Lüftung im Fokus
Tipps für ein gesundes und angenehmes Innenraumklima
Lesedauer: 6 Minuten
Wir verbringen 90 % unserer Zeit in geschlossenen Räumen, weshalb die Luftqualität entscheidend für unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit ist. Sie hängt eng mit Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Schadstoffbelastung zusammen. Es ist wichtig, dass jeder Raum ein durchdachtes Lüftungskonzept hat. In den folgenden Abschnitten werden verschiedene Lüftungssysteme erläutert und Tipps gegeben, wie Sie den Komfort verbessern und Energiekosten senken können.
Fensterlüftung
Clever lüften
Erfolgt die Lüftung eines Raumes nur über die Fenster, müssen die Nutzer:innen für ausreichende Frischluft sorgen. In der Regel sollte man mindestens viermal täglich für jeweils zehn Minuten lüften. Bei intensiver Raumnutzung, wie nach Besprechungen, sollten die Fenster länger geöffnet bleiben.
Tipp:
Ein CO2-Messgerät kann helfen, den optimalen Zeitpunkt zum Fensteröffnen zu bestimmen. Wenn der CO2-Wert über 1.000 ppm[1] steigt, sollte man die Fenster öffnen, bis der Wert wieder auf etwa 450 ppm sinkt. Bei zusätzlicher Belastung durch Staub oder andere Schadstoffe sollte häufiger gelüftet werden.
[1] Die Maßeinheit ppm (parts per million) gibt an, wie viele Teile CO2 auf eine Million Luftteile kommen und dient zur Messung der CO2-Konzentration in der Raumluft.
Stoßlüften statt Kippfenster – Effizientes Lüften
Dauerhaft gekippte Fenster verschwenden enorm viel Energie, da die Heizung kontinuierlich arbeiten muss, um die Wärmeverluste auszugleichen. Noch dazu haben gekippte Fenster wenig Lüftungswirkung. Stoßlüften ist viel effizienter: Öffnen Sie die Fenster mehrmals täglich für wenige Minuten komplett. So tauschen Sie die Luft aus, ohne die Räume zu sehr auszukühlen.
Tipp:
Im Sommer gilt dasselbe Prinzip für klimatisierte Räume. Vermeiden Sie den Wärmeeintrag durch gekippte Fenster – öffnen Sie sie lieber vollständig, dafür mehrere Male am Tag und für kurze Zeit. Damit können Sie den Betrieb der Klimaanlage erheblich reduzieren.
Abluftanlage im Einsatz
Ungehinderte Luftströmung ermöglichen
Abluftventilatoren sind häufig in Nassräumen installiert, um Feuchtigkeit und Gerüche effektiv zu entfernen. In solchen Fällen sollten passende Zuluftöffnungen in denselben Räumen oder in anderen Räumen (Aufenthaltsräume) vorhanden sein. Es ist wichtig, diese Öffnungen regelmäßig zu überprüfen und sicherzustellen, dass sie stets sauber und nicht durch Gegenstände blockiert sind, die die Luftzufuhr beeinträchtigen könnten.
Auf saubere Filter achten
Beim Abluftventilator selbst sollte man dafür sorgen, dass die Filter sauber sind. Viele Filter haben eine Markierung (zum Beispiel einen roten Punkt), die anzeigt, wenn die Filter gereinigt werden müssen. Sie können in der Regel von Hand oder im Geschirrspüler gesäubert werden.
Bedienung der Regelung berücksichtigen
Erkundigen Sie sich, wie die Abluftanlage geregelt ist – ob sie ständig läuft oder manuell über einen Schalter oder automatisch durch einen Feuchtesensor aktiviert wird. Alle Mitarbeiter:innen sollten, im Falle einer manuellen Bedienung, darüber informiert sein, die Abluftanlage nur nach Bedarf einzuschalten.
Be- und Entlüftungsanlage
Freie Luftzirkulation vorsehen
Moderne Büroräume sind meist mit Be- und Entlüftungsanlagen ausgestattet, die für eine kontinuierliche Versorgung mit vorgewärmter (oder vorgekühlter) Frischluft verantwortlich sind. Dies gewährleistet eine konstante Luftqualität auf einem guten Niveau. Sichtbare Luftkanäle müssen sauber sein und dürfen keine Verschmutzungen, Dichtheitsmängel oder Isolationsprobleme aufweisen.
