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"Start-ups sind noch immer Exoten"

Marion Kanalz ist neue Start-up-Sprecherin im Software Internet Cluster SIC. Im Interview verrät die Kärntenrückkehrerin, welche Herausforderungen auf Start-ups zukommen und welche Unterstützungen es gibt. Sie sagt: "Wir freuen uns immer über neue Mitglieder."

Lesedauer: 3 Minuten

19.05.2023
Start-up-Sprecherin Marion Kanalz
© KK Start-up-Sprecherin Marion Kanalz: "Schwierige Zeiten und neue Problemstellungen bieten einen fruchtbaren Boden für innovative und disruptive Ideen"

Im Krisenjahr 2022 gab es auch aus der Start-up-Szene etliche negative Meldungen - von Massenkündigungen bis Insolvenzen. Ist das Zeitalter der Start-ups vorbei?

Marion Kanalz: In jeder Krise gibt es Gewinner und Verlierer. Die angesprochenen Massenkündigungen und Negativmeldungen betrafen in letzter Zeit vor allem (zu) schnell und kapitalintensiv gewachsene Start-ups. Weltweit gehen die Risikokapitalfinanzierungen derzeit zurück, geplante Umsätze verlagern sich nach hinten und mit der Einsparung von Personal spart man am schnellsten. Es findet gefühlt derzeit ein Umdenken statt, weg von schnellem Wachstum um jeden Preis in Richtung Profitabilität. Neben Massenkündigungen und Insolvenzen gibt es aber immer noch viele Start-ups, die kontinuierlich wachsen und neue Arbeitsplätze schaffen. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt deutlich, dass besonders in Krisenzeiten, wie beispielsweise in der Finanzkrise 2008, viele äußerst erfolgreiche und innovative Unternehmen gegründet wurden. Wenn Krisen als Chance gesehen werden, bieten schwierige Zeiten und neue Problemstellungen einen fruchtbaren Boden für innovative und disruptive Ideen und Geschäftsmöglichkeiten. Das Zeitalter der Start-ups ist auf jeden Fall nicht vorbei.

Oder umgekehrt: Man sagt, Start-ups bewegen sich immer in einem von Unsicherheit geprägten Umfeld. Ist es dadurch leichter gefallen die Krisenjahre zu meistern?

Start-ups haben einen großen Vorteil gegenüber größeren, etablierten Unternehmen: Sie können schneller und flexibler auf geänderte Marktbedürfnisse reagieren. Viele Gründer:innen haben die Krise genutzt, um ihr Unternehmen aufzubauen und einige der Geschäftsmodelle sind erst durch die Krise entstanden. Allerdings ist es nicht automatisch so, dass Start-ups Krisen leichter überstehen. Junge Unternehmen haben in der Regel weniger Ressourcen und eine weniger stabile Finanzsituation als etablierte Unternehmen - und das macht es nicht leichter eine Krise zu meistern.

Vor welchen Herausforderungen steht die Start-up-Szene in Kärnten?

Die Start-up-Szene in Kärnten ist verhältnismäßig klein und Gründer:innen sind nicht in einer Stadt gebündelt, sondern über das Land verstreut. Auch wenn der Begriff Start-up dank der Fernsehshow "2 Minuten - 2 Millionen" mittlerweile auch in Kärnten ein Begriff ist, gilt man als Start-up-Gründer:in noch als Exot. Viele bevorzugen den vermeintlich sicheren Job in einem etablierten Unternehmen und das erschwert für Jungunternehmen zusätzlich den Zugang zu Talenten. Das gesamte Ökosystem ist noch nicht so gut entwickelt wie in den großen Start-up-Hubs, das Angebot an leistbaren Büroräumlichkeiten ist überschaubar und auch der Zugang zu Kapital. Es gibt einige bestehende Organisationen und Initiativen, aber in der Vergangenheit wurde oft nebeneinander her und aneinander vorbei gearbeitet. In dem Bereich bemerke ich aber besonders in den letzten Monaten eine positive Entwicklung: der Austausch und die Zusammenarbeit im Kärntner Start-up-Ökosystems verbessert sich und es wird von allen Seiten betont, dass man in Zukunft verstärkt zusammenarbeiten möchte.

Welche Ziele hast du dir als Start-up-Sprecherin für 2023 gesteckt?

Als Kärntenrückkehrerin ist es mir ein persönliches Anliegen, bestehende Netzwerke und Kompetenzen zu bündeln und den Austausch und die Vernetzung zu fördern. Einerseits spreche ich hier vom direkten Dialog unter den Gründer:innen, andererseits auch von Know-how-Transfer zwischen Start-ups, etablierten Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Expert:innen. Ich bin überzeugt, dass Kooperationen in dem Bereich Vorteile für alle Beteiligten mit sich bringen und wir zukünftig nur mit gemeinsamer Kraft ein attraktiver Standort für junge Unternehmen sein werden.

Wie werden Start-ups von euch unterstützt?

In erster Linie geht es um das Netzwerk und den gegenseitigen Erfahrungsaustausch. Gerade in der Anfangsphase als Jungunternehmer:in ist das ein kritischer Erfolgsfaktor, der von vielen unterschätzt wird. Mit dem Software Internet Cluster wurde eine Community von über 1.000 Software- und Internetspezialisten, Unternehmensberatern und Wissenschaftlern geschaffen. Wir veranstalten in regelmäßigen Abständen Veranstaltungen mit Mehrwert und Netzwerktreffen. Im Bereich Start-ups sind regelmäßige Start-up-Stammtische und Veranstaltungen geplant. Wir freuen uns immer über neue Mitglieder, die sich auch aktiv einbringen und mitgestalten möchten. Für Start-ups ist eine Mitgliedschaft in den ersten drei Jahren kostenlos und eröffnet gute Netzwerkmöglichkeiten, auch über die Grenzen Kärntens hinweg.

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