Matthias Ammann Holzbaukunst
© holzbaukunst/Duenser

„Holz war immer mehr als nur ein Baustoff“ – Ein Pionier blickt zurück

Seit 1997 hat Matthias Ammann als Geschäftsführer die Vorarlberger Holzbaukunst maßgeblich geprägt. Unter seiner Führung wuchs die enge Zusammenarbeit zwischen Zimmerern, Architekten und der Industrie zu einem Erfolgsmodell. Im Abschiedsinterview spricht er über Meilensteine, die Zukunft des Holzbaus und seine persönlichen Pläne nach der Übergabe.

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 06.03.2025

Herr Ammann, Sie haben die vorarlberger holzbau_kunst 1997 initiiert und seitdem als Geschäftsführer maßgeblich geprägt. Welche Meilensteine Ihrer Laufbahn sind Ihnen dabei besonders in Erinnerung geblieben?
Erlauben sie mit vorab, das erfolgreiche Grundkonstrukt zu erklären. Die enge Zusammenarbeit zwischen der Innung Holzbau und dem Verein holzbau_kunst – seit 1997 – eröffnet den Zimmerern die Möglichkeit, alle Branchenaufgaben besser und Erfolg bringend zu  bewältigen. Die Innung arbeitet an den gesetzlichen Rahmenbedingungen sowie der Lehrlingsausbildung und die holzbau_kunst bearbeitet den Markt gemeinsam mit den Architekten, ihren Zulieferpartnern , der Holzindustrie und der Forstwirtschaft. Die Vorstände beider Organisationen sind personell ident, aber in verschiedenen Rollen tätig.  Nur dadurch werden Meilensteine wie die Vorarlberger Holzbaupreise, die kumm ga luaga-Veranstaltungen und die Vorarlberger Holzbautage möglich und davon profitieren alle Zimmerer, nicht nur die Mitglieder der holzbau_kunst.  

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der Holzbau in Vorarlberg stark weiterentwickelt. Welche Veränderungen und Trends haben Sie dabei beobachtet, insbesondere in Bezug auf die Zusammenarbeit zwischen Handwerkern und Architekten?
In Vorarlberg arbeiten Architekten, Handwerker und Tragwerksplaner seit je her auf Augenhöhe. Dadurch wird es leichter, immer wieder neue Ideen auszuprobieren. Es herrscht mehr Grundvertrauen in die Professionalität des Gegenübers. Die frühe Einbindung des Handwerkers ist ein Vorteil für alle, nicht zuletzt für die Bauherrschaften. Generell halte ich es – baustoffunabhängig – für Vorarlberg enorm wichtig, in eine gute Baukultur zu investieren.  Stirbt die Architektur, dann stirbt irgendwann auch das Handwerk. Das gilt aber auch umgekehrt. Es ist unklug, die Architektur nur als Kostenstelle zu sehen. Sowohl gesellschaftlich, als auch  ökonomisch entwickelt sich ein internationaler Standortvorteil, wenn die Architektur und die Baukultur intensiv gefördert werden. Vorarlberg hat diesbezüglich eine gute Vergangenheit.       

Holz als Baustoff spielt eine wichtige Rolle im Klimaschutz, da es CO2 speichert. Wie sehen Sie die zukünftige Bedeutung des Holzbaus in Vorarlberg im Kontext von Nachhaltigkeit und Klimawandel?
Zukünftig wird auch in Vorarlberg noch mehr mit Holz gebaut werden müssen, da die CO2-Verbesserung des lokalen Baubestandes nur über den einzig großen Hebel - den Holzbau -  möglich ist.  

Sie haben die Initiative „Kluges Bauen mit Holz-Plus“ ins Leben gerufen. Welche Ziele verfolgen Sie damit, und wie wurde diese von der Branche aufgenommen?

Die Herausforderungen sind im Holzbau dieselben, wie in  allen anderen Branchen und Sparten. In der Ausbildung sind die Zimmerer mit ihrem Projekt holzbau_zukunft seit Jahren erfolgreich unterwegs, was auch die Lehrlingszahlen beweisen.  Mit etwas Stolz erinnere ich mich, dass wir 2001 dieses Projekt in einer Fachgruppentagung mit nur einer Stimmenthaltung beschlossen haben. Immerhin wurde zu diesem Zweck die eh schon hohe Grundumlage verdoppelt. Seither sprechen die Zimmerer von ihrem trialen Ausbildungssystem. Die abwechslungsreiche Arbeit im Holzbau, Technik, Fitness, frische Luft und Kundenkontakt inklusive ist für junge Leute gerade heutzutage ein Anreiz – oder wie es Innungsmeister Manuel Feuerstein gerne formuliert:  „Holzbau ist das letzte Abenteuer am Bau“.    

Und wie geht es weiter?

Ich bin zutiefst überzeugt, dass der Holzbau weltweit große Entwicklungen vor sich hat. Die Industrie liefert seit Jahren immer leistungsfähigere Produkte. Bald werden völlig neue Technologien und Dimensionen zur Normalität. Es liegt an den Zimmerern, sich diesbezüglich rechtzeitig zu orientieren, ihre Strukturen und Geschäftsfelder gut zu entwickeln und die neuen Chancen zu nützen. Dann werden sie auch ausreichend begeisterte Fachkräfte mobilisieren können.

Nach der Übergabe Ihrer Position im vergangenen Jahr: Welche Pläne und Projekte verfolgen Sie persönlich in der nächsten Zeit?
Ich bin seit 20 Jahren selbstständig, auch abseits der Holzbauszene, und ich werde meinen Gewerbeschein sicher aufrecht halten. Mit 66 Jahren den Rollbalken herunterzufahren wäre zu früh.  In der vorarlberger holzbau_kunst sowie in der holzbau austria, die ich 2001 mitbegründen durfte, darf ich im kleinen Rahmen weiterhin unterstützend tätig sein. Zudem übe ich noch eine Geschäftsführertätigkeit für die „Venstermacher – Holzfenster made in Vorarlberg“ aus. Daneben bin ich ehrenamtlich im Vorstand von Slowfood Vorarlberg tätig, pflege mein Hobby Schafzucht, werde mehr lesen, kochen, genießen und jedenfalls mehr Zeit mit meiner Familie verbringen.       

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Eva Niedermair

Zur Person
Dr. Matthias Ammann ist Jurist und Unternehmensberater; Initiator der vorarlberger holzbau_kunst und Geschäftsführer seit 1997. Mit Anfang 2025 zieht er sich von seinem Amt in der vorarlberger holzbau_kunst zurück. Als Initiator von holzbau austria wird er sich aber auch in Zukunft für den modernen Holzbau in Vorarlberg einsetzen. 
holzbaukunst.at