Tipp:
Stellen Sie sicher, dass Zuluftöffnungen, insbesondere wenn sie sich im unteren Bereich des Raums (Boden- oder Brüstungsauslässe) befinden, stets sauber und frei von Gegenständen wie Ordnern, Kisten oder Möbeln sind, die die Luftströmung behindern könnten.
Filter in bestimmten Abständen auswechseln
Ein regelmäßiger Filtertausch bei zentralen Lüftungsanlagen in Bürogebäuden ist essenziell für die optimale Luftqualität und den energieeffizienten Betrieb. Verstopfte oder verschmutzte Filter erhöhen den Energieverbrauch, da das System mehr arbeiten muss, um die gewünschte Luftmenge zu fördern. Zudem verschlechtert sich die Raumluftqualität, was das Wohlbefinden und die Gesundheit von Personen beeinträchtigen kann.
Mieter:innen haben in der Regel nur begrenzten Einfluss auf den Filterwechsel, da die Wartung und Instandhaltung der Lüftungsanlage oft in der Verantwortung der Vermieter:innen oder der Hausverwaltung liegt.
Tipp:
Als Mieter:in können Sie darauf achten, dass Wartungsintervalle eingehalten werden und bei Auffälligkeiten wie schlechter Luftqualität oder erhöhtem Geräuschpegel die Hausverwaltung informieren.
Regelung der Lüftungsanlage anpassen
Werden Ihre Räumlichkeiten von einer zentralen Anlage belüftet, was in vielen Bürogebäuden vorkommt, sind auch andere Einheiten Teil des Systems. In solchen Fällen haben Mieter:innen oft keinen direkten Einfluss auf die Luftvolumenströme oder Laufzeiten, da diese zentral für das gesamte Gebäude geregelt werden. Hier wäre eine Anpassung nur über die Vermieter:innen oder das Gebäudemanagement möglich, welches die Anlage auf die tatsächlichen Betriebszeiten und Bedürfnisse der Mieter:innen abstimmen kann.
Tipp:
Setzen Sie sich mit den Vermieter:innen oder dem Facilitymanagement in Verbindung, um eventuelle Anpassungen zu besprechen.
Bei dezentralen Lüftungssystemen hingegen, die nur den von Ihnen genutzten Bereich versorgen, sind die folgenden Maßnahmen relativ einfach umzusetzen.
Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit abstimmen
Be- und Entlüftungsanlagen sind oft hoch automatisiert, um eine hohe Luftqualität bei minimalen Energiekosten zu gewährleisten und bieten den Nutzer:innen nur eingeschränkte Einstellmöglichkeiten.
Erkundigen Sie sich, welche Parameter (wie Luftvolumenstrom oder Temperatur) Sie selbst verändern können. Für ein optimales Innenraumklima sollte die Temperatur zwischen 21 °C im Winter und 26 °C im Sommer liegen und die relative Luftfeuchtigkeit zwischen 40 % und 60 % bleiben.
Luftvolumenströme den realen Anforderungen entsprechend einstellen
Die Luftvolumenströme von Lüftungsanlagen sollten an den tatsächlichen Bedarf angepasst werden. Oft laufen Lüftungssysteme auf vollen Touren, auch wenn sie nicht ständig benötigt werden. Durch den Einsatz von CO2-Sensoren und einer entsprechenden Steuerung der Lüftungsanlage kann die Luftzufuhr effizienter gestaltet werden. Diese Systeme erhöhen den Luftvolumenstrom nur, wenn wirklich mehr Frischluft benötigt wird.
Laufzeiten auf die konkrete Gebäudenutzung ausrichten
Auch die Laufzeiten der Lüftung sollten außerhalb der Arbeitszeiten verkürzt werden, da dies den Energieverbrauch erheblich drosseln kann, ohne die Raumluftqualität zu beeinträchtigen. Aktive Betriebszeiten während der tatsächlichen Nutzungszeiten des Gebäudes sowie eine exakte Steuerung der Luftmenge verhindern unnötige Energieverluste und führen zu spürbaren Kosteneinsparungen.
