Porträt eines Mannes mit Glatze und Dreitagebart
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Kärntner Messen als Tor in den Alpen-Adria-Raum

Wie die Kärntner Messen heimische Industrieunternehmen stärken und internationale Aufmerksamkeit anziehen - und welche Visionen die Zukunft bereithält, erzählt Messe-Geschäftsführer Bernhard Erler.

Lesedauer: 4 Minuten

18.11.2024

Herr Dr. Erler, welche Rolle spielen die Kärntner Messen für die Industrieunternehmen in Kärnten?

Beim Stichwort Industrie fällt mir zuallererst unsere Internationale Holzmesse ein. Innerhalb der Holzindustrie spielen wir mit diesem Fachmesseformat in der europäischen Championsleague mit und bieten unseren Kärntner Industriebetrieben eine Bühne für den Dach-Raum, Italien und Südosteuropa. Wenn es darum geht, qualifizierten Nachwuchs für die Kärntner Industrie zu finden, spielt unsere Lehrlingsmesse seit einigen Jahren eine wichtige Rolle. Auf dieser Messe sind mehr oder weniger sämtliche industriellen Leitbetriebe Kärntens präsent und zeigen jungen Menschen, welche interessanten Karrieremöglichkeiten sie vor der Haustüre finden. Für das nächste Jahr planen wir eine neue Kongress-Fachmesse für die Kunststoffindustrie und die Kreislaufwirtschaft, die CIRPLEX. Hier wollen wir Kärnten als Zentrum für diese Branchen im Alpen-Adria-Raum etablieren.

Wie tragen die Messen dazu bei, die wirtschaftliche Bedeutung der Region Klagenfurt sowie der Alpen-Adria-Region zu stärken?

Unsere Messen bieten heimischen Unternehmen die Möglichkeit, zu sehr moderaten Kosten vergleichsweise große Märkte zu bespielen. Hier möchte ich wieder auf unsere Holzmesse verweisen: Von den rund 22.000 Fachbesuchern kommt rund ein Drittel aus dem Ausland, ein Drittel aus dem Bundesgebiet und ein Drittel aus Kärnten. Somit ist die Messe auch ein gutes Exportinstrument. Die Holzmesse hilft außerdem dabei, Kärnten imagemäßig als Holzland zu positionieren. Insgesamt sorgen Messen für eine sehr hohe Umwegrentabilität. Der Messeplatz Klagenfurt generiert jährlich einen Umsatz von rund 9 Millionen Euro, der ungefähr einen um siebenmal höheren volkswirtschaftlichen Impact, also rund 63 Millionen Euro pro Jahr, auslöst.

Welche speziellen Vorteile haben Industrieunternehmen durch eine Teilnahme an den Kärntner Messen?

Die Vorteile ergeben sich aufgrund der unterschiedlichen Messeformate. Bei der Internationalen Holzmesse haben Industrieunternehmen die Chance auf Direktverkäufe, bei der Lehrlingsmesse die Möglichkeit junge Talente zu gewinnen und wenn sich ein Industriebetrieb auf Publikumsmessen präsentiert, kann er bei der breiten Bevölkerung ein positives Image kreieren.

Bereits von Beginn dieser Messe an ist die Kärntner Industrie der wichtigste Partner und die Präsentation wurde sukzessive größer. Abgesehen vom quantitativen Wachstum hat sich auch die Qualität, ausgehend von einem sehr hohen Niveau, nochmals intensiviert. Die Unternehmen präsentieren sich mit Hands-on-Stationen und bieten den jungen Menschen die Möglichkeit, spielerisch Berufsbilder auszuprobieren. Persönlich gefällt mir sehr gut, dass an den Ständen immer mehr Lehrlinge den Schülerinnen und Schülern ihren eigenen Lehrberuf präsentieren. Das ist sehr authentisch und schafft große Begeisterung.

Was müssen Ihrer Meinung nach Industriebetriebe unternehmen, um sich von der Konkurrenz abzuheben und qualifizierte Bewerber:innen zu gewinnen?

Meiner Meinung nach präsentieren sich die Kärntner Industriebetriebe auf der Lehrlingsmesse als sehr innovative Arbeitgeber, die jungen Menschen eine langfristige Karriereperspektive bieten. Den meisten Ausstellern gelingt es sehr gut, den „high potentials“ zu zeigen, dass eine Lehre in der Industrie spannend, abwechslungsreich, vielfältig und interessant ist. Wichtig ist die Botschaft, dass man mit einer Lehre in der Industrie wirklich Karriere machen kann!

