Andrea Huber vom Bifo
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Elementarpädagogik mit MINT-Fokus: „Im Zentrum soll das Kind stehen“

Elementarpädagogik. Andrea Huber ist für die MINT-Koordination in Vorarlberg zuständig. Im Gespräch mit „Die Wirtschaft“ betont sie die spielerische Vermittlung von MINT-Elementen und plädierte für Offenheit und Neugier.

Lesedauer: 2 Minuten

Aktualisiert am 22.11.2023

Warum ist es aus Ihrer Sicht wichtig, mit MINT bereits im Kleinkindalter zu beginnen?
MINT in der klassischen Form – Mathematik, Information, Naturwissenschaft und Technik – wird im schulischen Kontext vermittelt. Im elementarpädagogischen Bereich geht es darum, die Neugierde für diese Themen zu erwecken. Dreijährige Kinder stellen viele Warum-Fragen, der MINT-Ansatz im Kindergarten lautet, dass Kindern diese Fragen ermöglicht und mit ihnen gemeinsam Antworten erarbeitet werden.

Wie kann das bei kleinen Kindern konkret aussehen?
Das können einfache Dinge sein, etwa die Frage, warum sich mit nassem Sand bessere Sandkuchen bauen lässt als mit trockenem. Oder, wie Öl und Schmutz wieder aus dem Meer entfernt werden können. Das Thema MINT spielt in viele Dimensionen hinein, die Kinder spielerisch erarbeiten können.

Es geht also darum, Neugierde zu wecken ...

Ja und das Interesse daran, wie die Welt funktioniert und der Grundsatz, den Dingen auf den Grund zu gehen. Das ist auch eine wichtige Basis für das folgende Schul- und Berufsleben. Außerdem sind das später die Leute, die der Wissenschaft vertrauen und nicht Falschnachrichten aufsitzen. Die spielerische Vermittlung dieser Inhalte bildet die Basis für Neugier und Verständnis für die Wissenschaft und das wissenschaftliche Arbeiten.
Wie hat sich das Bewusstsein für MINT entwickelt?
Ich finde es wichtig, dass der Kindergarten als Bildungseinrichtung dargestellt wird. Das Bewusstsein bei den Einrichtungen, aber auch bei den Mitarbeitenden für MINT wird immer größer.
MINT-Themen in der Elementarpädagogik nehmen eine ganz besondere Rolle ein, denn sie sind auch ein förderndes Instrument bei der Sprachentwicklung: Ein Kind, das noch kein Deutsch spricht, kann durch ein Mikroskop einen Schmetterlingsflügel beobachten und Schlüsse daraus ziehen, genauso wie ein Kind mit deutscher Muttersprache. Dasselbe gilt für Kinder mit besonderem Förderbedarf, auch sie können bei Experimenten gut mitmachen.

... also MINT in allen Einrichtungen etablieren?

2023 hatten wir zwei MINT-zertifizierte Kindergärten, einer in Götzis und einer in Lustenau, weitere Einrichtungen, darunter eine Kleinkindbetreuung, werden das Zertifikat heuer beantragen. Das ist ein gutes Signal!
Eine Kindergarten-Pädagogin brachte es auf den Punkt: Sie sagte, wir können das beste Material haben, wenn wir die offene Haltung der Mitarbeitenden gegenüber dem Kind nicht haben, dann bringt es uns und die Kinder nicht weiter. Im Zentrum soll das Kind und seine Neugierde stehen. Die Offenheit gegenüber den Fragen der Kinder ist ganz wesentlich; und auch mal zuzugeben, wenn man etwas nicht weiß und es dann gemeinsam löst.

Also keine Alterseinschränkung für MINT-Themen?

Mir ist wichtig, dass niemand zu jung für MINT ist! Wissenschaftliches Arbeiten umfasst eine Fragestellung, eine Hypothese, die überprüft und gegebenenfalls angepasst, und einen Schluss, der daraus gezogen wird. Alle Programme arbeiten nach diesem Prinzip, das kann auch ein Kleinkind einfach und „spielend“ erleben.
Die Etablierung von MINT-Themen im elementarpädagogischen Bereich ist ein „Push“ für die Chancengerechtigkeit, wenn alle Kinder damit in Berührung kommen. Das Lernerlebnis mit einer neugierigen, offenen Haltung unterstützt den weiteren schulischen Erfolg maßgeblich.