Christin Valentin-Saffran und die Zwerge
Kennen Sie das? Kaum sind neue Sachen angeschafft, ist der Nachwuchs schon wieder herausgewachsen. Christin Valentin-Saffran, selbst Mutter von zwei Kindern, musste feststellen, dass man es als junge Familie finanziell nicht immer einfach hat. Aus dieser Überlegung heraus ist die"Zwergenstadt", ein Online-Secondhandshop für Baby- und Kinderzubehör entstanden.
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Christin Valentin-Saffran, eine junge Unternehmerin aus Köttmannsdorf, die mit ihrem ersten Kind alleinerziehend war, konnte sich trotz des damals noch verfügbaren Geburtengeldes nur schwer eine Erstausstattung für ihr Kind leisten. Vom Kinderwagen über die Wippe bis hin zum Gewand kostet alles sehr viel Geld und das, obwohl die Kinder sehr schnell wieder aus dem Gekauften herauswachsen. Die Rohstoffverschwendung und der finanzielle Aufwand haben Valentin-Saffran dazu bewegt, einen Secondhand Online-Shop ins Leben zu rufen. Ursprünglich war es nur ein Hobby neben der Kinderbetreuung, doch die Nachfrage war so groß, dass es für sie zum Beruf wurde. Mittlerweile hat sie zahlreiche begeisterte Kunden in ganz Österreich und Deutschland und will noch weiter ausbauen.
1. Beschreiben Sie Ihr Unternehmen in 3-4 Sätzen!
"Zwergenstadt" ist ein Online-Handel, der vor allem in Österreich und Deutschland Kunden hat und über den man günstig Secondhand -Waren für Babys und Kinder kaufen kann. Von der Wippe bis hin zum Kinderbody ist alles im Sortiment enthalten. Derzeit haben wir rund 1.600 Artikel in unserem Shop, die alle überprüft und gewaschen sind. Da der Kundenservice bei uns groß geschrieben wird, sehe ich auch gerne für die Kunden im Lager nach, wenn sie einen Artikel im Online-Shop nicht finden können, oder reklamiere Waren, die doch nicht den Vorstellungen der Käufer entsprochen haben. Wenn ein Produkt Mängel hat, werden diese bei uns immer angegeben. Seit 2016 bieten wir auch Neuwaren an, die zu 100 Prozent aus Kärnten sind.
2. Aus welchem Grund haben Sie sich gerade für diesen Beruf entschieden?
Ich habe leider meine eigenen Erfahrungen mit dem finanziellen Aufwand für Kinderausstattung machen müssen. Als mein erstes Kind geboren wurde, war ich alleinerziehend. Zu dieser Zeit gab es Gott sei Dank noch das Geburtengeld in der Höhe von 500 Euro, doch trotzdem war es sehr schwierig, davon eine gesamte Erstausstattung zu kaufen. Das Bett, der Kinderwagen, die Kleidung – das alles kostet sehr viel Geld. Kurze Zeit später muss man schon die nächste Ausstattung kaufen, weil Kinder sehr schnell wieder aus ihren Sachen herauswachsen. Das ist nicht nur finanziell eine große Herausforderung, sondern auch eine Schande, wie mit den Rohstoffen umgegangen wird. Die meisten Gebrauchs- und Kleidungsstücke sind noch schön, teilweise sogar unbenutzt, man muss sie nicht wegwerfen oder in eine Abstellkammer stellen.
3. Was macht es für Sie einzigartig, selbstständig zu sein?
Familie und Arbeit sind heutzutage nur schwer zu vereinen, das ist mit der Selbstständigkeit aber gut möglich. Der Arbeitsmarkt ist familienunflexibel und man hat mit Kindern nur schwer Chancen. Als Selbstständige kann ich mich gut um meine Kinder kümmern und gleichzeitig etwas tun, womit ich auch Geld verdiene. Außerdem habe ich so die Möglichkeit, den Menschen zu zeigen, dass man Rohstoffe besser nutzen kann und dafür wenig Geld zahlen muss.
4. Wie heben sich Ihre Produkte/Dienstleistungen von denen der Konkurrenz ab?
Es gibt nur vereinzelt Secondhand-Onlineshops. „Zwergenstadt“ zeichnet sich vor allem durch die unschlagbare Preisgestaltung aus. Einen frisch gewaschenen und überprüften Body gibt es beispielsweise schon um einen Euro. Hat der Body einen Fleck, kann man ihn auch schon ab 30 Cent kaufen.
5. Was würden Sie als größten Erfolg Ihrer Unternehmerlaufbahn bezeichnen?
Unser bisher größter Erfolg ist wohl der Bekanntheitsgrad, vor allem in Villach und Klagenfurt. Wir sind auch zwei Mal im Jahr auf der Babybörse und auf der Familienexpo vertreten. Die positive Resonanz die wir bekommen, spricht für unseren Erfolg.
6. Und was als größte Niederlage?
Gott sei Dank sind uns Niederlagen bisher erspart geblieben. Kleine Hürden kennen wir aber leider auch. Im Moment versuchen wir, ein neues Produkt auf den Markt zu bringen, dass eine besondere Zeit des Familienlebens versüßen soll. Doch im Moment mangelt es leider noch an Geldgebern.
7. Welchen Ratschlag würden Sie Menschen geben, die jetzt in die Selbstständigkeit starten?
Es ist wichtig, sich genau zu überlegen, ob man die Selbstdisziplin dafür hat. Familie und Beruf sind zwar super vereinbar, doch in der Selbstständigkeit gibt es keine fixen Arbeitszeiten. Ich widme meine Zeit von acht bis 18 Uhr meinen Kindern und erst dann beginnt das Unternehmerleben. Deshalb ist eine strenge Selbstdisziplin unverzichtbar. Aber wenn man eine Idee hat, an die man glaubt, dann darf man niemals aufgeben, auch nicht am Anfang oder wenn es schwierig ist.
8. Würden Sie heute etwas anders/besser machen als zur Zeit der Unternehmensgründung?
Ja, definitiv. Mein Online-Shop hat als Hobby begonnen und lief nur so nebenbei. Da die Nachfrage aber so groß war, wurde es zum Vollzeitjob. Könnte ich noch einmal starten, würde ich es von Anfang an zu 100 Prozent machen.
9. Was zeichnet einen guten Unternehmer aus?
Ein guter Unternehmer muss einen unendlich großen Ehrgeiz besitzen und die Ratschläge, die er bekommt, verwerten können. Natürlich kann man nicht jeden annehmen, aber zumindest anhören. Für mich ist es auch besonders wichtig, mit den Kunden immer auf Augenhöhe zu kommunizieren, egal wie groß oder klein das Unternehmen ist. Gutes Kundenservice sind das A und O.
10. Was sind Ihre Pläne/Wünsche für die Zukunft?
Ich wünsche mir, dass noch mehr Familien auf uns aufmerksam werden und wir weiter an Bekanntheit gewinnen. Unser größter Wunsch ist im Moment aber, dass wir unser neues Produkt auf den Markt bringen können.
Dieses Interview wurde im Herbst 2016 aufgezeichnet.