Solide Supply-Chain-Netzwerke stärken Wettbewerbsvorteil
Martin Tschandl vom Verein Netzwerk Logistik (VNL) erklärt im Interview, wie Unternehmen durch Austausch und digitale Transformation zur Logistik-Exzellenz vom VNL profitieren.
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Herr Dr. Tschandl, geben Sie uns einen Überblick über die Vision des Verein Netzwerk Logistik (VNL) und wie diese in der täglichen Arbeit des Vereins konkret umgesetzt wird?
Martin TschandlDie Vision des VNL ist, Unternehmen zur Supply-Chain- und Logistik-Exzellenz zu begleiten. Damit sollen nicht nur die Unternehmen, sondern die gesamte Wirtschaftsregion noch erfolgreicher werden - Supply Chain Management als zusätzlicher Wettbewerbsvorteil sozusagen. Das schaffen wir als Austausch- und Kompetenzplattform mit insgesamt über hundert Veranstaltungen, Expertengruppen und Projekten für Unternehmen pro Jahr und mit professioneller Vernetzung zwischen unseren Mitgliedern.
Welche Rolle spielt der VNL in der österreichischen Wirtschaft und warum ist Logistik- und Supply-Chain-Management für den nachhaltigen Erfolg von Unternehmen so entscheidend?
Der VNL ist das größte Netzwerk für Logistik und Supply Chain Management in Österreich und ist international sehr gut vernetzt. Das ist wichtig, weil ein großer Teil der österreichischen Wirtschaft im Inbound- und Outbound-Bereich international orientiert ist. Beschaffung ist schon seit langem Import, Verkauf bedeutet immer mehr auch Export. Die Optimierung der Wertschöpfungskette stärkt die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft und damit den Standort. Aber auch national und regional schafft eine optimale Supply Chain Vorteile bei Kosten und Erlösen. Denken Sie nur an Lebensmittel - Stichwort vom Bauernhof über die Industrie auf unsere Teller - sowie Gastronomie und Hotellerie, wichtig gerade auch in Kärnten.
Wie sehen Sie persönlich die Zukunft der Logistik und des Supply-Chain-Managements, insbesondere in Bezug auf die Herausforderungen, die die digitale Transformation und globale Krisen mit sich bringen?
Zuverlässige Lieferketten haben mittlerweile für Unternehmen eine hochstrategische und für Wirtschaftsregionen bzw. Länder geopolitische Bedeutung. Die Bedeutung des Supply Chain Managements wird daher weiter zunehmen. Und auch die digitale Transformation wird zu einer weiteren Optimierung der horizontalen Integration vom Lieferanten des Lieferanten zum Kunden des Kunden führen. Da liegt noch viel Effizienzpotential in der Wertschöpfungskette, die durch digitale Technologien gehoben werden können. Zusätzlich führt Digitalisierung zu einer Änderung der Geschäftsmodelle und damit wiederum der Lieferketten.
Der VNL versteht sich als Dreh- und Angelpunkt einer hochkompetenten Community. Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um diese Community aktiv und engagiert zu halten?
Der VNL besteht aus zwei hochprofessionellen Kreisen: Einerseits ein ehrenamtlicher Kreis von Geschäftsführern sowie Führungskräften aus SCM und Logistik aus der Wirtschaft und von Universitäten, die im Vorstand des gemeinnützigen Vereins ihre Expertise und Zeit einbringen, um die VNL-Aktivitäten mitzuplanen. Andererseits ein leaner Backoffice- und Netzwerk-Management-Kreis zur Betreuung des Netzwerkes und der Veranstaltungen. Das macht den VNL stark und innovativ. Schauen Sie sich die Themen und Vortragenden bei unseren Events an, das Feedback der Unternehmen ist immer sehr gut, zuletzt beim Logistikforum Kärnten, wie jedes Jahr im Mai im Parkhotel in Pörtschach, da trifft sich die Kärntner Logistik-Szene.
Wie fördert der VNL die Zusammenarbeit zwischen Forschungseinrichtungen, Unternehmen und anderen relevanten Akteuren, um Innovationen im Bereich Logistik und Supply-Chain-Management voranzutreiben?
