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Sparte Handel

Stufe 3: Klimastrategie im Handel erstellen

Nachhaltiger Handel – ein 5-Stufen-Leitfaden

Lesedauer: 14 Minuten

23.09.2024

Das Thema Nachhaltigkeit im Geschäftsalltag des Handels betrifft mehr Bereiche als nur den Energieverbrauch. Finden Sie hier Leitfäden und Checklisten, die auf einer allgemeineren Ebene einen guten ersten Einblick geben.

Willkommen zur 3. Stufe des 5-Stufen Leitfadens zur Klimaneutralität im Handel.

Zur Erinnerung, in Stufe 1 ging es um die Definition von Unternehmensgrenzen bzw. Grenzen der Organisation und die Erfassung der Aktivitätsdaten nach Scopes. In Stufe 2 wurden diese Aktivitätsdaten mithilfe von Emissionsfaktoren in CO2-Äquivalente umgerechnet. In Stufe 3 erfolgen nun die Definition von Klimazielen und die Ausarbeitung von Maßnahmen zur Vermeidung und Reduktion von THG-Emissionen.

Mit der THG-Bilanz der vorangegangenen Stufe ist nun der Ist-Zustand Ihrer THG-Emissionen erfasst. Bei der nun folgenden Formulierung von Klimazielen werden prinzipiell zwei Ansätze verfolgt, die durch folgende Fragen charakterisiert werden:

  1. Was können wir reduzieren?
  2. Was müssen wir reduzieren?

"Was können wir reduzieren?" spiegelt in einem ersten Erhebungsschritt wider, welche Einsparungsmöglichkeiten entlang der Lieferkette für ein Unternehmen nach derzeitiger Einschätzung möglich und machbar sind („Bottom-Up-Betrachtung“ – also von unten nach oben).

Der zweite Ansatz "Was müssen wir reduzieren?" orientiert sich an den wissenschaftlichen Berechnungen der notwendigen THG-Reduktionen (bzw. des globalen CO2-Restbudgets), um die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad bzw. 1,5 Grad zu begrenzen. Die Science Based Targets Initiative (kurz SBTi) ist eine prominente Vertretung dieses Ansatzes, in dem nicht nur Kalkulationsvorgaben definiert werden, um den individuellen Beitrag zur Einhaltung des 1,5 Grad Ziels zu berechnen, sondern über die sich Unternehmen öffentlich zur Erreichung von Zielen verpflichten können.

Das Besondere an der wissenschaftlichen Herangehensweise der SBTi ist, dass Reduktionsvorgaben mittels absoluter Zielvorgaben erfolgen. D.h. Unternehmen verpflichten sich konkret dazu, ausreichenden Einsparungen umzusetzen, sodass z.B. 2030 nur mehr 1,5 t CO2eq in der THG-Bilanz von Scope 1, 2 und nur mehr 10 tCO2eq in der Bilanz von Scope 3 stehen.

Das Besondere daran? Auch wenn sich in den Unternehmenskennzahlen Änderungen ergeben – also z.B. der Produktabsatz um 20% steigt und damit noch mehr eingespart werden muss, um dieses absolute Klimaziel zu erreichen – so ändert dies nichts an dieser Zielvorgabe.
Ein absolutes Klimaziel wird deshalb als ambitionierter eingestuft – grundsätzlich sollte die Ziele einer Klimastrategie "smart" sein, d.h. spezifisch, messbar, ambitioniert, realistisch und terminiert ("S.M.A.R.T.").

Doch auch relative Klimaziele sind denkbar, führen aber nicht zwingend zu einer Reduktion der Emissionen, da man in einem solchen Fall zwar Maßnahmen setzt, um die Intensität zu reduzieren (z.B. Reduktion der Emissionen pro umgesetzten Euro um 40 %), bei einem entsprechenden Anstieg der Geschäftsaktivitäten (z.B. Anstieg des Umsatzes um 45 %) werden so in absoluten Zahlen jedoch mehr Emissionen verursacht als zuvor und dann von einer Einsparung zu sprechen kann an einigen Stellen "im falschen Hals" landen.

