Moderatorin Sylvia Reim mit Präsident Walter Ruck und Bezirksobmann Dieter Steup
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Wiener City fit für die Zukunft machen

Durch Verkehrsberuhigung, weitere Begegnungszonen und drei Leuchtturmprojekte soll der 1. Bezirk noch attraktiver werden.

Lesedauer: 6 Minuten

13.04.2023

Der 1. Bezirk ist nicht nur Wohnraum, sondern auch ein geschäftliches und touristisches Zentrum unserer Stadt. Er ist der urbane Mittelpunkt”, sagt Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer (WK) Wien. Er stellt gemeinsam mit Bezirksobmann Dieter Steup bei der Sendung WKOimBezirk ON AIR das von der Kammer erarbeitete Nutzungskonzept für die Innenstadt vor. Der „Masterplan Innere Stadt” ist die Grundlage der WK Wien für den Dialog mit der Stadt Wien, um gemeinsam die schon lange geplante Weiterentwicklung anzugehen. Er setzt auf vielen Ebenen an, seine drei großen Ziele sind Bewegungsfreiheit und Bequemlichkeit für Jung und Alt, für Gäste und Bewohner. Zweites Ziel ist die Sicherung von Genuss, Erlebnis und Wirtschaft im Zentrum, und zum Dritten sollen Natur und Naherholung im Stadtzentrum berücksichtigt werden.

Diese Ziele sollen durch ein umfassendes Maßnahmenpaket erreicht werden. Zentrale Bedeutung kommen dabei der Verkehrsberuhigung, weiteren Begegnungszonen sowie drei besonderen Leuchtturmprojekten zu.

Verkehr lenken und minimieren

Zur Beruhigung des Verkehrs in der Inneren Stadt soll ein Zufahrtsmanagement eingeführt werden. Dafür braucht es vorab eine gesonderte Regelung für die Parkraumbewirtschaftung. Demnach wird längerfristiges Parken für Nichtbewohner in der Innenstadt nur in Garagen möglich sein. An der Oberfläche muss daher eine ausreichende Aufenthaltsdauer für Fahrzeuge festgelegt werden, zum Beispiel für Lieferungen.

Der Preis für das Parkpickerl - für Bewohner ebenso wie für Betriebe -  sollte angehoben und ein Rückbau der Parkplätze angegangen werden. Der so gewonnene Raum kann dann für die Verbesserung der Aufenthaltsqualiät genützt werden. Dem Garagenmanagement kommt also große Bedeutung zu, denn es braucht mehr Stellplätze. Derzeit gibt es in der Inneren Stadt 23 Garagenstandorte und rund 7000 Stellplätze in öffentlichen Garagen. Die Garagen sollen dann über ein Leitsystem gut erreichbar sein, bereits auf den Zufahrtsstraßen soll ersichtlich sein, wo es noch freie Stellplätze gibt.

Begonnen werden sollte das Projekt zur Verkehrsberuhigung unter anderem in den Bereichen Freyung, Am Hof, Tuchlauben, Hoher Markt oder etwa in der Wollzeile - also dort, wo die Erdgeschoßzonen besonders belebt sind.

Dieter Steup, WK Wien-Obmann der Inneren Stadt, sieht in dem Konzept für die Aufenthaltsqualität viel Gutes, wenn die Rahmenbedingungen erst einmal geschaffen werden: „In der City hat sich in den letzten Jahrzehnten einiges verändert. Eine Kärntner Straße und einen Graben als stark befahrene Straße mit vielen Autos kann ich mir heute gar nicht mehr vorstellen”, so Steup (siehe Interview unten). Nach der Veröffentlichung des Masterplans hat die Stadt Wien ihre Pläne zur Verkehrsberuhigung für die Innenstadt präsentiert. Demnach soll es künftig rund 30 Prozent weniger Einfahrten sowie 23 Prozent weniger abgestellte Fahrzeuge in der Wiener Innenstadt geben. Erreicht werden soll das, indem die 34 Zufahrtsmöglichkeiten in den 1. Bezirk auf 26 reduziert und die Einfahrten mit einem Kamerasystem überwacht werden. Für die kamerabasierten Kontrollen fehlt allerdings noch die gesetzliche Bestimmung in der Straßenverkehrsordnung.  

