Nicole Lurger: Die Welt-Unternehmerin

Die Unternehmerin des Jahres im Porträt

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 11.03.2023

Nicole Lurger heißt die „Unternehmerin des Jahres“ in der Kategorie Export. Die alleinerziehende Mutter hat in 18 Monaten ein erfolgreiches Logistikunternehmen aufgebaut.


Auch heute noch können Kinder einen Karriereknick für Frauen bedeuten. Nicht so bei Nicole Lurger. Die Oberösterreicherin hat kurzerhand ihr eigenes Unternehmen gegründet, um Kinder und Karriere unter einen Hut zu bekommen. Wie wichtig die beiden Buben – drei und fünf Jahre alt – für ihre Entscheidung waren, zeigt sich auch im Namen der Firma FML Logistik. Die Initialen stehen für Felix und Maximilian Lurger. "Als Angestellte einer Speditionsfirma hatte ich das Gefühl, nicht ausreichend Zeit für meine Kinder zu haben. Da war der Gedanke naheliegend, sich selbstständig zu machen und von Zuhause aus zu arbeiten", erklärt Lurger. Auch, wenn ihr die Entscheidung nicht leicht fiel: "Ich hatte schon eine gehörige Portion Bauch- weh bei der Sache. Allerdings hatte ich auch großes Glück. Ich wurde von allen Seiten unterstützt, und ohne meine Eltern wäre es auch sicher nichts geworden."

Weltweit maßgeschneiderte Transporte

Egal ob eine Palette oder 300 Tonnen Stückgewicht, Nicole Lurger kümmert sich in ihrer Firma um jeden Auftrag persönlich. "Das ist der Vorteil einer ,One-Wo- man-Show‘ und auch mein USP", erzählt die junge Unternehmerin lachend. Seit sie im März 2018 ihre Spedition gegründet hat, geht es kontinuierlich aufwärts. Dass sie aber so schnell so erfolgreich sein würde, hat sie sich selbst nicht träumen lassen: "Für das erste Jahr hatte ich mir einen Umsatz von 400.000 Euro vorgenommen. Geworden ist es schlussendlich eine Million Euro, Tendenz steigend." Ihr Unternehmen ist auf Schwergut, überdimensionale Frachten und Maschinentransporte – kleinere und mittlere Projekte, die nicht von der Stange sind – spezialisiert. "Mittlerweile habe ich mehr als 50 Partner und transportiere alles, vom Packerl bis zum Container, nicht nur innerhalb Europas, sondern auch bis China oder Costa Rica", erklärt Lurger. 

Gründungsphase im Schnelldurchlauf

Wenn Lurger über die Gründung ihres Unternehmens erzählt, werden ihre Kraft und ihre Entschlossenheit so richtig spürbar: "Ich habe relativ kurzfristig den Entschluss gefasst, mich selbstständig zu machen. Und ja, es war ein Abenteuer." Am Anfang standen vor allem Fragezeichen: "Wie akquiriere ich Kunden, mit welchem Steuerberater arbeite ich, welche Versicherungen muss ich abschließen und vieles mehr. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt." Gedacht, getan, und Schritt für Schritt ging Lurger ihren Weg in die Selbstständigkeit. Bei Gewerbeschein, Logo und Homepage, Wahl eines Steuerberaters und der richtigen Versicherung, Überlegungen zur Kundenakquisition und Gestaltung der Buchhaltung war das Gründerservice der WKO ein wichtiger Partner: "Das war eine tolle Anlaufstelle. Man hat mir mit viel Know-how bei meinen Fragen weitergeholfen."

Gute Kunden, starke Partner

Ein gutes Händchen für starke Partner hat Nicole Lurger auch weiterhin bewiesen.

Denn in ihrer Branche geht es auch um große Summen, die vorfinanziert werden müssen. "Viele fragten sich natürlich, wie ich das schaffe, aber dank eines starken Partners in Hamburg, der mir von Anfang an zur Seite stand und mir vertraute, war das kein Problem." Vertrauen brachten ihr auch ihre Kunden entgegen. Und ihr erster Auftrag war auch gleich spektakulär: "Es war ein Transport mit der Transsibirischen Eisenbahn nach China. Das werde ich sicher nie vergessen." Mühelos war es freilich nicht immer, wie sich Lurger erinnert: "Ich bin derzeit schon sehr gut ausgelastet, aber in der Anfangszeit habe ich Ma- schinenhersteller im Raum Oberösterreich angerufen und mich einfach vorgestellt. Natürlich klappt das nicht beim ersten Mal und man muss dranbleiben, aber bei zehn Anrufen bleibt ein Kunde hängen."

Durchhaltevermögen und klare Ziele

Dass sich Lurger in einer männerdominierten Branche durchgesetzt hat, liegt vielleicht auch an ihrem Motto: "Bei mir gilt nicht die Masse, sondern die Qualität. Lieber weniger Aufträge, und die dafür gut abwickeln. Qualität ist mein oberstes Credo." Dazu gehört es auch, dass sie gerne tüftelt und bei komplizierten Transportanfragen nahezu aufblüht. Ohne ein großes Maß an Organisationstalent und die Freude an effizientem Arbeiten sollte man laut Lurger ohnehin lieber keine Karriere in der Logistikbranche anstreben.

"Für jeden Beruf braucht man eigene Skills. Aber auf jeden Fall Durchhalte- und Durchsetzungsvermögen. Von nichts kommt nichts. Da ist es egal, ob man Friseurin oder Mechanikerin wird. Man soll an sich glauben und sich nicht unterkriegen lassen, Rückschläge als Lernprozess sehen und einfach weitermachen."

Weitere interessante Artikel
  • Hochwasser
    Unwetter: Soforthilfen für Unternehmen auf dem Weg
    Weiterlesen
  • Vizepräsidentin Martha Schultz
    WKÖ-Schultz zum Weltfrauentag: Österreichs Frauen in der Wirtschaft sind selbstbewusste Gestalterinnen
    Weiterlesen