30 Jahre EU-Mitgliedschaft - die Wirtschaftsbilanz
Fakten und Daten der Wirtschaftskammer Österreich
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Vor 30 Jahren, am 12. Juni 1994, haben sich zwei Drittel (66,64 Prozent) der Bevölkerung für den EU-Beitritt Österreichs entschieden. Die Bilanz der Wirtschaft nach 30 Jahren zeigt: Österreich hat durch mehr wirtschaftliche Dynamik stark profitiert. Durch die EU-Mitgliedschaft ist Österreichs Wirtschaft im Schnitt um +0,7 Prozent pro Jahr stärker gewachsen.
Außenhandel: Mehr Exporte, mehr Wohlstand
Österreichs Betriebe haben die Chancen von Ost-Öffnung und EU-Beitritt erfolgreich genutzt. Exporte nach Europa sind Rückgrat unseres Wohlstands.
- Unsere Betriebe profitieren von Einsparungen von rund 2,7 bis 6,85 Mrd. Euro jährlich durch den Wegfall von Zollkontrollen und Wartezeiten.
- Der Abbau von nichttarifären Handelsbarrieren und die gegenseitige Anerkennung von Prüfzeugnissen sichert Unternehmen Einsparungen von 15 bis 20 Prozent des Warenwerts. Das erleichtert vor allem KMU den Markteintritt.
- Die EU ist heute unsere wichtigste Exportregion und Wohlstandmotor: 70 Prozent des Außenhandels werden mit EU-Ländern abgewickelt.
- Österreich hat seine Exporte in die anderen EU-Mitgliedstaaten in den vergangenen 30 Jahren vervierfacht - von 33 Mrd. Euro im Jahr 1995 auf 137 Mrd. Euro im Jahr 2023 (Statistik Austria).
- Allein die Exporte in die fünf Mitgliedstaaten Ungarn, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Polen haben sich seit unserem EU-Beitritt 1995 mit einem Anstieg von 10 Mrd. auf 30,8 Mrd. Euro im Jahr 2023 verdreifacht.
- Immer mehr Betriebe nutzen ihre Chancen im Export – und schaffen damit in Österreich Wohlstand und Arbeitsplätze: Die Zahl der österreichischen Exporteure stieg von rund 12.000 im Jahr 1989 (Ostöffnung) auf mittlerweile 63.700 (Quelle: AWO 2024).
In Summe verzeichnet Österreich mit den „neuen“ EU-Mitgliedstaaten einen permanenten Handelsbilanzüberschuss.
Direktinvestitionen: Mehr Chancen, mehr Jobs
Mit dem EU-Beitritt ist der Standort Österreich für ausländische Direktinvestitionen deutlich attraktiver geworden. Das hat uns internationale Betriebe, hochwertige Jobs und neue Chancen für KMU gebracht.
- Der Bestand an ausländischen Direktinvestitionen in Österreich hat sich seit 1995 mehr als verzehnfacht: von rund 16 Mrd. Euro im Jahr 1995 auf rund 194 Mrd. Euro im Jahr 2022 (OeNB, 2023).
- Multinationale Unternehmen sind überdurchschnittlich forschungsintensiv, produktiv und zahlen höhere Löhne. Sie bieten große Chancen für Zulieferbetriebe, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen.
- Internationale Arbeitsteilung ist generell Quelle für Innovation und höhere Wettbewerbsfähigkeit. Die EU-Mitgliedschaft war und ist für Standortentscheidungen wichtig, da die Konzerne in Österreich produzieren und zum Großteil die umliegenden Märkte beliefern.
Europäische Forschungs- und Technologiepolitik: Mehr Zukunft für Österreich
Der europäische Forschungsraum eröffnet für Österreichs Wirtschaft neue Möglichkeiten. Bei Forschung & Entwicklung ist Österreich in Europa Netto-Empfänger: Wir erhalten mehr Rückflüsse, als wir in das EU-Budget einzahlen.
- Forschung ist die Grundlage für Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit – auch für KMU. Die Teilnahme an EU-geförderten Forschungsprojekten trug zur Verdoppelung der österreichischen Forschungsquote bei (von 1,53 Prozent auf 3,2 Prozent des BIP). Gemeinsam mit Schweden, Belgien und Deutschland ist Österreich damit eines der vier Länder, in dem die europäische Zielsetzung einer Forschungsquote von 3 Prozent erfüllt wird. Nach Schätzung der Statistik Austria wird 2023 wieder eine kräftige Steigerung der Gesamtausgaben für Forschung und Entwicklung von etwa 8 Prozent auf insgesamt 15,5 Mrd. Euro erwartet.
- Das aktuelle EU-Forschungsrahmenprogramm Horizon Europe (Start 1. Jänner 2021) ist mit 95,5 Mrd. Euro ausgestattet. Das entspricht einer 30-prozentigen Steigerung im Vergleich zum Vorläuferprogramm Horizon 2020.
