AI-generiertes Bild einer kleinen Pflanze, die aus leuchtender Computerplatine wächst
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Künstliche Intelligenz beschleunigt

Effizienz durch Automatisierung: Durch Echtzeitanalyse und Automatisierung wird KI zur Effizienzmaschine und zum Prozessoptimierer. 

Lesedauer: 5 Minuten

25.06.2024

Viele Unternehmen wenden sich KI und selbstlernenden Systemen zu, weil sie sich davon eine enorme Produktivitätssteigerung versprechen. Das Beratungsunternehmen PwC beziffert den Wachstumsschub durch den Einsatz von KI in Unternehmen bis 2030 weltweit auf 15,7 Billionen Dollar (vgl. PwC 2018). Am stärksten von KI profitieren werden wohl der Produktions- und Dienstleistungssektor, die Automobilindustrie und der Gesundheitssektor. Länder mit einem hohen Grad an Digitalisierung sowie mit einer hohen Akzeptanz für digitale Anwendungen sind klar im Vorteil.

Industrie 4.0 

KI erleichtert Automatisierung und beschleunigt dadurch Prozesse. Besonders eindrücklich lässt sich das in der Automobilherstellung beobachten. Während autonomes Fahren noch immer in den Kinderschuhen steckt, ist die Automatisierung in der Produktion schon in vollem Gange.  

Im Werk in Stuttgart-Sindelfingen eröffnete Mercedes-Benz 2020 die Factory 56, die modernste Autofabrik der Welt. Basierend auf dem digitalen Ökosystem MO360 wird dort die smarte Produktion realisiert: Maschinen kommunizieren, planen und verteilen selbständig die Arbeit, fast ohne menschliches Zutun. Die Vernetzung erstreckt sich dabei über die Werkshallen hinaus auf die gesamte Wertschöpfungskette (vgl. Mercedes Benz Group 2020) 

Klassische Fließbänder werden in Zukunft durch modulare Systeme ersetzt, die alle möglichen individuellen Konfigurationen montieren können. Die „Fabrik der Zukunft“ besteht aus kleinen, separaten Arbeitsstationen, zwischen denen fahrerlose Transportsysteme die benötigten Bauteile befördern. Gesteuert wird sie durch KI-Systeme, die jederzeit den Stand der Produktion sowie den Baustatus einzelner Produkte bis ins kleinste Detail kennen. Das Ergebnis ist unter dem Schlagwort „Industrie 4.0“ bekannt: eine enorme Effizienzsteigerung und gleichzeitige Individualisierung der Produktion.

Smart Traffic

Auch jenseits des produzierenden Gewerbes ist KI eine Effizienzmaschine, die helfen kann, komplexe Prozesse zu beschleunigen. Geradezu prädestiniert für den Einsatz von KI sind etwa die Bereiche Verkehr und Logistik. So kann KI helfen, den gesamten innerstädtischen Verkehr zu optimieren. Schon die leidige Parkplatzsuche wäre deutlich effizienter gestaltbar, wenn intelligent vernetzte Systeme mithilfe von Echtzeitdaten wie Wetter, Verkehrslage oder Platzbelegung verlässliche Vorhersagen zu freien Parkplätzen geben würden. Die Innenstädte können dadurch merkbar entlastet werden (vgl. Yang et al. 2019). 

Vorreiter in Sachen Smart Traffic ist China: Die ostchinesische Stadt Hangzhou, Heimat des Online-Versandgiganten Alibaba, belegte noch vor wenigen Jahren einen vorderen Platz auf der Liste der am stärksten belasteten Städte Chinas. Schon 2019 war die Metropole 50 Plätze nach unten gerutscht, dank Alibabas sogenanntem City Brain: eine KI, die mithilfe unzähliger, über Videokameras und GPS gesammelter Informationen die Standorte von Autos und anderen Verkehrsmitteln trackt, auf dieser Grundlage den Verkehr optimiert – und damit die Lieferzeiten von Alibaba verkürzt. Das System analysiert Informationen in Echtzeit und koordiniert Ampeln und Verkehrssignale in der Stadt, um Staus zu vermeiden oder aufzulösen. Auch Krankenwagen und Feuerwehrfahrzeuge kommen dadurch laut Alibaba doppelt so schnell ans Ziel. Inzwischen nutzen auch andere chinesische Städte sowie Kuala Lumpur in Malaysia ein City Brain (vgl. Toh/Erasmus 2019). 

Vollständig „smart“ wird der Verkehr erst sein, wenn alle Verkehrsteilnehmer Teil des Netzes sind. Selbstfahrende Autos und Shuttles könnten dann zu einem optimalen Flow in der städtischen Mobilität führen. Bis allerdings völlig autonome Fahrzeuge selbstverständlich auf unseren Straßen fahren, wird es noch Jahrzehnte dauern. Teilautonome Systeme dagegen stehen bereits zur Verfügung und bringen einen echten Mehrwert: Gerade in Stau- und Stop-and-go-Situationen können Assistenzsysteme im Auto nicht nur Nerven sparen, sondern auch den Verkehrsfluss und die Sicherheit deutlich verbessern (vgl. Dalg 2018).

