Übersetzung im Zeitalter der automatischen Textgenerierung
"Hello Future"-Veranstaltungsreihe, Teil 3: Mensch mit oder gegen die Maschine
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Der dritte Teil unserer Veranstaltungsreihe "Hello Future!" befasste sich mit der professionellen Übersetzung im Zeitalter der automatischen Textgenerierung. "Mensch mit oder gegen die Maschine" lautete der Titel des Vortrages des Herrn Dr. Samuel Läubli von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.
Als Experte im Bereich Mensch-Maschine-Kommunikation unterrichtet er dort Translationstechnologie und Künstliche Intelligenz. Seine Präsentation ging von 5 Behauptungen aus, die allgemein unter Sprachdienstleistern kursieren. Diese Behauptung betrafen die Qualität, die Datensicherheit, die Eignung von der Maschinellen Übersetzung, die Verwendung des Post-Editings und die Zukunft von CAT-Tools. Er versuchte mit Ergebnissen aus der Forschung darauf zu antworten um diese dann mit den Teilnehmer:innen zu diskutieren.
Aus seiner Sicht steigt zwar die Qualität von maschineller Übersetzung, aber sie kommt nicht an die Qualität der Humanübersetzung heran. Es ist zu erwarten, dass dies noch weiter so sein wird, denn die maschinelle Übersetzung derzeit satzbezogen und nicht kontextbezogen. Dies könnte sich aber in den nächsten fünf Jahren schon ändern, ein Schritt, der die maschinelle Übersetzung enorm verbessern könnte.
Die Untersuchung, ob sich einige Textsorten besser für maschinelle Übersetzungen eignen oder nicht hat Folgendes ergeben. Schon jetzt sei es unerheblich, welche Textsorten mit MÜ übersetzt werden. Als nächstes wurde detailliert beleuchtet wie Post-Editing zun betrachten sei. Für Dr. Läubli gehört auch Post-Editing zum Übersetzungsprozess. Er würde nicht zwischen Übersetzen, Post-Editing oder Revision unterscheiden. MÜ ist nur ein Tool mehr im Übersetzungsprozess. Er empfiehlt aus diesem Grund, in der täglichen Arbeit MÜ, CAT-Tools und Terminologiedatenbank immer mitlaufen zu lassen um den Durchsatz zu erhöhen. Wenn ein Segment schlecht ist, sollte man es einfach löschen und selbst zur Gänze übersetzen. Dieser Prozess sollte aber nicht länger als 2 Sekunden dauern. In Bezug auf Datenschutz und Datensicherheit sollte man abgesehen von den vertraglichen Bestimmungen einige Vorkehrungen treffen. Es wäre ratsam, zu kontrollieren, wie und wo die Daten verarbeitet werden (eigener Server oder Cloud) und mit dem MÜ-Anbieter eine möglichst gute Vertrauensbasis zu schaffen und sich genau über die Gegebenheiten zu informieren.
Bei den CAT-Tools wiederum wurde in Studien herausgefiltert, dass die Leistungen der Übersetzer besser sind, wenn die Übersetzung nicht tabellarisch dargestellt wird. Für die Zukunft erwartet er eine natürlichere Darstellung sowie eine dynamischere Anpassung von Übersetzungsvorschlägen durch eine automatische Fortsetzung des Satzanfangs mittels MÜ beispielsweise oder eine dynamische Anzeige von Wortalternativen.
Insgesamt sei der Einsatz der maschinellen Übersetzung nicht aufzuhalten, was die Arbeit des Übersetzers in Richtung Revision allmählich verlagern könnte. Angesichts des derzeit damit eingehenden Preisverfalls, der sich schon stark bemerkbar macht, stellte er in den Raum, statt einem Wort- oder Zeilenpreis Honorare auf Stundenbasis in Betracht zu ziehen wie dies bei Anwälten beispielsweise der Fall ist. Dies würde auch der tatsächlich geleisteten Arbeit gerechter werden.
Stand: 06.04.2022