Jeder Leitfaden wird von einer Checkliste begleitet, mit der Sie Ihren Status überprüfen können. Damit sehen Sie auf.



Inhaltsverzeichnis

Schritt 1: Bottom-Up-Betrachtung – welche Reduktionsmaßnahmen kommen in Frage?

Schritt 2: Top-Down-Betrachtung – rein rechnerisch notwendiger Reduktionspfad (optional)

Schritt 3: Festlegung der Klimaziele

Schritt 4: Fahrplan ("Roadmap") erstellen und Maßnahmenplan vervollständigen

Kleines Glossar

Schritt 1: Bottom-Up-Betrachtung – welche Reduktionsmaßnahmen kommen in Frage?

Nehmen Sie sich Ihre Klimabilanz aus Stufe 2 zur Hand und schauen Sie sich an, in welchen Bereichen Ihr Unternehmen besonders viel Emissionen verursacht. Dann überlegen Sie, welche Möglichkeiten Sie zur Reduktion in diesen Bereichen haben.

Dokumentieren Sie Ihre Überlegungen und beantworten Sie am besten dabei gleich die folgenden Fragen:

  1. Was betrifft die Maßnahme?
    z.B. ein verkauftes Produkt, den Energieverbrauch, …
  2. Auf welchen Scope (1, 2, 3.x) hat die Maßnahme einen Einfluss?
  3. Wie lässt sich die Maßnahme kurz beschreiben?
  4. Welche Schritte sind zur Umsetzung der Maßnahme notwendig?
    z.B. Abstimmung mit Lieferanten, Recherche zu Stromtarifen, etc.
  5. Wer muss zur Umsetzung der Maßnahme eingebunden werden? Wer ist hauptverantwortlich?
  6. Ab wann kann die Maßnahme umgesetzt werden?
  7. Was kostet die Maßnahme (ungefähr)?
  8. Wie viel spart die Maßnahme ein?
    d.h. an kg Verpackung, an km Flugzeugtransport, an kWh Strom, an CO2eq (wobei wichtig ist, dass hierzu die gleiche Umrechnung wie in Ihrer Bilanz herangezogen wird, um vergleichbar zu bleiben)…
  9. Wie viel "Mehreinsatz" gibt es?
    d.h. wird ein Transportweg durch Flugzeugfracht mit Bahnfracht ersetzt, so spart man sich die km Flug ein, muss sie aber mit km Bahn gegenrechnen
  10. Statusverfolgung?
    Hier können sie zusätzliche Anmerkung und das Datum der Erfassung eintragen, so wie konstant weiterverfolgen, wie weit sie mit dieser Maßnahme sind.
Grafik mit Maßnahmen zur Vermeidung und Reduzierung von Emissionen
© HDE | Bundessparte Handel, WKÖ Maßnahmen zur Vermeidung und Reduzierung von Emissionen (Auswahl), HDE und Bundessparte Handel

Schritt 2: Top-Down-Betrachtung – rein rechnerisch notwendiger Reduktionspfad (optional)

Um ein realistisches Gesamtbild zu erhalten, wird empfohlen, zu Ihrer Bottom-Up-Maßnahmensammlung den Gegencheck zu machen, und einmal auszurechnen, wie viel Sie mit Ihrer Ausgangslage einsparen müssten, um klimaneutral zu werden.

Eine Variante laut SBTi ist ein "near-term"-Ziel (also eines in naher Zukunft), bei dem rein rechnerisch im Bereich von Scope 1 und 2 jedes Jahr 4,2 % an Emissionen linear bis 2030 in ihrer Menge im Vergleich zum Startjahr ("Basisjahr") reduziert werden müssen.

Ergänzend hierzu wir ein "long-term"-Ziel (also eines weiter entfernt), bei dem rein rechnerisch bis z.B. 2050 gegenüber dem Startjahr in Summe 90 % der Emissionen nicht mehr ausgestoßen werden, eingeführt.

