Illustrierte Weltkarte in Blau mit unterschiedlich hohen Statistiksäulen
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Senegal: Politischer Umbruch weckt Hoffnung auf Fortsetzung der wirtschaftlichen Dynamik

Global Situation Report 28.5.2024

Lesedauer: 2 Minuten

14.09.2024

Einschätzung des WKÖ-Wirtschaftsdelegierten


Wirtschaftslage und politische Situation

In den vergangenen Jahren hat Senegal bemerkenswerte wirtschaftliche Stabilität und solides Wachstum verzeichnet. Das BIP stieg 2023 um über 4 %. Für 2024 wird laut Prognosen mit einem Zuwachs von mehr als 8 % gerechnet (laut EIU über 9 %), was dem stärksten Wirtschaftswachstum in Afrika entsprechen würde. Das Wachstum ist vor allem auf die bevorstehende Förderung von Erdöl und -gas zurückzuführen. Politisch bleibt Senegal eines der stabilsten Länder in Westafrika. Die friedliche Wahl des Oppositionskandidaten Bassirou Faye zum Staatspräsidenten im März 2024 stärkt das Vertrauen in die politische Kontinuität und Demokratie. Der faire und ordnungsgemäße Regierungswechsel war nicht selbstverständlich, da es zuvor politische Turbulenzen und heftige Demonstrationen gegen Präsident Macky Sall gab. Geopolitische Konflikte haben bisher nur begrenzte Auswirkungen auf Senegal, was das Land zu einem verlässlichen Partner in der Region macht.

Fazit: Senegal bietet eine stabile politische und wirtschaftliche Umgebung mit positivem Ausblick.

Vier unterschiedliche Statistiken zu den Themen BIP-Wachstum, Inflationsrate, Senegal Außenhandel, Außenhandel Österreich mit Senegal
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Auf der Überholspur bzw. wirtschaftspolitische Erfolgsgeschichte?

Die positive Entwicklung ist das Ergebnis gezielter wirtschaftspolitischer Maßnahmen und Investitionen. Die Regierung unter Macky Sall initiierte mehrere Entwicklungspläne zur Diversifizierung der Wirtschaft und nachhaltigem Wachstum. Diese Strategien umfassen strukturelle Reformen, große Infrastrukturprojekte (wie den Ausbau des Hafens von Dakar), Investitionen in Erneuerbare Energien, die Modernisierung der Landwirtschaft und die Förderung von Privatisierungen. Fortschritte im Industrialisierungsprozess sorgten für wirtschaftliche Dynamik. Im ganzen Land entstehen Industrie- und Sonderwirtschaftszonen zur Förderung der lokalen Produktion.

Präsident Faye präsentiert sich als Anti-System-Kandidat. Sein Programm sieht eine Neubegründung rechtstaatlicher Institutionen, den Kampf gegen Korruption und eine Verbesserung der Lebensverhältnisse angesichts steigender Lebenshaltungskosten vor. Außerdem ist die Schaffung von Arbeitsplätzen für die Jugend ein großes Thema, da Senegal gut ausgebildete Arbeitskräfte und einen soliden Mittelstand benötigt, um sich zu industrialisieren. Auch beim Thema Energiepartnerschaften kommt dem Land eine neue Rolle zu, da Öl-, Gas- und Bergbauverträge mit dem Westen zugunsten der eigenen Bevölkerung neu verhandelt werden sollen. Die Erdöl- und Erdgasfunde könnten Senegal zu einem bedeutenden Exporteur machen und erhebliche Einnahmen ermöglichen.

Fazit: Senegals nachhaltiges Wachstum basiert auf strategischer Diversifizierung der Wirtschaft. Der politische Umbruch weckt Hoffnung auf die Fortsetzung dieser wirtschaftlichen Dynamisierung.

Geschäftschancen und Situation für österreichische Unternehmen

Die Hubfunktion ins frankophone Westafrika ist nur einer der Gründe, warum sich internationale Unternehmen im Senegal niederlassen. Von dort erreicht man einen überregionalen Markt mit über 160 Mio. Menschen. Durch den zunehmenden Wettbewerb hat Frankreich an wirtschaftlicher Dominanz verloren. Das verstärkte Interesse österreichischer Betriebe an Senegal zeigt sich am Anstieg der Exportzahlen (2019 40,1 Mio. Euro vs. 2023 59,7 Mio. Euro). Aussichtsreich ist der Export von Baumwollstoffen, Textilien, Lebensmitteln, Getränken, Kosmetikartikeln, Pumpen, Rohren und Baumaschinen.

In den Bereichen Infrastruktur, Erneuerbare Energien, Recycling & Müllverwertung, Wasserwirtschaft und landwirtschaftliche Technologien bestehen vielversprechende Chancen. Auch der Ausbau des Verkehrswesens und der Energieversorgung bietet Potenzial für heimische Betriebe. Der Technologiesektor, insbesondere IT und Telekommunikation, ist ein wachsendes Feld, in dem österreichische Innovationen gefragt sind. Auf Dienstleistungsebene gibt es in vielen Branchen Bedarf, z.B. im Bildungssektor, im Gesundheitswesen und bei Ingenieursleistungen.

Fazit: Da Senegal auf Zulieferungen und Know-how aus dem Ausland angewiesen ist, bestehen in sämtlichen Bereichen aussichtsreiche Geschäftschancen für österreichische Unternehmen.


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