Japan: 4-Tage-Woche für die Mitarbeiter:innen der Stadtregierung Tokio
Unerwartete Maßnahmen der Hauptstadt Japans, um den Auswirkungen der demographischen Entwicklungen entgegenzutreten
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JapanDie Stadtregierung Tokios setzt ungewöhnliche Schritte zur Bekämpfung der Auswirkungen der sinkenden Geburtenrate: sie plant die Einführung einer 4-Tage-Arbeitswoche für die eigenen Mitarabeiter:innen zu testen. Mit dieser Maßnahme möchte man den Arbeitsdruck verringern, den Angestellten mehr Freizeit und eine bessere Lebensqualität verschaffen und gleichzeitig die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern. So erhofft sich die Regierung, einen Anreiz für eine bessere Familienplanung zu schaffen.
Japans Geburtenrate ist seit Jahren rückläufig und lag 2022 bei nur 1,3 Kindern pro Frau – weit unter dem notwendigen Wert von 2,1, der für eine stabile Bevölkerungsentwicklung erforderlich wäre. Diese demografische Entwicklung führt zu einer alternden Gesellschaft: Der Anteil der über 65-Jährigen könnte bis 2050 auf über 40 % ansteigen. Um diesen Trend zu bremsen, erhofft sich die japanische Regierung, durch die Einführung einer 4-Tage-Arbeitswoche den Arbeitsalltag zu erleichtern, der vielen jungen Japanern als Hauptursache für die Kinderlosigkeit erscheint. Laut einer Umfrage des japanischen Ministeriums für Gesundheit, Arbeit und Soziales geben 61 % der jungen Erwachsenen den Arbeitsdruck als Hauptgrund für das Aufschieben oder Vermeiden von Elternschaft an.
Strategie Japans
Die Maßnahme ist Teil einer breiten Strategie der japanischen Regierung, die sich mit den drängenden demografischen und wirtschaftlichen Herausforderungen auseinandersetzt. Laut dem Japan Productivity Center arbeiten fast 60 % der japanischen Arbeitnehmer:innen regelmäßig mehr als 40 Stunden pro Woche, was die Work-Life-Balance stark belastet.
Internationale Erfahrungen aus Pilotprojekten in Island und Großbritannien zeigen, dass eine verkürzte Arbeitswoche sowohl die Produktivität steigern als auch das Wohlbefinden der Mitarbeiter:innen fördern kann. Die Mitarbeiter:innen der Stadtregierung in Tokio nutzen derzeit ein Gleitzeitsystem, das ihnen alle vier Wochen einen zusätzliche freien Tag ermöglicht. Dieses System wird nun überarbeitet, sodass den Mitarbeiter:innen künftig wöchentlich ein zusätzlicher freier Tag gewährt wird, sodass sie nur noch vier Tage pro Woche arbeiten und die verbleibenden drei Tage frei haben.
Diese Maßnahme könnte nicht nur die Familienpolitik, sondern auch den Arbeitsmarkt und das wirtschaftliche Leben in Tokio und Japan insgesamt nachhaltig verändern. Expert:innen sind gespannt, ob das Model auch in Japan, wo lange Arbeitszeiten und eine stark hierarchisierte Arbeitskultur noch weit verbreitet sind, erfolgreich umgesetzt werden kann.