Christoph Ritter und Tobias Ritter
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„Natürlich hatten wir als Kinder Berufswünsche wie Astronaut oder Fußballprofi“

Zwei Brüder, eine Tradition! Im Interview mit „Die Wirtschaft“ erzählen Christoph und Tobias Ritter wie sie auf die Idee kamen das Familienerbe im Uhren- und Schmuckhandwerk in fünfter Generation weiterführen zu wollen.

Lesedauer: 4 Minuten

Aktualisiert am 24.10.2024

Wie fühlt es sich an, Teil eines Familienunternehmens in der fünften Generation zu sein, und welche Verantwortung spürt ihr dabei?
Tobias: In unserem Familienunternehmen in der fünften Generation zu arbeiten, macht uns stolz und gibt ein Gefühl von Verantwortung. Es ist schön, Teil einer langen Geschichte zu sein, die unser Juweliergeschäft geprägt hat. Diese Tradition wollen wir erhalten und weiterentwickeln. Es ist etwas Besonderes, den Weg unserer Vorfahren weiterzugehen und gleichzeitig eigene Ideen einzubringen, um das Geschäft in die Zukunft zu führen.

Wie teilt ihr euch die Aufgaben und Verantwortlichkeiten im Betrieb auf? Ihr betreibt ja unterschiedliche Gewerbe, teilt euch die Räumlichkeiten, seid aber geschäftlich getrennt.

Christoph: Im Betrieb haben wir die Aufgaben und Verantwortlichkeiten klar aufgeteilt. Ich bin als selbstständiger Uhrmachermeister für die Reparatur von Uhren verantwortlich, während Tobias sich um das Alltagsgeschäft kümmert. Bei bestimmten Projekten, wie zum Beispiel der Aufnahme neuer Marken, arbeiten wir jedoch auch zusammen. In solchen Fällen besprechen wir uns intensiv, um sicherzustellen, dass die neue Qualität unseren bekannten Standards entspricht.

Welche Herausforderungen und Vorteile seht ihr darin, sowohl familiär als auch beruflich eng verbunden zu sein?
Christoph: Die enge Verbindung von Familie und Beruf birgt sowohl Herausforderungen als auch Vorteile. Schwierigkeiten ergeben sich oft aus der fehlenden Trennung zwischen den beiden Bereichen Privat und Beruf. Gespräche in der Freizeit drehen sich oft ums Geschäft. Auf der positiven Seite stärken Vertrauen und Zusammenarbeit die Motivation und ermöglichen Flexibilität, man weiß wie der andere tickt.

Tobias, du hast zunächst die Matura gemacht und dann eine Lehre im Einzelhandel. Was hat dich dazu bewogen, in das Schmuckgeschäft der Eltern einzusteigen, anstatt einen anderen Karriereweg zu verfolgen?
Tobias: Ich habe meine Matura im Fußballinternat in Bregenz gemacht. Danach war ich mir nicht ganz sicher, welchen Weg ich einschlagen möchte, also habe ich vorerst im Familienbetrieb mitgearbeitet. Ich war ja schon als kleines Kind sehr oft im Geschäft, wir sind im selben Haus aufgewachsen, das damals noch von meiner Oma Herta geführt wurde. Ich half bei kleinen Aufgaben, wie der Zeitumstellung der Uhren oder dem Stempeln von Werbeheften. Diese Erfahrungen haben meine Verbindung zum Familienunternehmen geprägt. Schließlich entschied ich mich, meine Ausbildung direkt bei meinen Eltern zu machen. So konnte ich die Tradition von Grund auf lernen und gleichzeitig das Unternehmen aus einer neuen Perspektive mitgestalten.

Welche Fähigkeiten aus deiner Ausbildung als Einzelhandelskaufmann nutzt du heute am meisten in deinem Alltag im Schmuckgeschäft?
Tobias: Aus meiner Ausbildung als Einzelhandelskaufmann nutze ich vor allem die Fähigkeiten im Kundenservice, im Verkauf und in der Beratung. Besonders das Gespür für die Wünsche der Kunden und wie man individuell auf sie eingeht, ist im Schmuckgeschäft sehr wichtig. Auch der richtige Umgang mit Warenpräsentation und die Organisation des Geschäftsalltags spielen eine große Rolle.

Christoph, du bist selbstständiger Uhrmachermeister, hast deine Werkstatt an derselben Adresse wie der Betrieb deiner Eltern, und gleichzeitig sind sie deine Kunden. Wie erlebst du das?

Christoph: Nach meiner Ausbildung im elterlichen Betrieb sowie absolvierter Meisterprüfung 2010 bekam ich immer öfter Anfragen von Juwelieren aus ganz Österreich, ob ich noch Kapazitäten habe, um deren Reparaturen zu übernehmen. Auf das hin beschloss ich im Jahr 2015, mich als Uhrmachermeister selbstständig zu machen. Da Uhrmacher inzwischen sehr rar bzw. fast schon vom Aussterben bedroht sind, sprach sich das schnell herum, wodurch auch immer mehr Endkunden, den Weg zu mir fanden. Inzwischen zähle ich viele Juweliere, unter anderem auch meinen Bruder, (zwinkert), zu meinen Kunden. Da meine Werkstatt von außen nicht frei zugänglich ist, dient mir das Geschäft meines Bruders bzw. unserer Eltern als Anlauf- bzw. Reparaturabgabestelle für die Kunden. Ich habe dadurch die Möglichkeit, Reparaturen, Kostenvoranschläge, etc. direkt mit dem Kunden zu besprechen, bevor ich sie in meiner Werkstatt repariere.

Was begeistert dich am Handwerk des Uhrmachers, und wie bleibst du innovativ?

Christoph: Das Uhrmacher-Handwerk ist ein sehr ruhiges, fast schon meditatives Handwerk. Eile oder Ungeduld ist hier fehl am Platz. Mir gefällt die Abwechslung der zu reparierenden Uhren. Durch meine Ausbildung, sowie durch Fortbildungen, bin ich in der Lage, von der antiken Wanduhr über Taschenuhren bis hin zur modernen Luxusuhr sehr vieles reparieren zu können. Dafür ist auch ein umfassendes Wissen nötig, da die Instandsetzung einer Wanduhr ganz andere Techniken und Werkzeuge erfordert als die Pflege oder Wartung einer modernen Armbanduhr.

Nämlich ...
Christoph: Teilweise verwende ich für die Reparatur einer Wanduhr noch Werkzeuge, welche mein Urgroßvater schon verwendet hat und die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Viele dieser Werkzeuge sind neu teilweise gar nicht mehr erhältlich, oder wenn, dann in wesentlich schlechterer Qualität, im Vergleich zu früher.Im Bereich der Armbanduhren gibt es dennoch viele Innovationen und Neuheiten, speziell im Bereich der verwendeten Materialien. Um hier immer auf dem neuesten Stand zu bleiben, ist es notwendig und wichtig, sich regelmäßig fortzubilden bzw. an Schulungen und Seminaren der verschiedenen Hersteller teilzunehmen.

Auf die Frage, ob ihre jetzigen Berufe schon immer ihre „Traumberufe“ gewesen sind, antworten die beiden äußerst sympathischen Brüder: Natürlich hatten wir als Kinder Berufswünsche wie Astronaut oder Fußballprofi, aber wir können uns jetzt keine schöneren Berufe vorstellen, als jene, die wir machen“.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Daniela Vonbun-Häusle