Wohnen auch im Superwahljahr ein Topthema
Bestellerprinzip, KIM-Verordnung, Leerstandsabgabe, hohe Baukosten. Aktuell sind es herausfordernde Zeiten für die Immobilienwirtschaft. Ob sich das mit den bevorstehenden Wahlen ändern wird, analysierte Politikwissenschaftler sowie Markt- und Meinungsforscher Peter Hajek beim Frühlingsempfang.
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Bestellerprinzip, KIM-Verordnung, Leerstandsabgabe, hohe Baukosten. Wer in Kärnten als Immobilien- und Vermögenstreuhänder oder Bauträger tätig ist, bekommt aktuell den Gegenwind aus allen Richtungen zu spüren. Die positive Aufbruchstimmung ist längst wieder abgekühlt. Was die wirklichen Preistreiber beim Wohnen sind, zeigten Fakten und Zahlen beim Frühlingsempfang der Immobilientreuhänder.
„Beim Mieten sind die Preistreiber ganz klar nicht die Nettomieten, sondern die Betriebskosten“, klärte Paul Perkonig, Obmann der WK-Fachgruppe Immobilien- und Vermögenstreuhänder auf. Leerstandsabgaben oder Mietpreisdeckel seien keine nachhaltigen Lösungen, um leistbares Wohnen zu ermöglichen. „Der einzige Hebel den wir in Kärnten haben, ist die zeitnahe Adaptierung der Wohnbauförderung. Mit realitätsnahen Kriterien könnten positive Impulse gesetzt werden“, unterstreicht WK-Präsident Jürgen Mandl. Derzeit liegt dabei die Kaufpreisobergrenze unter den Entstehungskosten.
Einblicke in den Neubaubericht
Laut dem österreichischen Neubaubericht, der kürzlich veröffentlich wurde, kommen weniger Wohnungen auf den Markt, die neu errichtet bzw. im Zuge einer Sanierung auf Neubaustandards angehoben werden. Die Bauaktivität war im Jahr 2022 mit rund 2.400 fertiggestellten Wohneinheiten in Kärnten historisch hoch. „Nach einem Rückgang 2023 ist Kärnten eines der Bundesländer, in dem auch für 2024 mit einer hohen Fertigstellungszahl zu rechnen ist (rund 2.000 Einheiten)“, sagt Perkonig. Mit 3,08 fertiggestellten Wohneinheiten pro 1.000 Einwohner pro Jahr hat Kärnten eine geringe Fertigstellungsquote, wobei damit jedoch die demografisch begründete Nachfrage dennoch großteils durch Bauträgerprojekte gedeckt werden kann. Das Angebot an geförderten Mietwohnungen ist vergleichsweise zu anderen Bundesländern gering.
Regional gesehen sticht der Kärntner Zentralraum, wo auch weiterhin ein Bevölkerungswachstum zu erwarten ist, mit einer vergleichsweise hohen Bauaktivität hervor. Insbesondere die Städte Klagenfurt und Villach weisen mit 5,99 bzw. 6,22 eine überdurchschnittlich hohe Fertigstellungsquote auf. Insgesamt entspricht die regionale Bautätigkeit dem erwarteten Bevölkerungswachstum, d. h. in Bezirken mit schrumpfenden Bevölkerungswachstum wird weniger gebaut, in wachsenden mehr. Der Großteil der Wohnungen wird in Kärnten von gewerblichen Bauträgern errichtet, die mit den Richtlinien der Wohnbauförderungen nach wie vor unzufrieden sind.
Wohnen eines der Themen im Superwahljahr
Welche Auswirkungen die anstehenden Wahlen auf die Immobilienwirtschaft haben können, zeigte Politikwissenschaftler sowie Markt- und Meinungsforscher Peter Hajek anschaulich unterhaltsam beim Frühlingsempfang. Dabei bestätigte er: „Wohnen ist eines der Themen, das die Menschen in Österreich bewegt“, sagt Hajek.
Die Wirtschaft müsse sich durchaus in Zukunft auf eine Mehrparteienregierung einstellen. Die Menschen sind gegenüber der Politik sehr kritisch, obwohl Österreich trotz allem sehr gut dastehe. Das werde Auswirkungen auf die Wahlen haben. Sein Tipp: „Wählen Sie nicht taktisch, sondern wählen Sie immer das, von dem Sie wirklich überzeugt sind. Auch wenn es das kleinste, geringste Übel ist.“ Politik müsse die Themen der Menschen erkennen und ihnen dafür Lösungen anbieten. Wohnen ist ein Thema davon.
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