Intelligente Ladezonen und Busse

Derzeit werden zwischen Stadt Wien, Wirtschaftskammer Wien und der Technischen Universität Wien in einem Projekt die Möglichkeiten für ein intelligentes Ladezonenmanagement geprüft. Damit sollen die Zonen ausreichend dimensioniert und räumlich optimiert ausgewiesen werden. Ein weiteres Projekt betrifft die Bedürfnisse der Tourismuswirtschaft - viele Gäste der Innenstadt reisen mit Bussen an. Die Schwerpunkte liegen hier vor allem auf der Digitalisierung des Busmanagements, einem dynamischen Parkraummanagement, Optimierung des Reiseroutings sowie Service für Gäste und Busfahrer.

Mehr Begegnungszonen

Um qualitätsvollen öffentlichen Raum für alle zu schaffen, sollen weitere Straßenabschnitte neu gestaltet werden. Für die Bewohner können Bereiche gezielt aufgewertet werden, beispielsweise durch Picknickangebote oder neue Sitzgelegenheiten. Die Bereiche Michaelerplatz, Mahlerstraße, Hafnersteig, Kramergasse, Wildpretmarkt, Landskrongasse, Wollzeile und Tuchlauben sollen daher zu Begegungszonen umgebaut werden. Der Wiener Standortanwalt Alexander Biach hat berechnet, dass pro einer Million Euro an Investitionen für die Wiener City 1,2 Millionen Euro an zusätzlicher Wertschöpfung generiert werden können. Die Finanzierung der Umbauten kann, wie schon in anderen Bereichen der Stadt, mittels privater Finanzierungsbeteiligung umgesetzt werden. Bei den PPP-Modellen (Privat-Public-Partnership) wird die Neugestaltung durch Initiativen und Investitionen der Liegenschaftseigentümer möglich. Unterstützend dazu sollen die Stadt Wien und die WK Wien gemeinsam ein professionelles Erdgeschoßzonenmanagement einrichten, damit der Branchenmix erhalten bleibt. Darüber hinaus sollen Anreize geschaffen werden, dass Einrichtungen aus den oberen Stockwerken, die Kundenverkehr aufweisen, wie z.B. Arztpraxen, Büros, Agenturen, Architekturbüros, in Erdgeschoßzonen ziehen, um Leerstand entgegenzuwirken. Hand-in-Hand mit Neugestaltungen und Umbauten im öffentlichen Raum sollen auch die Pläne in Nutzungskonzepte umgewandelt werden. So plädiert die WK Wien beispielsweise für die Einrichtung von Demozonen und Speakers-Corner, um die Ringstraße zu entlasten.

Drei Leuchtturmprojekte

Drei große Projekte des Masterplans beinhalten den höchsten Beitrag zu den Zielen hohe Aufenthaltsqualität und Klimafreundlichkeit: Der Umbau des Schwedenplatzes wird schon lange diskutiert. Er erfüllt als Verkehrsknoten eine wichtige Verteilunktion. Durch den Umbau soll diese Funktion erhalten bleiben, jedoch neu verteilt werden. Ein barrierefreies Konzept mit Sitzgelegenheiten, mehr Abstellflächen für Fahrräder, attraktive Grünflächen sowie einfache Umsteigmöglichkeiten auf die verschiedenen Verkehrsmittel bringt nicht nur bessere Aufenthaltsqualität, sondern auch positive volkswirtschaftliche Effekte. Bei einer Investition von 35 Millionen Euro würde die Bauphase einen BIP-Beitrag von 50 Millionen Euro generieren. Nach der Umbauphase ergibt sich eine zusätzliche Wertschöpfung von acht Millionen Euro pro Jahr.