Für Scope 3-Einsparungen kann hier zwischen einer linearen, jährlichen Reduktion von 2,5 % und 4,2 % gewählt werden – je nach dem, wie ambitioniert ein Unternehmen ist.

Das klingt nun wieder alles sehr mathematisch und theoretisch – wie würde das in unserem Beispiel aus Stufe 2 aussehen?

20232024202520262027202820292030
Scope 1+2 (market-based)kg CO²eq1602,311535,021467,721400,421333,131265,831198,531131,23
Reduktion um 4,2 % kg CO²eq - 67,30
Scope 1+2 (location-based) kg CO²eq 2940,902817,382693,872570,352446,832323,312199,792076,28
Reduktion um 4,2 % kg CO²eq - 123,52

Zur Tabelle: Generisches Beispiel für 80m² Verkaufsfläche und 20.000 km Fahrleistung, Scope 1+2 market-based und location-based Emissionen – SBTi angelehntes "near-term-target 2030" 

Tabelle
© Bundesparte Handel, WKÖ Generisches Beispiel für 80m² Verkaufsfläche und 20.000 km Fahrleistung, Scope 1+2 market-based Emissionen – SBTi angelehntes near-term-target 2030

Interpretation:
Für ein "near-term" Ziel in 2030 ergibt sich nach dieser Betrachtung der "market-based" Emissionen also eine Ziel-Bilanz von 1.131,23 kg CO2eq (oder 1,13 t CO2eq), wenn die Klimastrategie an der Erreichung des 1,5°-Ziels anlehnt. Dies bedeutet konkret, dass bei einem Ausgangswert (d.h. "Wert im Basisjahr 2023") von 1,6 t CO2eq so viele Maßnahmen in Scope 1 und 2 umgesetzt werden müssen, sodass 471,08 kg CO2eq (oder knapp 30 %) einspart. Das entspricht etwa 210 Litern Benzin oder (bei einem Schnitt von 6 Litern/100 km) ca. 3.502 km, die nicht mehr mit dem PKW gefahren werden. Möchte man diese Menge im Scope 2-Bereich einsparen, so entspricht das ca. 6.111 kWh – oder (bei 0,6 kWh pro zubereiteter Tasse) in Summe 10.185 Tassen Kaffee.

Ein Blick auf die Kombination von "near-term"-Ziel 2030 und "long-term"-Ziel 2050 liefert im Beispiel das folgende Ergebnis:

202320302035204020452050 
Scope 1+2 (market-based)kg CO²eq2817,381131,23888,48645,73402,98160,23 
Scope 1+2 (location-based)kg CO²eq2940,902076,28630,731185,181739,64294,09 

Zur Tabelle: Generisches Beispiel für 80m² Verkaufsfläche und 20.000 km Fahrleistung, Scope 1+2 market-based und location-based Emissionen – SBTi angelehntes "near-term-target 2030" und "long-term-target 2050"

Tabelle
© Bundesparte Handel, WKÖ Generisches Beispiel für 80m² Verkaufsfläche und 20.000 km Fahrleistung, Scope 1+2 market-based und location-based Emissionen – SBTi angelehntes near-term-target 2030 und long-term-target 2050

Interpretation:
Ein hinsichtlich der Zeitspanne gut argumentierbares Klimaziel wäre neben dem vorherigen aus 2030 auch der Blick 10 Jahre weiter auf 2040. Hier wäre rein rechnerisch eine Bilanz in Scope 1+2 (market-based) von 645,7 kg CO2eq (oder 0,65 t CO2eq) in Anlehnung an SBTi gefordert – was einer Reduktion um etwa 60% der Emissionen entspricht. Das wären Einsparungen in der Höhe von 12.409 kWh Strom, oder 2.068 h (das sind knapp 86 Tage) durchgehender Betrieb einer kleinen Sauna mit 6 kW Leistung.