Die Messen im Holzbereich sind ebenfalls von Bedeutung. Wie unterstützen diese Veranstaltungen die Holzindustrie in Kärnten und welche Entwicklungen gibt es in diesem Bereich?

Für unsere Aussteller ist die Holzmesse eine Verkaufsdrehscheibe in den Alpen-Adria-Raum und nach Südosteuropa. In den letzten Jahren haben wir alles darangesetzt, um das Besuchereinzugsgebiet der Messe räumlich auszuweiten, was auch gelungen ist. In den 1990er Jahren war die Holzmesse eine vorwiegend österreichische Fachmesse mit einer vergleichsweise geringen Ausstrahlung ins Ausland, heute kommen zunehmend internationale Aussteller, um Südosteuropa zu bearbeiten. Der Trend geht in Richtung weiterer Internationalisierung und Innovationen.

Welche Rolle spielt Innovation bei den Kärntner Messen, um sich weiterzuentwickeln und wettbewerbsfähig zu bleiben?

Unser Team beschäftigt sich tagtäglich mit der Weiterentwicklung bestehender Messeformate und mit der Konzeption neuer Messethemen. Im Jahr 2025 gehen wir mit zwei neuen Fachmessen an den Start, nämlich mit der CIRPLEX und mit der Frauen-Expo. Bei der CIRPLEX handelt es sich um eine hochkarätige Kongress-Fachmesse für die Kunststoffindustrie und die Kreislaufwirtschaft, die Frauen-Expo ist eine Berufs- und Karrieremesse für Frauen in Südösterreich. Bei den bestehenden Publikumsmessen ist die Stoßrichtung, diese inhaltlich zu schärfen und den Erlebnischarakter noch weiter zu erhöhen. Ebenso ist es bei den Fachmessen immer wichtiger, noch mehr Infotainment, also die Vermischung von Information und Unterhaltung, zu bieten.

Welche Herausforderungen bestehen bei der Organisation solcher Messen und Kongresse?

Ich vergleiche Messen und Großveranstaltungen gerne mit Eisbergen – was der Besucher oder der Aussteller sehen, ist nur die Spitze, die aus dem Wasser ragt. Die intensive Hintergrundarbeit bleibt unsichtbar. Das heißt, dass eine Messeorganisation sehr viel Aufwand im Vorfeld erfordert und damit einen langen Zeitaufwand benötigt. Gemäß dem Motto, nach der Messe ist vor der Messe, sprechen wir im Normalfall von einem Jahr Vorbereitungszeit, bei der es wichtig ist, dass das Projektteam motiviert und engagiert am Ball bleibt.

Wie schaffen Sie es, in Zeiten der Globalisierung, auch für internationale Betriebe interessant zu sein? Welchen Mehrwert bietet die Alpen-Adria-Region?

Der Messeplatz Klagenfurt ist für viele Aussteller die Eingangspforte in den Alpen-Adria-Raum und auch nach Südosteuropa. Gerade auf der Internationalen Holzmesse haben wir eine steigende Anzahl von deutschen und skandinavischen Ausstellern, die mit der Zielsetzung kommen, Slowenien, Kroatien und den Westbalkan anzusprechen. Unsere Strategie ist es, Themen zu bespielen, die im erweiterten Alpen-Adria-Raum ausreichendes Marktpotenzial haben. Wenn uns das gelingt, ziehen wir auch internationale Aussteller und Fachbesucher an.

Welche Vision oder langfristiges Ziel haben Sie für die Entwicklung der Kärntner Messen?

In Südösterreich und im Alpen-Adria-Raum sind wir der führende Messeplatz. Unser ehrgeiziges Ziel ist es, auch im sogenannten MICE-Segment – das Kürzel steht für „Meetings, Incentives, Congresses & Events“ – die Nummer 1 im Alpen-Adria-Raum zu werden. Unser Team hat das fachliche Know-how, um dieses Ziel zu erreichen. Was uns fehlt, ist die passende Infrastruktur. Insofern setzen wir alles daran, gemeinsam mit der Landeshauptstadt Klagenfurt und dem Land Kärnten, bzw. der Kärntner Beteiligungsverwaltung, ein neues multifunktionales Veranstaltungszentrum zu errichten.

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