Andreas Pichler
© Klaus Hartinger

Gedanken zum Girls‘ Day

BIFO- Geschäftsführer Andreas Pichler über den Girls' Day.

Lesedauer: 2 Minuten

Aktualisiert am 25.04.2024

Ich möchte Sie einladen, eine kleine Übung durchzuführen - inspiriert von einem Werbespot anlässlich des Super Bowl 2015: bitte laufen sie schnell durch den Raum,  kämpfen Sie gegen einen fiktiven Gegner, werfen sie etwas – aber: Tun sie es wie ein Mädchen!
Sie sind jetzt durch den Raum gelaufen so schnell sie können, mit vollem Einsatz? Haben ihre stärksten und wirkungsvollsten Kampf-Schläge gegen die Luft gesetzt? Vielleicht sogar einen gezielten High-Kick über Kopfhöhe platziert? Und das zusammengeknüllte Post-It in einem präzise ausgeführten Wurf in den Papierkorb befördert? Gratulation! Sie konnten sich am Girls‘ Day gestern Donnerstag zurücklehnen und genießen, dass sich andere mit dem Thema Geschlechterklischees in der Berufsorientierung auseinandersetzen. Oder sie sind ein Mädchen vor Beginn der Pubertät, für die es selbstverständlich ist, dass sie alles mindestens genauso gut kann, wie jeder Bub aus der Schulklasse.
In einer 2021 veröffentlichten Studie wurden Mädchen über drei Jahre begleitet. Davon gaben 11,15 Prozent an, mit ihrem Aussehen unzufrieden zu sein. Als dieselben Mädchen 14 wurden, waren es hingegen 29 Prozent. Dieser drastische Verlust an Selbstbewusstsein ab Beginn der Pubertät ist bei Jugendlichen immer wieder festzustellen. Der Druck durch Soziale Medien verschärft diese Tendenz gerade noch einmal.
Im österreichischen Bildungssystem fällt dieser Zeitpunkt mit einer der wichtigsten Meilensteine für das spätere Berufsleben zusammen: der Schul- oder Lehrstellenwahl. Deshalb ist es wichtig, in der Berufsorientierung auf Klischees und Rollenbilder aufmerksam zu machen. Das gelingt besonders mit Angeboten wie dem Girls‘ Day. Die teilnehmenden Schulklassen und Unter-nehmen zeigen dabei Mädchen in der Berufswahlphase, dass für sie traditionell untypische Fächer und Berufe genauso erlernbar sind und Frauen darin mindestens genauso glänzen können wie ihre männlichen Kollegen. Ihnen wird außerdem vermittelt, dass sie sich etwas zutrauen können, und die Unternehmen sich auf sie freuen. Am Ende des Girls‘ Day sollen sie mit dem Bewusstsein nach Hause gehen, dass es weibliche Vorbilder in Vorarlbergs Betrieben gibt, denen sie im Rahmen von Girls Cafés in den Unternehmen alle Fragen stellen können, die vielleicht bei einem männlichen Ausbilder nicht aufkommen würden.
Für Unternehmen bietet der Girls’ Day Gelegenheit, junge Talente aus einer wichtigen Zielgruppen für sich zu begeistern. Er ist gleichzeitig eine Einladung, die eigene Vorstellungen und Erwartungen gegenüber Mädchen und Frauen zu durchleuchten und eigene Klischees im Kopf über Bord zu werfen.
Neben der für das BIFO wichtigen Berufsorientierung werden so bestehende Rollenbilder hinterfragt, der eigene Horizont erweitert und den selbstbewussten weiblichen Fachkräften von morgen signalisiert, dass sie wert-voll für Vorarlbergs Wirtschaft sind, und dass ihr Arbeitseinsatz zählt, gerade weil sie die Tätigkeiten „wie ein Mädchen“ ausführen.