- Österreich ist bei den Forschungsausgaben der EU ein Nettogewinner: Auf Österreich entfallen 3,5 Prozent der Horizon-Europe-Fördermittel, die an die EU-27 gehen. Der Anteil Österreichs an den nationalen Beiträgen der Mitgliedsstaaten zum EU-Haushalt beträgt jedoch nur 2,5 Prozent. (FFG, Stand 16.10.2023)
Regionalförderungen: Mehr für unsere Regionen
Von der Förderung regionaler Projekte profitieren nicht nur Regionen, sondern auch die Betriebe vor Ort. Künftig werden verstärkt digitale und ökologische Transformation unterstützt.
- Rund 6,2 Mrd. Euro an EU-Förderungen sind von 1995 bis Ende 2020 an regionalpolitische Projekte in Österreich geflossen.
- Mit den nationalen – öffentlichen und privatwirtschaftlichen – Kofinanzierungen wurde ein Gesamtinvestitionsvolumen von rund 25 Mrd. Euro umgesetzt, das auch unseren Betrieben in den Regionen nachhaltig genutzt hat.
- Die EU-Strukturfonds haben Wohlstandsunterschiede zwischen den Regionen reduziert, absolut haben alle Regionen an Wohlstand gewonnen.
- Am 2. Mai 2022 hat die Kommission ihre Partnerschaftsvereinbarung mit Österreich angenommen, in der Österreichs kohäsionspolitische Investitionsstrategie in Höhe von 1,3 Mrd. Euro für den Zeitraum 2021-2027 festgelegt wird. Die Mittel werden Österreich bei der Förderung des wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalts unterstützen, wobei der Schwerpunkt auf wichtigen EU-Prioritäten wie dem grünen und dem digitalen Wandel liegt.
Alle bisher genehmigten Projekte mit Projektbeschreibungen:
- 2021-2027: Projektlandkarte - EU-Förderung für regionale Entwicklung
- 2014-2020: Projektlandkarte - IWB/EFRE
Erasmus: Mehr Bildung, Mehr Internationalität
Österreichs Betriebe brauchen exzellente Fachkräfte mit internationalen Erfahrungen. Das ERASMUS-Programm ist eine Erfolgsgeschichte für junge Menschen und unsere Unternehmen. ERASMUS für Jungunternehmer fördert unternehmerische Erfolgsgeschichten für morgen.
- Bis Ende 2022 haben insgesamt mehr als 13 Millionen Personen aus 33 Ländern am ERASMUS-Programm teilgenommen. Für die Periode 2021-2027 verfügt Erasmus+ über ein Budget von 26,2 Mrd. Euro, was im Vergleich zum Vorläuferprogramm (2014-2020) fast doppelt so hoch ist.
- Seit 1992 ist alleine die Anzahl der ERASMUS-Studierenden aus Österreich im Ausland von 893 auf 17.954 im Jahr 2022 gestiegen.
- In der Periode 2014–2020 profitierten 120.205 Teilnehmer aus Österreich von Austauschprogrammen, die mit 352 Mio. Euro aus EU-Mitteln finanziert wurden.
- Von 2021 bis 2027 erhält Österreich im Rahmen von ERASMUS+ rund 666 Mio. Euro.
- Das Programm „Erasmus für Jungunternehmer“ (EYE) unterstützt seit 2009 erfahrene und aufstrebende Unternehmen aus ganz Europa dabei, Wissen und Know-how auszutauschen und ihr Unternehmen und ihr berufliches Netzwerk zu erweitern. Bis 2022 wurden 10.000 Unternehmeraustauschprogramme durchgeführt.
„Next Generation EU“: Mehr möglich machen
Mit dem Aufbauinstrument „NextGenerationEU“ in der Höhe von 750 Mrd. Euro, davon 312,5 Mrd. Euro an Zuschüssen, hat die EU ein gemeinsames Finanzierungsinstrument geschaffen, um die Auswirkungen der Covid-Pandemie auf Wirtschaft und Gesellschaft abzufedern. Österreichs Wirtschaft werden dadurch wichtige Zukunftsinvestitionen ermöglicht.
- Österreich erhält durch „NextGenerationEU“ Zuschüsse in Höhe von rund 3,75 Milliarden Euro. Damit werden unter anderem die Finanzierung des Reparaturbonus für Privatpersonen, die Digitalisierungsoffensive KMU. DIGITAL sowie die Transformation der Industrie (insb. Automobilindustrie) unterstützt.
- Das Förderprogramm KMU.DIGITAL läuft seit dem Jahr 2017 und wird von den heimischen Unternehmen sehr gut angenommen: Mittlerweile wurden über 25.000 geförderte Digitalisierungsinitiativen unterstützt und Zuschussmittel in Höhe von 25 Millionen Euro ausbezahlt.
- Am Reparaturbonus beteiligen sich österreichweit derzeit über 3.100 Partnerbetriebe. Seit seiner Einführung Ende April 2022 wurden bereits rund 840.000 Bons eingelöst – davon allein rund 480.000 Bons im Jahr 2023.
- Mit dem ergänzenden „REPowerEU-Kapitel“ des Aufbauplanes stehen Österreich bis 2026 zusätzlich 210,3 Millionen Euro zur Verfügung, die dazu beitragen sollen, den Übergang zur sauberen Energie zu beschleunigen, die Energieversorgung zu diversifizieren und die Energieeffizienz zu verbessern.