Antje Mörstedt
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„Generation Z - Geht´z noch?“

Generationen. Prof. Dr. Antje-Britta Mörstedt von der Privaten Hochschule Göttingen über die Generation Z, ihre Besonderheiten, die Herausforderungen, die sie dem Arbeitsmarkt stellt, und die möglichen Veränderungen, die sie in Zukunft mit sich bringen könnte.

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 25.04.2024

Frau Prof. Mörstedt, wie lässt sich das aktuelle Lebensgefühl der Generation Z beschreiben?
Das aktuelle Lebensgefühl der Generation Z lässt sich als geprägt von einer Mischung aus Optimismus, Unsicherheit und einem starken Bedürfnis nach Selbstverwirklichung beschreiben. Es ist Gefühl zwischen Allmacht und Ohnmacht. Die Lebenskonzepte sind vielfältig. Im Internet werden Vorbilder/Stars auf Augenhöhe getroffen, das Smartphone gilt als ständiger Begleiter: the world at your fingertips. Sie sind digital vernetzt, multikulturell aufgewachsen und streben nach individueller Authentizität, mit dem Ziel der Selbstverwirklichung und Verantwortungsübernahme. Gleichzeitig ist die Generation mit Orientierungslosigkeit und Überforderung konfrontiert. Sie leben in einer VUCA-Welt: Die Corona Pandemie hat das Grundvertrauen erschüttert und den Einstieg ins Leben erschwert. Es fehlen Orientierung und Ankerpunkte, und es herrscht eine Angst Entscheidungen zu treffen, die irreversibel sind.

Das heißt, spezifische Merkmale und Verhaltens-weisen charakterisieren die Generation Z. Wie ist das im Vergleich zu früheren Generationen zu sehen?
Spezifische Merkmale und Verhaltensweisen, die die Generation Z charakterisieren, sind unter anderem ihre digitale Kompetenz, ihre Vorliebe für individualisierte Erlebnisse und Produkte, sowie ihre Offenheit gegenüber Vielfalt und Inklusion. Im Vergleich zu früheren Generationen zeigt sich die Generation Z oft als sozialbewusster, global orientierter und flexibler in Bezug auf Karrierewege und Lebensentscheidungen. Aber wir sollten auch bedenken, dass, z. B. in Deutschland ein nicht unerheblicher Teil der Generation Z auch die Afd wählt. Alice Weidel hat 272.654 Follwer auf TikTok und 1,6 Millionen Likes.


Gibt es bestimmte Trends oder Entwicklungen bei der Generation Z, die Sie besonders beunruhigen oder hervorheben möchten?
Einige Trends und Entwicklungen bei der Generation Z, die hervorgehoben werden können, sind die Zunahme von mentalen Gesundheitsproblemen, wie Angst und Depression, sowie ein starkes Umweltbewusstsein und ein wachsendes politisches Engagement, insbesondere in Bezug auf soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit.


Wie können wir als Gesellschaft darauf reagieren?

Indem wir ihre Anliegen ernst nehmen, unterstützende Umgebungen schaffen und ihre Partizipation in Entscheidungsprozessen fördern. Insbesondere die jungen Vertreter der GenZ holen sich Infos ausschließlich über TikTok, hier müssen in der Schule verstärkt Kompetenzen zur Einschätzung der Richtigkeit von Infos ausgebildet werden. Dies trifft aus meiner Sicht für alle Generationen zu, viele leben in ihrer Internet-blase.


Wir erleben also eine hochsensible junge Generation, die blitzschnell aufnimmt, aber nur ein kurzes Durchhaltevermögen besitzt. Was heißt das heute für Unternehmen?

Für Unternehmen bedeutet die hochsensible und schnelllebige Natur der Generation Z, dass sie sich auf agile und flexible Arbeitsstrukturen einstellen müssen. Dies erfordert eine Anpassung der Ausbildungs- und Führungsstrategien, um auf die Bedürfnisse dieser Generation einzugehen und ihre Talente optimal zu fördern. Kurzum, Ausbildung und Führung werden anspruchsvoller.


Ist auch der Bezug dieser Generation zu Hierarchien und Führung ein anderer geworden?

In Bezug auf Hierarchien und Führung zeigen sich bei der Generation Z Tendenzen zu flacheren Organisationsstrukturen und einem informellen Führungsstil. Sie bevorzugen eine transparente Kommunikation und partizipative Entscheidungsprozesse, anstatt starre Hierarchien. Führung auf Augenhöhe ist angesagt.

Somit bestehen Unterschiede im Umgang mit Hierarchien zwischen der Generation Z und früheren Generationen!
Ja, es bestehen Unterschiede. Die Generation Z tendiert eher dazu, Hierarchien in Frage zu stellen und Wert auf eine gleichberechtigte Zusammenarbeit zu legen, während frühere Generationen oft hierarchische Strukturen als selbstverständlich ansahen und Autorität respektierten. Im Internet gibt es keine Hierarchien und vielfach auch nicht in Familien.

Digitale Technologien und soziale Medien spielen im Leben der heutigen Jugendlichen eine zentrale Rolle. Wie beeinflussen diese Technologien deren Verhalten und Entwicklung?
In vielerlei Hinsicht. Sie ermöglichen eine ständige Vernetzung, den Zugang zu Informationen und die Ausbildung von Online-Communities. Gleichzeitig können sie auch negative Auswirkungen haben, wie etwa ein erhöhtes Maß an Ablenkung, sozialer Vergleiche und den Druck, ständig online präsent zu sein. Es ist wichtig, ein ausgewogenes Verhältnis im Umgang mit diesen Technologien zu fördern und ihre positiven Potenziale zu nutzen, während gleichzeitig deren negative Auswirkungen minimiert werden. Wir sprechen von Digital Natives, geprägt von einer durchgehenden Präsenz in sozialen Netzwerken. Die Technologieaffinität ist in jedem Lebensbereich integriert und integraler Bestandteil für Problemlösungen.