Regelmäßige Wartung und Pflege
Filter, Ventilatoren, Kanäle, Wärmetauscher sowie Luftauslässe sollten mindestens einmal jährlich auf Verschmutzungen, Leckagen und Funktion überprüft und bei Bedarf gereinigt oder ausgetauscht werden. Auch Feuchtigkeitssensoren und Steuerungssysteme müssen regelmäßig kalibriert und gewartet werden, um eine optimale Luftfeuchtigkeit und Temperaturregelung zu gewährleisten.
Verpflichtene Überprüfungen von Lüftungsanlagen
Für Lüftungsanlagen gibt es mehrere verpflichtende Überprüfungen, die hauptsächlich der Sicherstellung von Hygiene, Funktionalität und Brandschutz dienen. Dazu zählen regelmäßige Hygienekontrollen, die sicherstellen, dass die Luftqualität den gesetzlichen Anforderungen entspricht, sowie die Überprüfung der Funktionsfähigkeit der Lüftungsanlage. Zudem müssen Brandschutzüberprüfungen durchgeführt werden, um zu gewährleisten, dass die Lüftungsanlage im Brandfall sicher funktioniert.
Grundsätzlich gilt:
Vermieter:innen sind verantwortlich für die gesetzlich vorgeschriebenen Überprüfungen von zentralen und dezentralen Lüftungsanlagen. Mieter:innen sind verantwortlich für die laufende Wartung und Pflege von dezentralen Lüftungsanlagen in den eigenen Räumlichkeiten, wie den Filterwechsel oder die Reinigung.
Optimierung der Lüftungsanlage für maximale Energieeffizienz bei Eigentumsrechten
Wenn Sie ein Gebäude allein besitzen oder – im Fall von Miteigentum – eine Übereinkunft der Mehrheit der Beteiligten erreichen, bieten sich umfangreiche Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung der Lüftungsanlage an. Eine Schlüsselmaßnahme bei älteren Lüftungsanlagen etwa ist die Installation von Wärmerückgewinnungssystemen, die bis zu 90 % der Wärme aus der Abluft wieder nutzbar machen können.
Der Austausch oder die Modernisierung der gesamten Lüftungsanlage mit energieeffizienten EC-Motoren[2] und intelligenter Steuerung kann weiters den Energieverbrauch erheblich verringern. Eine sorgfältige Dämmung der Luftkanäle reduziert Wärmeverluste während der Luftverteilung. Zusätzlich empfiehlt sich der Einbau von Frequenzumrichtern für eine bedarfsgerechte Regelung der Lüftungsleistung. Auch die Implementierung einer Nachtlüftung zur passiven Kühlung und die Nutzung von Erdwärmetauschern zur Vortemperierung der Zuluft können den Energiebedarf weiter optimieren.
Diese Maßnahmen, kombiniert mit einer regelmäßigen Wartung und Instandhaltung, führen einerseits zu signifikanten Energieeinsparungen und andererseits zu besserer Luftqualität und angenehmerem Komfort im Gebäude.
[2] Ein EC-Motor ist ein elektronisch gesteuerter Gleichstrommotor, der durch seine hohe Energieeffizienz und die Möglichkeit zur stufenlosen Drehzahlregelung überzeugt.
Optimierung der Lüftungsanlage in Mietverhältnissen
Arbeiten, die zur Erhaltung des Gebäudes oder der Wohnung erforderlich sind, wie die Modernisierung der Lüftungsanlage, können ohne Zustimmung der Mieter:innen durchgeführt werden.
Wenn es sich um eine wesentliche Verbesserung handelt, die über die reine Erhaltung hinausgeht, beispielsweise um den Wohnwert zu steigern, müssen Vermieter:innen unter Umständen Rücksprache mit den Mieter:innen halten oder bestimmte Voraussetzungen erfüllen.
Tipp:
Bei Unklarheiten können Sie sich an Mietervereinigungen oder die Schlichtungsstellen für Mietrechtsfragen wenden, die Sie zu Ihren Rechten beraten und unterstützen.