Sparte Industrie

Exportieren in schwierigen Zeiten…

Lesedauer: 2 Minuten

13.03.2023

Gerade angesichts der gegenwärtig extrem schwierigen Marktlage sind Kreditversicherungen ein unverzichtbares Instrument für das Exportgeschäft. Daher ist eine rasche Umsetzung der von Finanz- und Wirtschaftsministerium grundsätzlich zugesagten, staatlichen Haftungen für Kreditversicherer von enormer Bedeutung.

Der Außenhandel ist für kleine, offene Volkswirtschaften die entscheidende Quelle für Wachstum, Wertschöpfung und Wohlstand. Erst kürzlich hat die Statistik Austria die aktuellen Daten für 2019 vorgelegt, die neue Höchststände bei den österreichischen Exporten für Waren und Dienstleistungen anzeigen. Besonders bemerkenswert ist, dass trotz einer global eher schwächeren Entwicklung der Handelsströme in den letzten Jahren die österreichische Exportquote am BIP auf nahezu 56 % gesteigert werden konnte. Noch deutlich höhere Exportquoten weist die österreichische Industrie auf: Die Industrie erwirtschaftet im Schnitt zwei Drittel ihres Umsatzes im Ausland, in einzelnen Fachverbänden sind es sogar bis zu 90 %.

Diese Exporterfolge sind vor allem ein Ergebnis der Produktqualität und der Professionalität der Marktbearbeitung. Für ihren Exporterfolg benötigen Unternehmen aber auch ein Bündel an spezialisierten Dienstleistungen, nicht zuletzt zur Risikoabsicherung. Je turbulenter die Zeiten, umso wichtiger werden diese Absicherungsinstrumente – vor allem die Kreditversicherungen. Denn die korrekte Einschätzung der Bonität von Handelspartner in den Exportdestinationen der österreichischen Industrie ist extrem schwierig und verlangt – aus Gründen der kaufmännischen Vorsicht – entsprechende Absicherungen.

Das Kreditversicherungssystem hat auch in „normalen“ Zeiten eine enorme Bedeutung für die Wirtschaft in Österreich, kann aber in der gegenwärtigen Situation bei weitem nicht ausreichend agieren: Denn die Kreditversicherer stehen auch vielen offenen Fragen gegenüber und haben daher – aus Vorsicht – ihre Deckungen reduziert oder diese ganz wegfallen lassen. Das allein macht die Lage eines großen Teils der exportierenden Industrie bereits extrem schwierig. Noch schwieriger wird die Lage aber dadurch, dass in vielen anderen Staaten Unterstützungsmaßnahmen für Kreditversicherer eingeführt wurden, die im Wesentlichen in einer Haftungsübernahme eines Teils der Risiken durch den Staat besteht. Solche Vereinbarungen gibt es beispielsweise in Deutschland, Frankreich und den Benelux-Ländern, womit österreichische Unternehmen auf Drittmärkten den Mitbewerbern aus diesen Staaten einem empfindlichen Wettbewerbsnachteil ausgesetzt sind.

Auf Drängen der exportierenden Wirtschaft, insbesondere auch aus der Industrie, hat die österreichische Bundesregierung mit Ende Juni 2020 eine den genannten Länder ähnliche Lösung im Ministerrat grundsätzlich beschlossen: Der Staat übernimmt eine Rückgarantie über 85 % der vom Kreditversicherer gewährten Exportkreditgarantien. Im Gegenzug sollen die Kreditversicherer ausreichend Limits für die Kunden zur Verfügung stellen beziehungsweise Limitkürzungen, die seit Mitte März erfolgt sind, zurück nehmen.

Auch wenn die Details solcher Regelungen sicherlich nicht einfach festzulegen sind, ist die so lange Periode der Unsicherheit für Unternehmen unerträglich: Immerhin haben andere, wichtige Exportländer entsprechende Lösungen bereits seit längerer Zeit unter Dach und Fach gebracht. Gerade angesichts der krisenbeding schwierigen Gesamtsituation brauchen Unternehmen jeden Halt, der ihnen in Teilbereichen Stabilität bringt. Die Kreditversicherungen könnten – mit staatlicher Rückendeckung - einen solchen Stabilitätsanker bieten. Und zwar besser heute als morgen.

Unterschrift
©

Mag. Sigi Menz
Obmann der Bundessparte Industrie

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