Standort Österreich: Zukunftsfähig nur mit der Industrie
Als wesentliche Säule der Wirtschaft setzt die Industrie mit ihren großen und kleinen Unternehmen bedeutende Impulse.
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Die Industrie ist eine der wichtigsten Sparten der Gewerblichen Wirtschaft. Zahlenmäßig wenig Unternehmen hebeln enorme Wirtschaftsleistungen und sind unabkömmliche Akteure im heimischen Wirtschaftsgeflecht. Die Industrie besteht aber nicht nur aus Großunternehmen. 87 % der Unternehmen der Industrie sind kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit bis zu 250 Beschäftigten. Diese KMUs sind vielfach Familienunternehmen, die am Standort historisch gewachsen sind und regional stark verankert sind — und gleichzeitig mit ihrer Exportperformance brillieren und über die heimischen Grenzen hinweg rege tätig sind.
Vier von zehn Euro an Produktion kommen aus der Industrie
Bei den Leistungskennzahlen ist die Industrie Spitzenreiter in der Gewerblichen Wirtschaft, keine andere Sparte hält derart hohe Anteile: 41 % des Produktionswertes bzw. 23 % Wertschöpfung der Gewerblichen Wirtschaft stammen aus den Unternehmen der Industrie (rechtliche Einheiten). 25 % der Bruttoinvestitionen der gesamten Gewerblichen Wirtschaft werden in einem heimischen Industrieunternehmen getätigt. Die KMU und Großunternehmen der Industrie Österreichs erwirtschafteten im Jahr 2022 gemeinsam rund 263 Mrd. Euro an Produktionswert bzw. 54 Mrd. Euro an Wertschöpfung und investierten rund 10 Mrd. Euro.
Die Metalltechnische Industrie, die Chemische Industrie und die Elektro- und Elektronikindustrie zählen zu den wertschöpfungsstärksten Fachverbänden der Industrie. Sie verbuchten 2022 die höchsten Bruttoinvestitionen und beschäftigen im Jahresdurchschnitt die meisten Personen. Viele Beschäftigte vereinen zudem etwa auch die Fahrzeugindustrie, die Holzindustrie oder die Bauindustrie. Das Branchenspektrum in der Industrie ist breit gefächert, jeder Fachverband hat, basierend auf den historischen Strukturen, seine eigenen Charakteristika und kann bei unterschiedlichen Kenngrößen punkten.
Soweit eine kurze Strukturanalyse. Das Datenspektrum der Leistungs- und Strukturerhebung reicht aktuell bis zum Jahr 2022. Wie sich dieses Strukturbild in den Folgejahren ändern wird, muss sich erst zeigen. Die Herausforderungen des heurigen und letzten Jahres für die Industrie waren nicht unwesentlich. Die Transformation der Industrie hat ihren Lauf genommen. Europäische und nationale Vorgaben wollen nicht enden. Der Rahmen zu Agieren und das industrielle Umfeld haben sich in den letzten Jahren für Industriebetriebe enorm gewandelt - und in vielerlei Hinsicht leider nicht zum Positiven.
Multiple Krisen und mannigfaltige Herausforderungen
Seit mittlerweile zwei Jahren durchläuft die Industrie eine besonders herausfordernde Phase. Die Konjunkturaussichten sind alles andere als rosig. Laut Experten gibt keine Anzeichen einer nahenden Industrieerholung, der Auftragsmangel verlängert die Rezession in der Industrie. Gestiegene Energie- und Faktorkosten und verunsichernde Signale vom wichtigsten Handelspartner Deutschland erhöhen die konjunkturellen Sorgen. Hinzu kommt die Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu den Mitbewerbern. Sinkende Aufträge und eine in höherem Tempo eingeschränkte Produktion in der Industrie machen sich zunehmend in sinkender Beschäftigung bemerkbar. Die Arbeitslosenquote in der Sachgütererzeugung erreicht den höchsten Stand seit drei Jahren. Zudem schwächelt der Export zuletzt erkennbar. Die gedrückte Stimmung in der Industrie und am Bau übertrugen sich über den Sommer immer mehr und stärker auf die Dienstleistungsbereiche.
Aufgrund von Zurückhaltung fehlen relevante Zukunftsinvestitionen vielerorts. Bereits im Jahr 2023 blieb die Investitionsdynamik vor allem in der Herstellung von Waren gedämpft, 2024 dürfte sich die Investitionen erneut rückläufig entwickeln, so ein Kernergebnis der WIFO-Investitionsbefragung. Die Industrie ist einer der entscheidenden Investoren am Standort. Es braucht geeignete Rahmenbedingungen für Investitionen, Beschäftigung und industrielle Aktivität. Möge Österreich ein Standort für die Industrie bleiben.
Autorin:
Mag. Sandra Lengauer
E-Mail: sandra.lengauer@wko.at