Kostentreiber Verwaltung – BSI-Umfrage liefert Details
Informationen der Bundessparte Industrie
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Laut einer Umfrage der Bundessparte Industrie (BSI) erwarten Industrieunternehmen deutliche Steigerungen der bereits jetzt hohen Verwaltungskosten, insbesondere durch das EU-Lieferkettengesetz.
Nach der Ankündigung ihrer Präsidentin Ursula von der Leyen Mitte September – „Whatever it takes“ für die Wettbewerbsfähigkeit – ist die Europäische Kommission zur Tat übergegangen und hat eine Reihe von Initiativen gestartet, darunter ein Entlastungspaket, um die Verwaltungsbelastung für KMU um mindestens 25% zu reduzieren. Legislativ umfasst dieses Paket strengere Regeln für Zahlungsverzug, die insbesondere kleinen Unternehmen Kosten im Wettbewerb ersparen sollen, sowie Vereinfachungen im Steuerrecht für KMU, die in mehreren Mitgliedstaaten tätig sind. Daneben enthält es auch Initiativen wie einen EU-KMU-Beauftragten, der über die konsequente Umsetzung eines KMU-Tests für alle Gesetzesvorschläge wachen soll, und Vereinfachung von Verwaltungsverfahren, um mögliche Doppel- und Mehrfachbelastungen bei Meldepflichten zu verhindern. Auch sollen die Schwellenwerte für die Definition von KMU überprüft werden, um diese an die aktuellen Gegebenheiten – Stichwort Inflation – anzupassen und mehr Unternehmen an den genannten Erleichterungen teilhaben zu lassen.
Die Kommission hat auch mehrere öffentliche Konsultationen gestartet: Die Öffentlichkeit ist dazu aufgerufen, zu Legislativvorschlägen für konkrete Verwaltungsvereinfachungen, etwa im Bereich der Meldepflichten im Umweltrecht, Stellung zu nehmen. Die Bundessparte Industrie wird sich intensiv an diesen Konsultationen beteiligen (weiterführende Links untenstehend).
Parallel dazu hat die Bundessparte Industrie eine Blitzumfrage unter Unternehmen aller Branchen gestartet, um eine Zahlenbasis des Verwaltungsaufwandes zu schaffen. Über den Sommer hinweg wurden Firmen zu ihren Aufwänden in den Bereichen Betriebsanlagen- und Umweltrecht, branchenspezifische Regulatorien (etwa Chemikalienrecht), Arbeitnehmer:innenschutz, freiwillige betriebliche Maßnahmen (in der Zwischenzeit in vielen Märkten notwendig) und anderes befragt. Außerdem wurden sie zu einer Einschätzung und ihren Erwartungen zu Kostensteigerungen in der Zukunft sowie den möglichen Kostentreibern gebeten. Erste, ernüchternde Zahlen liegen nun vor.
Insgesamt haben 15 Unternehmen aus 8 Bundesländern und 5 Branchen teilgenommen. Die Hälfte davon sind KMU mit weniger als 250 Beschäftigten und im Schnitt 56,5 Mio € Umsatz. Wenn man die Zahlen der Publikation „Österreichs Industrie Kennzahlen 2022“ zugrunde legt, betragen die jährlichen Kosten für Verwaltung für alle Unternehmen rund 15% des durchschnittlichen EBITs (Gewinn vor Zinsen und Steuern). Für KMU beträgt dieser Anteil erschreckende 35%.
Von den in der Umfrage berücksichtigten Unternehmen wird erwartet, dass die Verwaltungskosten in den nächsten fünf Jahren um etwa 21,5% anwachsen. Auch zukünftig zeigt sich die überdurchschnittliche Belastung von KMU, die mit einer Kostensteigerung von mehr als 23% rechnen. Überproportionale Steigerungen werden insbesondere durch marktnotwendige Maßnahmen (etwa Zertifizierungen) und branchenspezifische Regulatorien erwartet. Die genannten Kostentreiber sind unter anderem das vieldiskutierte europäische Lieferkettengesetz (Corporate Sustainability Due Diligence Directive) sowie die Wünsche und Anforderungen von Geschäftspartnern und Kunden. Die geschätzten Belastungen sind am unteren Ende der wahren Kostenbreite anzusiedeln. Einige teilnehmende Unternehmen haben darauf explizit hingewiesen.
Diese Aufwände müssen naturgemäß erwirtschaftet werden, was bedauerlicherweise durch die anwachsende Regelungsdichte zunehmend erschwert wird. Strengere nationale Regelungen in Österreich („Gold Plating“), die über europäische Mindestvorgaben hinausgehen und teilweise völlig über das Ziel hinausschießen, tun ihr Übriges. Umso wichtiger ist die auch mit Hilfe der Umfrage geschaffene Zahlenbasis um faktenbasiert diskutieren und entscheiden zu können. Und sie hilft der Wirtschaft, gezielt an den genannten Konsultationen teilzunehmen und den politischen Entscheidungsträgern konstruktives Feedback zu geben.
Weiterführende Links:
- Administrative burden – rationalisation of reporting requirements (Frist 18.11.2023)
- Postponement of deadlines within the Accounting Directive for the adoption of certain ESRS (Frist 19.12.2023)
- Proposal for a DIRECTIVE on the simplification of reporting obligations in environmental legislation (Frist 19.12.2023)
- Rationalisation in reporting obligations (Frist 19.12.2023)
- Proposal for a Decision Amending Directive 2014/62/EU as regards certain reporting requirements (Frist 19.12.2023)
- Rationalisation of reporting obligations (Frist 19.12.2023)
- Reporting reduction package - amendments to the ESA, ESRB and InvestEU Regulations (Frist 29.12.2023)
Autor:
Clemens Rosenmayr
E-Mail: Clemens.rosenmayr@wko.at