen Bildungsabschlüssen (für 65% wichtig). 

Nachhaltigkeit und Künstliche Intelligenz: Zwei unterschiedliche Prioritäten

Eine spannende Diskrepanz gibt es bei der Bewertung der Themen Nachhaltigkeit und Künstlicher Intelligenz (KI) im Weiterbildungssektor. Während etwa 7 von 10 befragten Unternehmer:innen das Thema Nachhaltigkeit in den nächsten vier bis fünf Jahren schon als wichtig oder sehr wichtig ansehen, trifft dies bei der Künstlichen Intelligenz nur auf etwas mehr als die Hälfte zu. „Das deutet darauf hin, dass die konkreten Anwendungsfälle von KI noch zu wenig gesehen werden. Hier gilt es, die Unternehmer:innen mit ihren unterschiedlichen betrieblichen Herausforderungen noch verstärkt abzuholen. Schließlich kann gerade der Einsatz von KI helfen, die Effizienz in unterschiedlichen Unternehmensbereichen zu steigern“, erläutert Markus Raml aus seiner unternehmerischen Praxis.

Der Kurator des WIFI Österreich verweist hierzu auf die zahlreichen Service-, Info- sowie Aus- und Weiterbildungsangebote der WIFIs und der Wirtschaftskammern Österreichs zum Thema Künstliche Intelligenz. 

Generell variieren die Wünsche an Weiterbildungsangebote je nach Thema stark: Bei Nachhaltigkeit und Green Skills sind multithematische Angebote von Energieeffizienz bis nachhaltiges Ressourcenmanagement gefragt, während bei Künstlicher Intelligenz Kenntnisse im jeweiligen Fachbereich und im Umgang mit KI-Tools im Vordergrund stehen. 

Zufriedenheit und Herausforderungen in der berufstätigen Bevölkerung

Die Hauptmotive der Erwerbstätigen sind die gezielte Weiterbildung bei einem bestimmten Thema (81%), positive oder nützliche Erfahrungen vorangegangener Weiterbildungen (77%), der Wunsch, Neues kennenzulernen (77%), sowie Weiterbildungsangebote des Unternehmens (60%). 

Es besteht aber noch viel unausgeschöpftes Potenzial: 46 Prozent der Erwerbstätigen messen dem lebensbegleitenden Lernen sehr große und 43 Prozent einigermaßen große Bedeutung bei. Eine andere Verteilung zeichnet sich bei der persönlichen Umsetzung: Hier konnten in den vergangenen drei Jahren nur 29 Prozent ihr Vorhaben zur Aus- und Weiterbildung sehr stark und 48 Prozent einigermaßen umsetzen. Als Haupthindernisse werden überwiegend ein unpassendes Alter („fühle mich zu jung bzw. zu alt für Weiterbildung“) und Zeitmangel genannt. 

Dringlichkeit staatlicher Unterstützung

Das WIFI-Weiterbildungsbarometer 2024 zeigt deutlich, dass die Initiative zur Weiterbildung tendenziell vom Unternehmen selbst kommt, wobei die letzte Weiterbildung durchschnittlich zu 54 % von den Arbeitgeber:innen finanziert wurde. Ein Drittel der Beschäftigten zahlte selbst (32 %), während rund ein Achtel (13 %) staatliche Unterstützung erhielt. Eine absolute Mehrheit der Unternehmer:innen befürwortet die Einführung eines staatlich finanzierten Bildungskontos bzw. würde sich eine Aufstockung der staatlichen Förderungen im Bereich Weiterbildung wünschen.

Der Ruf nach Aufstockung der staatlich finanzierten Weiterbildung oder einem staatlich finanzierten Bildungskontos ertönt aber auch von einer Mehrheit der Erwerbstätigen. „Das WIFI ist ein verlässlicher Kompass für die berufliche Aus- und Weiterbildung in Österreich und unterstützt die Menschen und Unternehmen mit einem breiten Spektrum an Kursen und Trainings dabei, ihre beruflichen Fähigkeiten zu erweitern, damit sie für die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt gerüstet sind. Daher unterstütze ich den allgemeinen Ruf nach staatlichen Anreizen für berufliche Aus- und Weiterbildung“, so Tatjana Baborek, Institutsleiterin WIFI Österreich. 

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