WKÖ Generalsekretär Karlheinz Kopf
© Marek Knopp

Dem Arbeitskräftemangel mit allen Mitteln entgegenwirken

Arbeitskräftemangel und überbordende Bürokratie gefährden unseren Wohlstand. WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf erklärt im Interview, was der Wirtschaftsstandort Österreich heute braucht – und wie Anreize für Arbeiten im Alter gesetzt werden können.

Lesedauer: 2 Minuten

Aktualisiert am 03.09.2024

Herr Generalsekretär Kopf, welche politischen Impulse braucht Österreich,
um wettbewerbsfähig zu bleiben?

Grundsätzlich begrüßen wir alle Schritte, die zur Stärkung der nationalen und europäischen Wettbewerbsfähigkeit beitragen. Europa muss sich wieder auf seine ursprüngliche Stärke, die Standortpolitik, konzentrieren. Das Wachstumspotenzial des europäischen Binnenmarktes wird bis Ende 2029 auf rund 713 Milliarden Euro beziffert – auf keinem anderen politischen Handlungsfeld können wir einen größeren wirtschaftlichen Nutzen erzielen.Aber um die Beweglichkeit im Wirtschaftsraum Europas zu sichern, ist Mut zur Entbürokratisierung unabdingbar. Auch seitens der Politik wurde schon eine „regulatorische Atempause“ ins Spiel gebracht – denn eine liberale Handelspolitik ist erfolgsentscheidend für Österreich und Europa.

Wie wichtig ist das Thema Arbeitskräfte in diesem Prozess?

Der Erhalt und Ausbau eines Pools an qualifizierten Arbeitskräften ist entscheidend, und wir müssen dem Arbeitskräftemangel mit allen Mitteln entgegenwirken. Derzeit versuchen wir im Rahmen der Internationalen Fachkräfteinitiative, gezielt Fachkräfte aus Drittstaaten zu holen. Dafür muss unbedingt der Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtert werden.

Welche Anreize sollten noch gesetzt werden?

Eine kontrollierte, qualifizierte Zuwanderung ist nicht die alleinige Antwort auf den Arbeitskräftemangel. Die Potenziale am heimischen Arbeitsmarkt müssen gehoben werden und Leistung belohnt werden. Dazu gehört beispielsweise, dass das Arbeiten nach Erreichen des Pensionsantrittsalters frei von Abgaben gestellt werden sollte. Denn wer freiwillig mehr leistet, darf nicht der Dumme sein. Es braucht zudem eine Steuerbefreiung von Überstunden und Vollzeit muss sich deutlich mehr lohnen als Teilzeit.

Was sagen Sie angesichts dieser Fakten zu der häufig geforderten allgemeinen Arbeitszeitverkürzung?
Offen gesagt ist es mir unerklärlich, wie dieses „Märchen“ einer generellen Arbeitszeitverkürzung immer wieder für machbar erklärt wird. Blicken wir auf die Fakten: 82 Prozent aller Unternehmen sind vom Fachkräftemangel betroffen, weit mehr als die Hälfte sehr stark, und
56 Prozent erleiden Umsatzeinbußen. Wir dürfen nicht vergessen, dass frühere Arbeitszeitverkürzungen in Zeiten eines hohen Arbeitskräfteangebots durchgeführt wurden. Das ist heute schlichtweg nicht mehr gegeben, deshalb ist eine generelle Reduktion der Arbeitszeit kontraproduktiv und würde den Arbeitskräftemangel massiv verschärfen.

Welche Maßnahmen setzen Sie bei der Durchsetzung wichtiger Standortthemen?
Wir konnten in den vergangenen Jahren viel für unsere Mitgliedsbetriebe erreichen, unter anderem den Handwerkerbonus, das Wohnbaupaket und die kostenfreie Meister- und Befähigungsprüfung. Weiters sind die Höhere Berufliche Bildung, die betriebliche Lehrstellenförderung und Überarbeitung von 35 Lehrberufen sowie zusätzliche
200 Millionen Euro für den Bereich der Elementarpädagogik und die EPU-Serviceoffensive wichtige Schritte im Bereich Service und Bildung.  Darauf wollen wir uns aber nicht ausruhen. Wir arbeiten am großen Wurf der Lohnnebenkostensenkung und hier werden wir bei der Regierung nicht lockerlassen. Wir fordern die steuerliche Begünstigung von Überstunden, Anreize für Arbeiten im Alter, und natürlich mehr Anreize für Vollzeit statt Teilzeit.

Danke für das Gespräch!