Design und Kreativbranche 

Eine noch sehr neue Technologie, die sich aktuell aus der Nische in den Mainstream bewegt, ist KI-Software, die Texte und Bilder generieren kann. Textgeneratoren wie der „Pre-trained Transformer 3“ von OpenAI können Texte formulieren und zusammenfassen – und sogar Gedichte schreiben. Noch beeindruckender ist die 2021 erstmals vorgestellte Anwendung DALL-E (aus WALL-E und Dalí), ebenfalls von OpenAI, die aus Textbeschreibungen Bilder erstellen kann. Je nach eingegebenem Text wirken die Bilder wie reale Fotos, Cartoons, Illustrationen, Skizzen oder Kunstwerke. Der Detailreichtum, die teilweise fotorealistische Darstellung und Treffgenauigkeit verschiedener Stile verschafften DALL-E große Aufmerksamkeit, allerdings ist der Software noch nicht öffentlich zugänglich. Open AI ging noch weiter und stellte ihre neuste KI vor Chat GPT. ChatGPT ist ein Chatbot, der auf einem maschinellen Lernmodell namens GPT (Generative Pre-training Transformer) basiert.

GPT-Modelle wurden von OpenAI entwickelt und ermöglichen es, menschenähnliche Texte zu erzeugen. Dazu wurde es mit einer großen Menge an Textdaten «vor-trainiert», bevor es für spezifischere Aufgaben wie ChatGPT eingesetzt wurde.

GPT bietet sich für die folgenden Einsatzmöglichkeiten an:

  • Chatbots:
    Der GPT-Algorithmus kann verwendet werden, um Chatbots zu erstellen, die Antworten generieren können, die so klingen, als kämen sie von einem Menschen. Beispielsweise könnte ein mit GPT trainierter Chatbot in der Lage sein, Fragen zu einem Produkt oder einer Dienstleistung zu beantworten, indem er auf relevante Informationen aus einer bestimmten Datenbank zugreift und sie auf eine Weise präsentiert, die menschlich klingt.

  • Nachrichtengenerierung:
    GPT kann verwendet werden, um redaktionelle Inhalte wie Nachrichtenartikel oder Blogbeiträge zu erstellen. Dieser Inhalt kann auf Informationen basieren, die aus verschiedenen Quellen gesammelt wurden, und er kann in einem menschenähnlichen Stil präsentiert werden.

  • Social Media
    GPT kann verwendet werden, um Social-Media-Beiträge oder Kommentare zu generieren, die so aussehen, als wären sie von einem Menschen geschrieben worden. Dies könnte für Dinge wie das automatische Erstellen von Beiträgen zu einem Thema oder das Antworten auf die Beiträge anderer Personen verwendet werden.

  • Marketing
    GPT kann verwendet werden, um Marketingmaterialien zu erstellen, die eine menschenähnliche Sprache verwenden. Beispielsweise könnte es verwendet werden, um automatisch generierte E-Mails zu erstellen, die an potenzielle Kunden gesendet werden, oder um Zielseiten zu erstellen, die speziell für eine bestimmte Zielgruppe entwickelt wurden

  • Storytelling
    Die GPT-Software könnte verwendet werden, um Geschichten zu erstellen, die denen ähneln, die von Menschen produziert werden. Beispielsweise könnte es für Romane oder Filme verwendet werden.

  • Dokumentationsgenerierung
    GPT könnte verwendet werden, um Handbücher oder technische Dokumentationen zu erstellen, indem relevante Informationen aus verschiedenen Quellen gesammelt und in einem leicht lesbaren Format präsentiert werden.

Mehr Infos: Einsatzgebiete von Chat GPT


Die von künstlicher Intelligenz generierten Bilder und Texte sind kein Ersatz für menschliche Kreativität. Zum einen macht die KI Fehler, weil sie die Begriffe, die sie implementiert, nicht versteht, aber aus unzähligen Bildern gelernt hat, wie ein Baum, ein Auto oder ein Renaissance-Porträt aussieht. Im Gegensatz dazu reproduzieren KI-generierte Bilder, Stile und Erzählungen oft die Bilder und Erzählungen, die der KI beigebracht wurden. Echte kreative Arbeit erfordert daher menschliches Eingreifen.

Nichtsdestotrotz wirken Programme wie DALL-E als immense Beschleuniger, um Konzepte sofort in Bilder zu verwandeln, verschiedene Varianten zu vergleichen und in Sekundenschnelle erste Entwürfe zu schaffen. Ähnlich wie Übersetzungs-KIs können text- und bildgenerierende Programme künftig Prozesse in der Design- und Kreativbranche erheblich beschleunigen (vgl. Metz 2022).

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