Mathematik als Innovationstreiber im Unternehmen
Gastkommentar von Mag. Markus Gamon MAS MSc CMC - Geschäftsführender Gesellschafter der Telesis GmbH
Lesedauer: 2 Minuten
Mathematik polarisiert: Die einen lieben sie und glänzen seit jeher mit guten Noten. Sie schätzen die Klarheit und Präzision der Zahlen, finden Freude an kniffligen Aufgaben. Für die anderen bleibt Mathe ein „spanisches Dorf“. Besonders ab der Mittelschule häufen sich die Schwierigkeiten, bei einigen gipfelt der Leidensweg sogar beim Schulabbruch.
Aber entscheidet tatsächlich unsere Begabung über Erfolg oder Misserfolg in Mathematik? Oder ist es wie beim Lesen und Schreiben – mit dem richtigen Training kann es jeder lernen. Könnte dann nicht auch jeder grundlegende mathematische Kompetenzen meistern?
Die jüngste Pisa-Studie 2022 zeigt ein ernüchterndes Bild: Im Vergleich zu 2018 ist das mathematische Kompetenzniveau der 15- bis 16-Jährigen in Österreich deutlich gesunken (minus 12 Punkte). Ein Viertel der Schüler:innen kaum mehr als einfache Rechenoperationen ausführen. Das sinkende Niveau spüren auch viele Unternehmen, die Lehrlinge in technischen Bereichen beschäftigen. Die Firma Telesis hat gemeinsam mit internationalen Partnern vier Jahre lang im Rahmen des EU-Projekts Dual+ geforscht, um effizientes Lernen zu fördern. Daraus ist ein 8-tägiger Basiskurs entstanden, indem mathematische Kompetenzen trainiert werden, sodass alle Berufsschulthemen darauf aufbauen können. Innerhalb von 20 Tagen kann eine Matura absolviert werden.
Der Kurs ist system-kybernetisch aufgebaut, um in kürzester Zeit optimale Resultate zu erzielen. Drei Faktoren davon, die für nachhaltiges Lernen unerlässlich sind, schauen wir uns hier näher an.
1. Training: „Davon habe ich schon mal gehört“, ist oft eine typische Aussage von Teilnehmern. Hören allein reicht jedoch nicht. Es muss geübt werden, bis es sitzt. Wenn jemand fünf Minuten braucht, um das Einmaleins aufzusagen (nach 9 Jahren Schule), ist das nicht genug. Kopfrechnen ist unerlässlich für weitere Themen wie Bruchrechnen, da hilft auch kein Taschenrechner. Trainieren, bis es in Fleisch und Blut übergeht, das ist der Schlüssel.
2. Struktur und Klarheit: Viele Teilnehmer kommen mit einem mathematischen Chaos im Kopf. Zum Beispiel bei Flächen und Volumen: so viele Formeln, wie soll man die alle lernen? Der Kurs vereinfacht das Lernen, indem er Zusammenhänge verdeutlicht. Ein Rechteck hat die Flächenformel Seite × Seite. Ein Dreieck ist immer die Hälfte eines Rechtecks, daher ist seine Flächenformel (Seite×Seite)/2 oder (Grundseite x Höhe)/2. Auf diese Weise lassen sich fast alle Formeln herleiten, ohne sie auswendig zu lernen.
3. Freude am Erfolg: Lernen wird durch Freude gefördert und durch Unmut gehemmt - das wird viel zu wenig berücksichtigt. Freude ist wie ein Katalysator für leichtes Lernen. In den Kursen von Telesis erleben alle Teilnehmer wie sie den anfänglichen Frust in Erfolgserlebnisse umwandeln können. Das führt zu nachhaltigem Lernerfolg.
Was bringt es dem Unternehmen, wenn die Lehrlinge in Mathe glänzen?
Insbesondere in technischen Lehrberufen bildet Mathematik die Grundlage fast aller Tätigkeiten. Wenn jeder Lehrling nur fünf Minuten pro Tag durch besseres mathematisches Verständnis einspart, summiert sich das bei 100 Lehrlingen auf fast 20.000 Euro im Jahr. Ein wiederholtes Lehrjahr kann je nach Ausbildungsplatz einen volkswirtschaftlichen Schaden von über 100.000 Euro anrichten.
Wichtiger, aber schwer zu beziffern, ist die gestärkte Zuversicht eines erfolgreichen Lehrlings oder die Motivation, die durch einen schulischen Erfolg freigesetzt wird. Und für echte Visionäre: um wieviel könnte die Innovationskraft im Unternehmen gesteigert werden, wenn alle Mitarbeitenden im Durchschnitt zwei Noten besser in Mathematik wären? Auch Schüler kommen zu Telesis, allerdings werden die Kurse nur für Unternehmen durch die WKO gefördert.