Wir haben als VNL das Knowhow über die Kompetenzlandkarte in Sachen Supply Chain Engineering und Logistik über ganz Österreich und über die Landesgrenzen hinaus. Wir sind eng verzahnt mit (angewandten) Universitäten und sind auch internationale Entwicklung integriert. Das können wir unseren Mitgliedern weitergeben. Aktuell laufen einige Innovationsprojekte: allen voran ASCII, wo wir gemeinsam mit WIFO, Complexity Science Hub Vienna und Logistikum im Supply Chain Intelligence Institute Austria Wertschöpfungsnetzwerke, strategische Abhängigkeiten und die Sicherstellung von Produktion und Versorgungssicherheit analysieren. Oder LogIN, eine Initiative zur Förderung der Ausbildung und Wissensvermittlung im Intermodalverkehr, oder Projekte zur Einführung von NIS2 oder für resiliente Lieferkennten für KMU. Im niederschwelligen Bereich organisieren wir in Expertenkreisen exklusive Runden zum Austausch der Themen und Innovationen.
Wie kann die Kärntner Industrie an diesem Netzwerk teilhaben?
Am meisten profitiert man voneinander im Netzwerk, wenn man als Mitglied mittendrin ist, das ist ja immer so. Wir bauen unser Netzwerk in Südösterreich, also in Kärnten und der Steiermark weiter aus. Einfach gleich Mitglied werden über die Homepage, über einen der Kärntner Vorstandskollegen aus der Industrie/Logistik oder an mich mailen. Schon hat man Zugriff auf die Leistungen nach eigenem Wunsch, zu vergünstigten Konditionen oder überhaupt kostenfrei. Man kann aber sich aber auch langsam überzeugen lassen und bei einer unserer Veranstaltungen das Netzwerk und die Inputs erleben. Das nächste Mal beim Logistikforum Graz, am Montag, 4.11.2024 – für alle Kärntner und steirischen Unternehmen ein kompakter Tag mit vielen Top-Vorträgen, wie man Logistik als Game-Changer nutzen kann.
Wie sehen Sie die Rolle der Bildung und Weiterbildung in der Entwicklung von Logistik- und Supply-Chain-Management-Fachkräften, und welche Initiativen unterstützt der VNL in diesem Bereich?
Die Zukunft ist höchst unsicher – Wissen und Knowhow sind eine sehr gute Chance, sich zu wappnen und besser auf Veränderungen reagieren zu können. Bildung und Ausbildung sind daher sehr wichtig für uns alle. Für die Newcomer im Bereich Logistik bietet der VNL für seine Mitglieder Grundschulungen an. Der VNL unterstützt interessierte Schüler/Studierende mit einer Art Patenschaft, dem Young-Stars-Programm, unterstützt aber auch Schulen und arbeitet eng mit Universitäten bzw. Hochschulen zusammen. So gelingt ein Austausch in beide Richtungen – Neues von der Uni zu den Unternehmen einerseits, sehr gute Absolvent:innen, Experten-Knowhow und Projekte/Diplomarbeiten seitens der Hochschulen andererseits. Am besten, man schaut sich das einmal auf der Homepage – www.vnl.at – an, es flasht mich selbst immer wieder, wenn ich mir da den Leistungskatalog ansehe.
Was sind Ihre langfristigen Ziele als Vorstand im VNL?
In Kärnten sind wir mit Siegfried Baumann von Flex, Claus Hermetter von Schenker, Helmut Bliem von J. Pichler und Christian Ratheiser von Konrad Forsttechnik, verstärkt durch den Wahlsteirer, aber überzeugten Kärntner Klaus Hreniuk von AVI, sehr gut aufgestellt. Auch die steirischen Kolleg:innen decken die Breite der Wirtschaft in Österreich Süd sehr gut mit ab. Jetzt wollen wir uns noch mit der einen oder anderen jungen Logistikerin verstärken. Ziel langfristig? Den Süden stärken!
Wordrap:
- Frühaufsteher oder Langschläfer? Jobmäßig früh, privat lang…
- Kärntner Käsnudel oder Wiener Schnitzel? Immer mehr die Käsnudel
- iPhone oder Android? Android
- Face to face oder Facebook? Persönlich mag ich es lieber
- Handschlag oder Vertrag? Beides wichtig
- Buch oder Podcast? Buch
- Wörthersee oder Adria? Seit einigen Jahren der Wörthersee