Über die Dimension der Diversität
Im Gespräch. Diversität in der Wirtschaft bedeutet laut Vera Klien eine „Umgebung zu schaffen, in der alle ihr Potenzial voll ausschöpfen können“. Wie das gelingen kann, erklärt sie im Interview mit „Die Wirtschaft“.
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Frau Klien, von welchen Dimensionen der Diversität sprechen wir im wirtschaftlichen Kontext?
Grundsätzlich spricht man bei Diversität von drei Dimensionen, der inneren Dimension (Gender, Alter, Sexuelle Orientierung, Ethnizität, usw.), der äußeren Dimension (Sprache, Aussehen, Soziale Herkunft, Familienstand usw.) und der organisationalen Dimension (Netzwerke, Hierarchiestufe usw.). Ich persönlich finde, dass wir sowohl im wirtschaftlichen als auch im gesellschaftlichen Kontext noch vielmehr an der inneren Dimension arbeiten sollten.
Warum sollten sich Unternehmen mit diesen Aspekten auseinandersetzen?
Da gibt es viele Gründe, angefangen von der nachweislichen besseren Leistung von heterogenen Teams und dem Einbeziehen und verschiedenen Perspektiven, bis hin zu der Tatsache, dass wir rein demografisch in Österreich und in Vorarlberg nicht in der Lage sein werden, die Wirtschaft und Industrie ohne weitere und auch zugewanderte Arbeitskräfte zu erhalten bzw. weiterzuentwickeln.
Konkret bedeutet das, ...
dass wir einerseits einen erheblichen Anteil Erwerbsfähiger haben, die allerdings nicht oder nur teilweise erwerbstätig sind. Darunter fallen oft Frauen, die nach der Familiengründung nicht oder nur eingeschränkt in das Berufsleben zurückkehren. Das liegt zum einen an
systemischen Faktoren, wie der Kinderbetreuung, aber auch an gesellschaftlichen und kulturellen Herausforderungen, wie etwa der nach wie vor geringen gesellschaftlichen Toleranz und Akzeptanz, wenn Frauen ihre Karriere weiterverfolgen möchten. Es wäre hilfreich, flexiblere Arbeitsmodelle und mehr Unterstützung für Frauen anzubieten, um ihre Karriereentwicklung zu fördern und ihnen mehr Chancen zu geben.
Und das Thema Arbeitskräfte aus dem Ausland ...
Ja, ein weiterer bedeutender Aspekt betrifft zugezogene Arbeitskräfte, die Vorarlberg oft nach weniger als zwei Jahren wieder verlassen. Oft fehlt es an Gelegenheiten für Begegnungen, die das Ankommen erleichtern und helfen, soziale Beziehungen aufzubauen. Dadurch kann sich die Person isoliert fühlen und keine langfristige Perspektive entwickeln. Um diesem entgegenzuwirken, wäre es hilfreich, Initiativen zu fördern, die sowohl die kulturelle Offenheit als auch die Bereitschaft zur Integration in der Vorarlberger Gesellschaft stärken. So könnte langfristig nicht nur der Arbeitskräftemangel verringert, sondern auch eine Umgebung geschaffen werden, in der sich alle Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, willkommen und wertgeschätzt fühlen und ihr Potenzial voll ausschöpfen können.
Welche positiven Effekte hat Diversität aus wirtschaftlicher Sicht?
Ein Unternehmen, welches sich für ein inklusives Umfeld einsetzt, kann zum einen bereits mehr potenzielle Mitarbeitende bei Bewerbungen zu offenen Positionen einsetzen. Weiters wirkt es sich positiv auf die Bindung von Mitarbeitenden aus und kann zu kreativeren Ideen und flexibleren Kundenlösungen führen.
Abschließend: Was macht diese Unternehmen erfolgreicher?
Zum einen werden die Kosten für die Personalsuche und für unbesetzte Position gesenkt, zum anderen ist es nachgewiesen, dass diverse Teams bessere Ergebnisse erzielen können und kreativere Lösungen entwickeln. Eine Kompetenz, die insbesondere im immer schneller verändernden Wirtschaftsumfeld wichtig für die zukünftige Entwicklung ist.
Danke für das Gespräch! Das Interview führte Sabine Barbisch.