Statistisch belegt: Lehre bietet aussichtsreichste Erwerbskarrieren
WKÖ-Kühnel: Erwerbsmonitoring zeigt hohe Relevanz der dualen Ausbildung für den Arbeitsmarkt – raschester Jobeinstieg, vom Start weg attraktive Einkommen
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In einer Sonderauswertung hat die Statistik Austria den Karriereverlauf von 511.000 Lehr-Absolvent:innen zwischen 2008 und 2020 untersucht. „Die Studie belegt eindrucksvoll, wie essenziell die Lehrlingsausbildung für den österreichischen Arbeitsmarkt und Wirtschaftsstandort ist“, kommentiert Mariana Kühnel, stv. Generalsekretärin der WKÖ, die Ergebnisse: „In Österreich ist die duale Ausbildung ganz klar die tragende Säule der berufspraktischen Qualifizierung, um die wir international beneidet werden. Gerade angesichts des Fachkräftemangels wird die Ausbildungsleistung der Betriebe immer bedeutender. Von dieser profitieren seit vielen Jahren zuverlässig rund 40 Prozent der 15-Jährigen eines jeden Jahrganges: Dass eine Lehre die aussichtsreichsten und zukunftssichersten Erwerbskarrieren ermöglicht, ist jetzt auch mit Zahlen belegt.“ Das unterstreicht auch das Ergebnis einer aktuellen Erhebung der WKÖ, durchgeführt von market: „Knapp 80 Prozent der Lehrlinge sagen, dass durch den Fachkräftemangel die Lehre noch wichtiger geworden ist“, so Kühnel.
Die Erhebung der Statistik Austria bestätigt:
- Die Lehre ermöglicht den mit Abstand raschesten Jobeinstieg aller Ausbildungsformen: Da ein Großteil der Auszubildenden von ihren Lehrbetrieben übernommen wird, dauert es im Median nur 1,3 Monate bis zur Aufnahme der ersten Erwerbstätigkeit. Bei AHS-Abschlüssen dauert der Berufseinstieg rund 4,5 Monate.
- Die Verdienstmöglichkeiten sind besonders attraktiv: Eineinhalb Jahre nach Abschluss verdienten Lehrabsolvent:innen im Median 2.418 Euro brutto, mehr als nach Abschluss von BHS (2.386 Euro), BMS (2.206 Euro) oder AHS (1.905 Euro).
- Eine Lehre bietet hohe Arbeitsplatzsicherheit: Vier von fünf Absolvent:innen (79 Prozent) einer Lehre sind 18 Monate nach dem Abschluss in Erwerbstätigkeit. Der Wert wird nur von BHS-Absolvent:innen übertroffen (84 Prozent), bei den anderen Ausbildungsformen ist der Anteil geringer (BMS: 73 Prozent, AHS 36 Prozent).
- Immer öfter wird die duale Ausbildung mit Matura kombiniert (Lehre mit Matura, Duale Akademie): Die Zahl der Personen mit Matura bzw. Maturaniveau ist von 3,8 (2008) auf 8,6 Prozent (2020) deutlich gestiegen.
- Das Einstiegsalter von Lehrlingen steigt: Am häufigsten wird eine Lehre zwischen 17 und 19 Jahren abgeschlossen (57,9 Prozent). Fast ein Viertel der Absolvent:innen war aber 20 bis 24 Jahre alt, ein knappes Fünftel 25 Jahre oder älter.
- Geschlechterunterschiede gibt es in der Wahl des bevorzugten Lehrberufs zwar weiterhin, allerdings ist hier etwas in Bewegung geraten: Es entscheiden sich immer mehr junge Männer und Frauen für Lehrberufe abseits der ausgetretenen Pfade.
„Die Investition der Betriebe in unsere Fachkräfte der Zukunft besitzt enorm hohen Wert - für die Standortsicherung, für einen stabilen Arbeitsmarkt und auch für die individuellen Erwerbskarrieren“, so Kühnel. „Dass es immer mehr ältere Lehrlinge und auch mehr Lehrlinge mit Matura gibt, zeigt, dass die duale Ausbildung nicht nur als Erstausbildung attraktiv ist, sondern auch als Option zur Höherqualifizierung junger Menschen in einem zweiten Anlauf oder als praxisnaher Königsweg zum raschen Berufseinstieg für Umsteiger:innen.“ Das sei ein wichtiger Anknüpfungspunkt, um die Berufsinformation künftig noch passgenauer aufzusetzen und das „Matching“ von Lehrstellenangebot und -nachfrage zu verbessern, so Kühnel abschließend. (PWK361/HSP)