Kommentar von Rudolf Grünanger
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Liebe Kolleg:innen,
manchmal hilft der Blick von außen. Die mögliche Entwicklung der deutschen Agrarwirtschaft umschreibt die aktuelle "Thünen-Baseline", ein Prognose-Szenario, das die globale Entwicklung sowie die derzeit beschlossene Agrarpolitik von 2024 bis 2034 fortschreibt. Demnach sollte die deutsche Getreideproduktion leicht rückläufig sein und sich der Getreideanbau zu Gunsten von Ölsaaten verschieben. Weniger agrarische Flächennutzung und höhere Umweltstandards führen zu einem Rückgang bei Düngemitteln und Pflanzenschutz. In der Fleischwirtschaft wird die Investitionslust allgemein durch höhere Umwelt- und Tierwohlstandards gebremst. Das bedingt vor allem einen deutlichen Rückgang in der Schweineproduktion. Der internationale Agrarhandel wächst, auch wenn Exporte nach Asien abnehmen werden.
Gemischt blickt der Kärntner Landesproduktehandel auf das abgelaufene Jahr zurück. Einer durchschnittlichen aber sehr trockenen Maisernte und überdurchschnittlichen Hektarerträgen bei Sojabohne steht eine enttäuschende Getreideernte sowohl bei Menge als auch Qualität gegenüber. Der spürbar werdende Klimawandel fordert ein verändertes Anbau- und Erntemanagement. Im Betriebsmittel- und Futtermittelgeschäft matchen sich neue Handelskollegen mit alteingesessenen Firmen, wobei der Kuchen insgesamt nicht größer wird.
Im Vieh- und Fleischhandel ist bedauerlicherweise im Geschäftsjahr ein Konkurs zu verzeichnen. Während die Marktlage relativ stabil blieb, bedrohten Tierseuchen das Geschäft. Vor allem die Blauzungenkrankheit sorgte für Aufsehen. Erstmalig wurde in Europa auch die Epizootische Hämorrhagiekrankheit (EHD) festgestellt. Der Ausbruch der Vogelgrippe in niederösterreichischen Hühnerställen führte zur Keulung von hunderttausenden Tieren. Die Afrikanische Schweinepest blieb ein Thema, auch wenn Österreich bis dato verschont blieb. Eine große Herausforderung für Kolleg:innen und Einrichtungen bleiben die langsam schrumpfenden Tierbestände, die zu höheren Fixkosten je Tier führen.
Die führende Stellung der österreichischen Weinwirtschaft wurde auf der Vievinum, Österreichs größter Weinmesse, unterstrichen. Bei der Preisverleihung mischten auch Kärntner Getränkeproduzenten mit. Der renommierte Weinwettbewerb "Der Salon" prämierte 29 heimische Siegerweine, wovon die Hälfte aus nachhaltigem bzw. biologischen Anbau stammt. Während Exporterlöse und globale Nachfrage zunahm, bedeutete der Klimawandel eine große Herausforderung für die Winzer:innen. Der Jahrgang 2024 wird jedoch als hervorragend beschrieben.
Im Lebensmittelhandel blieben die "Großen Vier" mit einem Marktanteil von 91 Prozent unter sich. Einerseits tragen Aktionen und Rabatte zur Umsatzstabilisierung bei, andererseits werden bereits ein Drittel der Produkte über Sonderangebote verkauft. Der Discount- und Eigenmarkenanteil nahm spürbar zu.
Vom 17. bis 19. Jänner 2025 wird die internationale Alpen-Adria-Agrarmesse stattfinden. Ein Treffpunkt der Branche, die stolz auf ihre Leistungsfähigkeit hinweist. Die Agrarmesse war immer auch ein Konjunktur-Stimulus und Mutmacher in schwierigen Zeiten. Ich lade Sie herzlich dazu ein!
Ich wünsche allen Berufskolleg:innen viel Gesundheit und Schaffenskraft!
Frohe Weihnachten und ein Gutes Neues Jahr !
Euer Rudi Grünanger, Gremialobmann