Harald Künzle, reiter design
© Miro Kuzmanovic

„Nach jedem Gewitter scheint die Sonne“

Der Obmann des Vorarlberger Einrichtungsfachhandels, Harald Franz Künzle, gewährt im „diwi“-Interview Einblick in die Branche, das Konsumverhalten im Land und den so wichtigen Zweckoptimismus.

Lesedauer: 2 Minuten

Aktualisiert am 12.12.2024

Herr Obmann Künzle, die KIM-Verordnung wird fallen, eine gute Nachricht auch für den Einrichtungsfachhandel?
Grundsätzlich ja, aber dass es noch bis Mitte 2025 dauern wird, ist völlig unverständlich. Bis wieder investiert wird und wir das als Branche kundenmäßig spüren werden, vergehen nochmals zwei Jahre.

In zwei Jahren kann viel passieren.
Ganz genau, zudem bröckelt es aktuell schon ziemlich. Aber nicht nur, was die Händler anbelangt, sondern auch in Bezug auf die Hersteller. Einige sind auf Kurzarbeit, das hat wiederum Auswirkungen auf die Beschaffung, weil das alles mit Lieferzeiten zu tun hat. Auch das Umfeld, wie Grafiker, Tischler, Schlosser, Glaser, Polsterer und so weiter, wird das spüren.

Was hat sich seit der COVID-Zeit, in der viele das Heim aufgerüstet haben, verändert?
Die COVID-Phase hat zu einem unglaublichen Boom geführt. Es war indirekt eine vorgezogene Konjunkturmaßnahme für den Einrichtungshandel. Danach haben sich die Prioritäten wieder verschoben. Die Einrichtung war nicht mehr die Nummer eins. Das wieder mögliche Reisen etwa wurde bevorzugt; dies spürt natürlich der Handel insgesamt und unsere Branche im Speziellen.

Wie erklärt sich das aktuell zurückhaltende Konsumverhalten?
Der Kunde agiert wesentlich bewusster und defensiver.  Es wird zwar gekauft, aber dabei lange überlegt, wie und in was investiert wird. Der Spontankauf fällt komplett weg. Unsere Nachbarn haben zudem auf die damals geschlossenen Grenzen reagiert und das ihre dazu getan, um die Kunden im eigenen Land zu halten. Das betrifft viele Segmente, vom Lebensmittel, Textil bis eben zur Einrichtung. Und dann ist da noch die Teuerung, die bei uns viel dramatischer ist als anderswo. Das heißt, dass wir nur noch über Kompetenz, über Beratungsqualität, über Angebote punkten können, aber nicht mehr rein über den Preis und Währungsunterschiede.


Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation, angesichts der Kika-
Leiner-Insolvenz?

Alle, die sich im Großflächenangebot befinden, leiden unter dem Umstand, dass weniger Eigentum angeschafft wird. Mit einer Mietwohnung gibt man wesentlich weniger Geld für die Möblierung aus. Der spezialisierte Fachhändler hat noch Möglichkeiten auszuweichen, etwa in den Projektbereich, die Innenarchitektur oder Consulting, Dienstleistung. Treffen wird uns aber alle, dass die Gemeinden wenig Geld für Investitionen zur Verfügung haben. Das trifft den Bau und im Endeffekt auch uns.

Dennoch sind Sie optimistisch, was die Zukunft betrifft.
In Vorarlberg ist die Branche gut und breit aufgestellt. Ob im  Großflächenangebot oder im Einzelfachhandel, es hat jeder seine Berechtigung, seine Spezialität und seine Stärke. Wir setzen stark auf stationäre Präsenz und wenig Online. Bei uns liegt der Online-Anteil zwischen zwölf und vierzehn Prozent. Und stagniert aktuell.

Wie will die Branche den Herausforderungen begegnen?
Jeder Betrieb muss sich überlegen, wo sind meine Stärken, die jeder individuell hat. Wie kann ich diese ausspielen. Welche Maßnahmen treffe ich dazu? Sei es im Marketing, sei es in gemeinsamen Händler-clustern. Für mich ist klar, dass nach jedem Gewitter wieder einmal die Sonne scheint. Diese Zuversicht muss man auch leben, gegenüber den Kunden, aber speziell auch gegenüber den  Mitarbeiter:innen, um auch die Motivation hochzuhalten.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Gespräch führte Herbert Motter.