Ein weiteres großes Projekt ist der Güter- und Mobilitätshub, der unter dem Heldenplatz entstehen könnte. Eine umfassende Tiefgaragennutzung ist angedacht. Darin enthalten sind neben Kfz-Parkplätzen für E-Fahrzeuge auch eine Busein- und -ausstiegszone samt Parkmöglichkeit sowie ein Logistik-Cityhub beispielsweise für Lastenfahrräder. Neben dieser verkehrsreduzierenden Maßnahme kann die Tiefgarage genutzt werden, um die Innenstadt verkehrssparend und mit CO2-neutralen Verkehrsmitteln mit Gütern zu beliefern. Der Bau generiert einen BIP-Beitrag von 149 Millionen Euro bei einer Investition von 100 Millionen Euro. Im Betrieb bringt der Mobilitätshub eine zusätzliche Wertschöpfung von 48 Millionen Euro pro Jahr.

Schlussendlich zielt das dritte Leuchtturmprojekt auf die Kühlung der Stadt ab.  Auf Basis von Heatmaps wurden die heißesten Plätze der Stadt identifiziert. In der Kärntner Straße, dem Kohlmarkt, der Bognergasse, der Seitzergasse und der Wollzeile sollen im Sommer luft- und wasserdurchlässige Beschattungen errichtet werden. Bei einer Investition von 8,3 Millionen Euro ergibt das einen BIP-Beitrag von 3,5 Millionen Euro in der Errichtung, aber in der Folge eine zusätzliche Wertschöpfung von 58 Millionen Euro pro Jahr - erzielt durch die verbesserte Aufenthaltsqualität und die dadurch gesteigerte Frequenz.

Die drei Projekte zeigen, wie die Inneres Stadt in ein modernes europäisches Zentrum verwandelt werden könnte: „Wir schaffen Win-Win-Situationen. Es profitieren die Bewohner, die ansässigen Unternehmen, aber auch unsere nationalen und internationalen Gäste” so Ruck.

Leutturmprojekte:

  • Schwedenplatz: Der Schwedenplatz ist Verkehrsknotenpunkt. Durch den Umbau soll etwa der Flughafenbus näher an die U-Bahn. Nach der Umbauphase ergibt sich eine zusätzliche Wertschöpfung von 8 Millionen Euro pro Jahr. 
  • Schattenspender: Luft- und wasserdurchlässige Beschattungen bringen Kühlung und sind Blickfang. Die bessere Aufenthaltsqualität steigert die Frequenz und erhöht die Wertschöpfung um 58 Millionen Euro pro Jahr.   
  • Mobilitätshub: Ein Mobilitätshub unter dem Heldenplatz kann Kfz-Ladeplätze, eine Busein- und -ausstiegszone und Platz für Lastenfahrräder bereitstellen. Im Betrieb erbringt er eine Wertschöpfung von 48 Millionen Euro pro Jahr.

Zahlen Innere Stadt 

15.700 Menschen wohnen im Bezirk.
123.300 Beschäftigte arbeiten in der Inneren Stadt. Die meisten pendeln von außerhalb in die City.
 
City-Betriebe nach Sparten:

3600 Betriebe arbeiten in der Sparte Info & Consulting.
3200 Betriebe gehören zur Sparte Handel.
2300 Betriebe arbeiten im Gewerbe und Handwerk.
1400 Betriebe sind in Tourismus und Freizeitwirtschaft tätig.
243 Betriebe gehören zu Transport und Verkehr.
 
Parken und Verkehr:

50.000 Ein- und Ausfahrten verzeichnet der Bezirk pro Tag.
7500 Stellplätze gibt es an der Oberfläche.
7000 Garagenplätze stehen in 23 Garagen zur Verfügung.
311 Taxistandplätze gibt es an 56 Standorten.
58 Fiakerstellplätze gibt es an 6 Standorten.

 

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