Detailansicht eines Aktenstapels mit Klammern, darauf liegend ein Bleistift, Vergrößerungslupe angelehnt
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Agrarhandel, Landesgremium

Kommentar von Rudolf Grünanger

Lesedauer: 2 Minuten

17.01.2025

Liebe Kolleg:innen, 

zwei Eilmeldungen zu Jahresbeginn. In Deutschland ist auf einem Betrieb, der Wasserbüffel hält, die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen, mit vermutlich schweren Folgen für die Exportmärkte. Damit bleibt das Tierseuchenrisiko auch 2025 hoch, nachdem 2024 mit Blauzungenkrankheit und Vogelgrippe bereits belastend war.

Die zweite Meldung betrifft das "Nein zu Windkraft-Volksbegehren" in Kärnten, das mit einer leicht mehrheitlichen Ablehnung dieser Form von erneuerbarer Energie endete. Zurück bleiben ratlose Gesichter. Einer großen Teilnahme von knapp 35 Prozent der Wahlberechtigten, was grundsätzlich das Interesse am Thema unterstreicht, steht eine knappe ablehnende Mehrheit gegenüber, was wiederum die Ergebnisinterpretation erschwert. Eine Stopp-Taste für erneuerbare Energie, eine Vertiefung des gesellschaftlichen Spaltes zwischen Stadt und ländlichem Raum, oder doch positiv gesehen, das Bekenntnis zur Bewahrung von Natur und Umwelt gegenüber reinem Wirtschaftsdenken. Freilich bleibt bei der Deutung offen, ob die Fragestellung hinreichend klar und die Diskussion ausreichend faktenbasiert erfolgt ist. Komplexe technologische Fragestellungen eignen sich schwer für Instrumente der direkten Demokratie.

Die schwarzblauen Regierungsverhandlungen sind zum Zeitpunkt der Newsletter-Erstellung noch nicht abgeschlossen. Die Sehnsucht nach einer tatkräftigen Regierung, die die Ärmel hochkrempelt und Pflöcke einschlägt, steigt. Das wirtschaftliche Umfeld bleibt derweil düster und wenig verheißungsvoll. Dabei bildet der Agrarhandel eine Ausnahme. Die Erzeugerpreise bei Milch (Butter) und Fleisch (Rind) sowie für pflanzliche Öle stiegen international kräftig, eine Folge von rückläufigen Produktionszahlen auf Grund von Umwelt- (Tierseuchen, Dürren) und gesellschaftlichen Einflüssen. (Tierwohl, Vollspalten). Lediglich der Getreide- und Zuckersektor müssen zum Vorjahr Preiseinbußen hinnehmen, wobei sich der Körnermaispreis am besten halten konnte.

Digitalisierung und Nachhaltigkeit waren Schwerpunkte der diesjährigen Agrarmesse, die vom 17. bis 19. Jänner 2025 in Klagenfurt stattfand. Ich werde ausführlich darüber im nächsten Newsletter berichten. Die Digitalisierung wird derzeit durch wirtschaftlichen Gegenwind gebremst. Die technologische Weiterentwicklung wird zunehmend von Traktoren- Maschinen- und Geräte-Herstellern auch im digitalen Bereich vorangetrieben. Roboterisierung, Automatisierung und künstliche Intelligenz sind nicht zu bremsen.  

Im Ackerbau stehen Fragen des Klimawandels und Anpassungsstrategien im Mittelpunkt. Die globale Versorgung erscheint aus heutiger Sicht solide. Neue Schädlinge, wie beispielsweise die Schilf–Glasflügelzikade, die zu "Gummiknollen" bei Kartoffeln und Rüben führt, und die erstmalig in Deutschland aufgetreten ist, weisen auf die zukünftige Bedeutung von Pflanzenschutz hin.

In der nationalen und europäischen Agrarpolitik sind dicke Bretter zu bohren. Wer den ländlichen Raum bewahren will, wird auf Einkommenspolitik für die dort Beschäftigten setzen müssen. Will man mittelfristig die EU um die Ukraine und den Balkan erweitern, muss die bestehende Gemeinsame Agrarpolitik bis 2028 vollkommen umgebaut werden. Die Ratifizierung des Mercosur-Abkommens in den einzelnen Mitgliedsstaaten wird ebenso zu regen Diskussionen führen wie die Entbürokratisierung, die sich in der Nachhaltigkeitsberichterstattung, der RenaturierungsVO oder der EntwaldungsVO gut dokumentieren lassen wird.

Ich wünsche allen Berufskolleg:innen eine gute Hand für Ihre Betriebe und unserem Sektor, dem Agrarhandel!

Ein gutes neues Jahr !

Euer Rudi Grünanger, Gremialobmann