Nachhaltiges Bauen in Japan
Zusammenarbeiten und voneinander Lernen auf der Road to EXPO
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Aus historischer Sicht wäre Japan prädestiniert, ein Land des Holzbaus und des nachhaltigen Bauens zu sein. Als älteste Holzstruktur der Welt ist der Hōryū-ji Tempel in Nara bekannt, dessen Kerngehäuse im Jahr 607 errichtet wurde.
Insbesondere im letzten Jahrhundert hat sich Japan vor allem im urbanen Bereich fast völlig von nachhaltiger Bauweise verabschiedet. Während Einfamilienhäuser Holz als Baustoff noch stark nutzen, können weder deren Gesamtkonstruktion, noch größere Gebäude (meist aus Stahl und Beton) als nachhaltig oder energiesparend gelten. Gerade bei Mietwohnungen ist es um Isolierungen und hochwertige Materialien sehr schlecht bestellt. Japanische Haushaltsgerätehersteller, allen voran Hersteller von Klimaanlagen (sie werden in Japan auch zum Heizen genutzt), profitieren von dieser nicht-nachhaltigen Entwicklung.
Japanischen Architekt:innen fehlen Know-how und Erfahrung mit Statik und Hochbau beim Baustoff Holz. Österreich ist hier mit Vorzeigeprojekten, wie dem Hoho Tower in Wien, dem „Pyramidenkogel“ als höchstem Aussichtsturm der Welt aus Holz und dem großvolumigen LCT ONE (achtgeschossiges Holz-Hybrid-Gebäude in Dornbirn) Vorreiter und Vorbild. Im Jahr 2041 soll in Tokio eine neue Megastruktur aus Holz entstehen, der W350 Wooden Skyscraper, ein 350m hoher Wolkenkratzer mit 455.000 m² Fläche.
Zero-Energy-Houses haben sich in den letzten Jahren als Begriff etabliert, aber noch fallen wenige neue Bauprojekte im privaten Bereich in diese Kategorie. 2021 waren es etwas mehr als 10 % der neuen Einfamilienhäuser. Bei Mehrparteienhäusern (v. a. Hochhäusern) und gewerblichen Großbauten geht Tokyo seit 2010 einen Vorreiterweg mit einem eigenen Cap and Trade System im Rahmen des Green Building Programms. Dabei werden jährlich die Anforderungen basierend auf den Bestdaten der Gebäude des letzten Jahres angehoben, damit den Eigentümern / Betreibern energieverschwendender Gebäude Sanierungsbemühungen oder höhere Zahlungen für CO2-Zertifikate abverlangt werden können. Verpflichtend ist das Cap and Trade System für alle nach 2002 entstandenen Gebäude mit mehr als 5 000 m2. Ein einfach verständliches Auszeichnungssystem ist bei Verkaufs- oder Vermietungsangeboten verpflichtend.
Chancen für Österreich
Nachhaltigkeit und Energieeffizienz im Baubereich sind gerade für die Zulieferindustrie interessant. Anbieter von hochqualitativen, nachhaltigen und energiesparenden Böden, Fenster, Türen und Dämmstoffen haben große Chancen am Markt.
Erfolgversprechend für den Export nach Japan ist eine Strategie, die unterschiedliche Zielgruppen miteinschließt, wie Architekturbüros, Baufirmen und Importeure von Materialien. Dabei sind die Präsentation fertiger Projekte mit einem Lern- oder Demonstrationsprogramm sowie B2B-Gespräche zielführend.
Weitere Optionen eröffnet u. a. die 2023 gemeinsam mit dem Tokyo Institute of Technology gegründete Japan-Austria Architecture & Culture Association (JAACA), die auf japanischer Seite fast vierzig Personen umfasst.