Probieren Sie die gleiche Übung auch für Ihre Scope 3 Emissionen. Sie sehen, dass bei einer Gesamtbetrachtung am Ende einiges an Einsparung von Ihnen verlangt werden würde. Der Vorteil von Ihrer eigenen Klimastrategie ist nun, dass diese theoretische Anlehnung als "roter Faden" verwendet werden kann, aber keine strenge Vorgabe ist, wenn Sie entsprechend transparent kommunizieren, auf was Sie sich wie stürzen.

Schritt 3: Festlegung der Klimaziele

Haben Sie einen Überblick über für Ihr Unternehmen machbare Aktionen und Reduktionsmaßnahmen gefunden, geht es nun darum, mit diesem Wissen realistische Klimaziele zu formulieren. Haben Sie auch in Schritt 3 Ihre theoretischen Ziele in Anlehnung an die 1,5° kalkuliert, dann machen Sie einen ersten Abgleich, wie viel Sie von diesen theoretisch notwendigen Emissionen mit Ihren bereits gefundenen Maßnahmen erreichen würden.

Hierbei gilt die Faustregel:
Zunächst wird versucht, alle unnötigen Emissionen zu vermeiden. Kann nichts weiter vermieden werden, wird versucht, einzusparen – also den Emissionsausstoß zu reduzieren. Kommt man auch mit der Reduktion nicht mehr weiter, kann man sich über Kompensation – also den Ausgleich der restlichen Emissionen über entsprechende Projektunterstützungen Gedanken machen.

Grafik
© HDE Abbildung: Das grundlegende Prinzip zur Erreichung der Klimaneutralität

Formulieren Sie zunächst neben konkreten auch weniger konkrete Ziele. Hier finden Sie ein paar ausgewählte Beispiele:

  • Reduktions-Ziel in Scope 1+2 (market-based): Umstellung auf nachhaltige Energieträger und somit Reduktion um 94,6% der Scope 1+2 market-based-Emissionen bis 2030
    zugehörige Maßnahmen: Umstellung auf 100 % emissionsfreien Strom + Tausch des Hybrid-PKWs gegen ein E-Fahrzeug
  • Reduktions-Ziel in Scope 1+2 (location-based): Reduktion von 2,9 t CO2eq auf 1,8 t CO2eq bis 2030 bzw. -40 %
    zugehörige Maßnahmen: Umstellung auf LED-Beleuchtung (siehe auch Leitfaden Beleuchtung), Abschalten der Beleuchtung über Nacht, Reduktion der Zuluft außerhalb der Geschäftszeiten (siehe auch Leitfaden Effiziente Regelungstechnik) + Umstieg auf Öffentliche Verkehrsmittel und somit Reduktion der PKW-nutzung
  • Reduktions-Ziel in Scope 3.1: Reduktion um 148 kg CO2eq bis 2035 bzw. -29 %
    zugehörige Maßnahmen: komplette Umstellung auf digitale Buchhaltung und Vermeidung von Kopierpapier + Vermeidung von Werbeflyern + nachhaltigere Materialien von T-Shirt und Hose in Abstimmung mit Lieferant:innen

Schritt 4: Fahrplan ("Roadmap") erstellen und Maßnahmenplan vervollständigen

In seinem Fahrplan zur Klimaneutralität definiert und dokumentiert ein Unternehmen Maßnahmen zum Erreichen der Ziele, sowie die Organisation der betrieblichen Umsetzung.

Wurden die Klimaziele definiert, gilt es daher nun, THG-Emissionen entsprechend zu vermeiden, zu reduzieren und die unvermeidbaren Emissionen zu kompensieren – und das mit einem sinnvollen, machbaren und kontrollierbaren Zeitplan zu hinterlegen.

Es sind wichtige Key Performance Indikators (KPIs oder Leistungskennzahlen), Verantwortlichkeiten, Ressourcen und eine Zeitplanung je Maßnahme festzulegen. Mit den KPIs lassen sich die Effekte der gesetzten Maßnahmen überprüfen.

Über ein regelmäßiges Controlling sollten also der Status der Bearbeitung und die Wirksamkeit der Maßnahmen nach deren Umsetzung überprüft werden, sodass bei Bedarf auch Korrekturentscheidungen zeitnah getroffen werden können. Die Wirksamkeit lässt sich in der Regel durch regelmäßig aktualisierte THG-Bilanzen ermitteln.

