Kanada: Hypotheken wurden erleichtert – Baukrise in Ontario verschärft sich
Neue Hypothekenregeln senken Anzahlungen auf Immobilien über 1 Mio. US-Dollar – Bauverzögerungen und steigende Gebühren behindern den Wohnungsbau
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Ab dem 15. Dezember 2024 gelten in Kanada neue Regelungen für Hypotheken, die es Käufern von Immobilien im Wert von bis zu 1,5 Mio. USD ermöglichen, mit deutlich geringeren Anzahlungen in den Markt einzusteigen. Bisher mussten Käufer von Häusern im Wert von über USD 1 Mio. mindestens 20 Prozent des Kaufpreises als Anzahlung leisten. Mit den neuen Regeln reduziert sich die Anzahlung auf nur noch USD 75.000 Dollar für ein 1-Million-Dollar-Haus, da Käufer nun nur mehr 5 Prozent auf die ersten USD 500.000 und 10 Prozent auf den restlichen Betrag bis zu USD 1,5 Mio. zahlen müssen.
Zusätzlich dürfen Erstkäufer ihre Hypothek nun über eine Amortisationsdauer von 30 Jahren statt der bisherigen 25 Jahre abbezahlen. Dies führt zu niedrigeren monatlichen Belastungen, was den Immobilienkauf, insbesondere in teuren städtischen Regionen wie Toronto und Vancouver, erleichtern soll. Laut Sean Fraser, Bundesminister für Wohnungsbau, könnten diese Maßnahmen den notwendigen finanziellen Druck erheblich verringern, um mehr Menschen den Kauf von Immobilien zu ermöglichen.
Während diese Regelungen eine Erleichterung für potenzielle Immobilienkäufer darstellen, bleibt der Wohnungsbau in Ontario weit hinter dem Bevölkerungswachstum zurück. Ein Bericht der Building Industry and Land Development Association (BILD) zeigt, dass die Neubautätigkeit in der Provinz das niedrigste Niveau seit 1972 erreicht hat. Dies ist insbesondere auf lange Genehmigungsverfahren und stark steigende kommunale Entwicklungsgebühren zurückzuführen.
Zwischen 2020 und 2024 wuchs die Bevölkerung in den 15 untersuchten Gemeinden im Großraum Toronto jährlich um durchschnittlich 139.357 Menschen. Im gleichen Zeitraum wurden jedoch nur durchschnittlich 44.541 neue Wohneinheiten pro Jahr gebaut. Diese Diskrepanz wird von Experten als erhebliches Problem für den Wohnungsmarkt identifiziert, da die Nachfrage nach Wohnraum aufgrund des starken Bevölkerungswachstums weiter steigt.
Ein weiterer Faktor, der die Bautätigkeit behindert, sind die stark steigenden Entwicklungsgebühren, die von den Gemeinden erhoben werden, um die notwendige Infrastruktur für neue Bauprojekte wie Straßen oder Abwassersysteme zu finanzieren. In den letzten zwei Jahren sind die Gebühren um durchschnittlich ein Drittel gestiegen.
David Wilkes, CEO von BILD, warnt davor, dass ohne dringende Maßnahmen, wie etwa einer vorübergehenden Aussetzung der Entwicklungsgebühren, viele Bauprojekte weiterhin verzögert werden. Dadurch könnte Ontario das Ziel der Regierung, bis 2031 1,5 Millionen neue Wohneinheiten zu bauen, verfehlen. Wilkes fordert eine Überprüfung der Gebührenstruktur sowie eine Beschleunigung der Genehmigungsverfahren, um die Bautätigkeit anzukurbeln.
Obwohl einige Gemeinden ihre Genehmigungsverfahren bereits beschleunigt haben, bleibt die Situation angespannt. Die durchschnittliche Bearbeitungszeit für einen Bauantrag in den untersuchten Gemeinden ist von 22,7 Monaten im Jahr 2022 auf 20,3 Monate gesunken. In Toronto dauert die Genehmigung jedoch immer noch 25 Monate, obwohl dies eine Verbesserung um sieben Monate gegenüber dem Vorjahr darstellt.
Trotz dieser Herausforderungen bleibt die Nachfrage nach neuen Wohnimmobilien in Ontario hoch. Ohne weitere Maßnahmen, um die Bautätigkeit zu beschleunigen und die Finanzierungshürden zu reduzieren, könnte sich die Kluft zwischen Bevölkerungswachstum und Wohnungsangebot in den kommenden Jahren weiter vergrößern.
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Stand: 30.09.2024