Die Kür:
Zur Festlegung der Prioritäten dienen unter anderem die Ergebnisse einer vertieften Wesentlichkeitsbewertung der klimawirksamen Emissionen. Je nach Komplexität kann es sinnvoll sein, eine Szenarienbetrachtung durchzuführen, die den Entscheidungsprozess unterstützt.

Das sollten Sie noch wissen:
Während die Vermeidung oder Reduktion von Emissionsmengen einen direkten Einfluss auf das Klima hat, liegt die Kompensation außerhalb der Wertschöpfungskette des Unternehmens. Besonders dadurch ist die Kompensation von Emissionen nicht nur negativ behaftet (viele Klagen der NGOs rund um das Thema Greenwashing haben die genutzten Kompensationsprojekte als Kernthema) sondern auch für Laien extrem schwierig zu bewerten. Eine Kompensation Ihrer Emissionen sollte daher nicht nur an letzter Stelle stehen, sondern auch gut überlegt und mit Expert:innen abgestimmt sein – sofern Sie diese in Ihrer Klimabilanz und am Ende des Tages der zugehörigen Kommunikation verwenden wollen.

Hier finden Sie außerdem eine Auswahl weiterer Maßnahmenoptionen nach Scopes:

Scope 1:

  • Investition in Energieeffizienzmaßnahmen und neue Technologien:
    Vermeidung von Gas als Energieträger durch Elektrifizierung (z. B. via Wärmepumpen); Umstellung des Kälteversorgungssystems auf alternative Kältemittel, Beleuchtung auf LED umrüsten, eigener klimafreundlicher Fuhrpark für Lieferungen, Gebäudedämmung verbessern (siehe auch unsere Leitfäden zum Thema Konditionieren und Energiespartipps )
  • Optimale Einstellung von Lüftung, Kühlung und Heizung.

Scope 2:

  • Eigene oder externe Stromversorgung aus erneuerbaren Energien, effizientere Beleuchtung (siehe auch LINK[ )
  • Die Umstellung auf Grünstrom ist eine relativ schnell umsetzbare Maßnahme, jedoch ist beim Einkauf darauf zu achten, dass der Strom mit dem Grünstrom-Label der Umweltverbände zertifiziert ist.

Scope 3:

  • Nachhaltige Mobilität für Mitarbeiter:innen und Kund:innen
  • Implementierung klimarelevanter Kriterien bei der Wahl der geführten Produkte, inkl. Anpassung der Einkaufsrichtlinien und langfristig angelegter Dialog mit Lieferanten (PCF, Verpackungen > Multiplikatoren für die Emissionen in der Wertschöpfungskette nutzen)
  • ökologische Reinigungsmittel verwenden
  • nachhaltige Banking-Angebote nutzen

Spätestens an dieser Stelle dürfen Sie sich einmal selbst "auf die Schulter klopfen" – denn die Vorarbeiten wurde alle geleistet: auf Stufe 1 haben Sie alle relevanten Daten gesammelt, auf Stufe 2 haben Sie diese durch Wahl der richtigen Emissionsfaktoren in CO2-Äquivalente umgerechnet und auf dieser Stufe haben Sie auf dieser Ausgangsbasis das ganze in einen Fahrplan für die Zukunft gegossen.

Damit dieser Fahrplan aber nicht nur Theorie bleibt, muss auf der nächsten Stufe sichergestellt werden, dass Sie auch Ihren ausgearbeiteten Plan in die Tat umsetzen können. Weiter geht es daher auf Stufe 4 mit der Integration des Ganzen in Ihre Unternehmensprozesse.


Kleines Glossar

Bezeichnung Erklärung
Treibhausgase und THG- Emissionen

Emissionen sind Teilchen, Stoffe oder Strahlung, die in die Atmosphäre freigesetzt werden. Treibhausgase (kurz THG – im Englischen GHG für GreenHouseGas), die in die Atmosphäre freigesetzt werden, wirken ähnlich wie das Glas in einem Gewächshaus:

 Sie absorbieren die von der Erdoberfläche abgestrahlte Sonnenwärme, halten sie in der Atmosphäre fest und verhindern, dass sie in den Weltraum entweicht. Der Treibhauseffekt sorgt dafür, dass es auf der Erde wärmer ist, als es sonst der Fall wäre.

Viele Treibhausgase kommen natürlich in der Atmosphäre vor, die Aktivitäten der Menschen der letzten Jahrzehnte haben jedoch die Menge an Treibhausgasen in der Atmosphäre massiv erhöht. Der vom Menschen verstärkte Ausstoß von THG-Emissionen führt nun dazu, dass die Atmosphäre in immer mehr Schichten mehr Wärme aufnimmt und sie auf der Erde hält. Infolgedessen wird der Treibhauseffekt in der verstärkt und das Klima unseres Planeten verändert. (Weiterführende Informationen finden sich auf der zugehörigen Seite der EU)

Jedes Treibhausgas hat seine spezifische Verweildauer in der Atmosphäre, von Wochen (Aerosole) bis zu Jahrtausenden (Schwefelhexafluorid lt. Earth System Knowledge Platform ESKP).

Scope 2 – market-based Eine "market-based" Betrachtung der Scope 2 Emissionen spiegelt die Emissionen laut dem eingekauften Tarif wider. Zahlen Sie also mehr an Ihren Energielieferanten für einen emissionsfreien Tarif, so fließt der zugehörige Emissionsfaktor laut Ihrem Liefervertrag in die market-based Darstellung hinein. Tarifwechsel als Maßnahme werden auch nur in dieser Betrachtung sichtbar.
Scope 2 – location-based Als Gegenstück zur market-based-Betrachtung stellt die "location-based"-Kalkulation dar, welche Emissionen aufgrund Ihres Standorts tatsächlich durch die Stromnutzung anfallen. Dies ist unabhängig des gewählten Stromtarifs und orientiert sich rein an dem im lokalen Netz verfügbaren Strommix.
CO2-Äquivalente

Um die Wirkung verschiedener Treibhausgase vergleichbar zu machen, wird ihre Auswirkung auf die Erderwärmung im Vergleich zu derselben Menge an CO2 angegeben, man spricht hier von CO2-Äquivalenten (z.B. angegeben in t CO2eq oder t CO2e).

Eine Tonne Methan zum Beispiel fließt als 25 t CO2eq in die Treibhausgas-Statistiken ein.

Product Carbon Footprint

Beim Product Carbon Footprint (kurz PCF) handelt es sich um die Summe aller Emissionen, die einem Produkt durch Herstellung (inkl. eingesetzter Materialien) und Transport bis zum Endkunden (cradle-to-gate) bzw. sogar etwaige Emissionen durch Produktnutzung und Entsorgung (cradle-to-grave) zuzuschreiben sind.

Die Angaben sind üblicherweise in g CO2eq oder kg CO2eq und müssen über entsprechende Modelle berechnet werden.

Klimaschutzmanagements Ziel eines ganzheitlichen Klimaschutzmanagements ist es, die verursachten Emissionen zu erfassen und zu vermeiden, sowie relevante Emissionsquellen an den Unternehmensstandorten und der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette auf ein absolutes Minimum zu reduzieren.
unvermeidbaren Emissionen Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es noch kein Unternehmen, das völlig ohne THG-Emissionen auskommt. Deshalb können nicht-vermeidbare Emissionen – ein durchaus schwer definierbarer und umstrittener Begriff – die an einem Ort entstehen, durch Klimaschutzprojekte an einem anderen Ort wieder ausgeglichen werden. ("Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung", Kyoto-Protokoll)

Der vorliegende Leitfaden wurde mit freundlicher Genehmigung von der HDE Klimaschutzoffensive des Handels übernommen. Aktualisierungen und Anpassungen auf österreichische Rahmenbedingungen wurden von Expert:innen der AEA (Austrian Energy Agency) durchgeführt.

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