Neujahrsempfang 2025: Perspektiven für den Bezirk Reutte
WK-Präsidentin Barbara Thaler und Christian Strigl, WK-Bezirksobmann Reutte, berichteten im Pressegespräch über die wirtschaftlichen Perspektiven für Tirol und den Bezirk Reutte.
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Der Wirtschaftsstandort Tirol steht vor großen Herausforderungen. Hohe Steuer- und Lohnkosten belasten die Wettbewerbsfähigkeit: Österreich hat die dritthöchste Steuerquote der OECD, die Lohnkosten stiegen in den letzten drei Jahren um 20 %, und die Lohnstückkosten liegen über dem EU-Durchschnitt. „Made in Austria ist top, aber zu teuer“, betont Präsidentin Barbara Thaler. Unser Land ist Schlusslicht beim Wachstum, die Deindustrialisierung bedroht Betriebe und Arbeitsplätze, besonders in Industrie und Bau. Thaler fordert mit Nachdruck, dass die Politik die Rahmenbedingungen verbessert, um den Betrieben mehr Spielraum zu verschaffen.
Laut WK-Konjunkturumfrage sind Arbeitskosten (83 %), Arbeitskräftemangel (51 %), Energiekosten (46 %) und Bürokratie (44 %) die größten Probleme der Betriebe. Die WK Tirol fordert konkrete Maßnahmen. Dazu gehören Steuererleichterungen wie steuerfreie Überstunden und geringere Lohnnebenkosten sowie steuerliche Anreize für Pensionist:innen, qualifizierte Zuwanderung und ein degressives Arbeitslosengeld. Im Energiebereich setzt die Wirtschaftskammer auf den Ausbau erneuerbarer Energiequellen sowie Entlastungen bei Abgaben und Steuern.
Parallel dazu soll die Bürokratie verschlankt und die Verwaltung modernisiert werden. „Bürokratie bremst – und hat zudem eine unerwünschte Nebenwirkung: Die öffentliche Hand braucht für das Mehr an Vorschriften und ineffiziente Prozesse immer mehr Mitarbeiter:innen – die in der gewerblichen Wirtschaft fehlen“, betont Barbara Thaler, „die WK Tirol unterstützt den Tirol Konvent und setzt große Erwartungen in die tatsächliche Umsetzung dieser Verwaltungsreform.“
Die Präsidentin appelliert an die Politik, den Fokus auf die Leistungsträger:innen zu legen. „Eine unternehmerische Sicht und mutige Reformen sind nötiger denn je. Die Politik muss sich auf das Wesentliche konzentrieren: Entlastung, Entlastung, Entlastung.“
Antizyklisch, diszipliniert, langfristig denken und handeln
Die Mehrheit der Unternehmer:innen denken und handeln zyklisch. Das letzte Jahrzehnt hat das einmal mehr eindrucksvoll belegt. Investitionen und Fachkräfte wurden immer dann am stärksten nachgefragt, wenn die Wirtschaft schon gut läuft.
Unsere Betriebe im Bezirk Reutte sind von der Finanzkrise, den Folgeerscheinungen von Corona und den hohen Energiepreisen auch nicht verschont geblieben, der Stressfaktor war in diesen Phasen hoch. Aber jene Unternehmen, die diese herausfordernden Zeiten zur Neuausrichtung und zur Mitarbeiterbindung und -findung genutzt haben, konnten unter dem Strich profitieren.
Arbeitgebermarke Außerfern: Zukunft gestalten
Während in vielen Regionen frustriert die Entwicklung des Arbeitsmarktes verfolgt wird, hat der Bezirk Reutte das Heft des Handelns, mit dem Aufbau einer Arbeitgebermarke, selbst in die Hand genommen.
Mit der Initiative „Arbeitgebermarke Außerfern“ setzt die Region ein klares Zeichen für ihre Attraktivität als Arbeits- und Lebensraum. „Unsere Region hat enormes Potenzial. Mit Maßnahmen wie einem zentralen Welcome Center und einer Jobplattform schaffen wir Mehrwerte für Fachkräfte und Unternehmen im gesamten Bezirk“, erklärt Christian Strigl, WK-Bezirksobmann für Reutte. Strigl betont dabei die Wichtigkeit von Integration und der Schaffung von Wohnraum: „Die Einbindung in soziale Strukturen und die Bereitstellung leistbaren Wohnraums sind Schlüsselfaktoren, um Menschen langfristig für das Außerfern zu begeistern.“ Das Projekt zielt darauf ab, qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen, die regionale Wirtschaft zu stärken und die Region so nachhaltig zu stärken.
HTL Reutte: Ein Meilenstein für Bildung und Fachkräftesicherung
Mit dem ersten Maturajahrgang der HTL Reutte beginnt für das Außerfern eine neue Ära in der Bildung und Fachkräfteentwicklung. „Die Eigenständigkeit der HTL Reutte ist ein entscheidender Schritt, um die Abwanderung von Talenten zu stoppen,“ so Christian Strigl weiter. Die Schule, die unter anderem einen Fokus auf Wirtschaftsingenieurwesen und Betriebsinformatik legt, adressiert gezielt den Fachkräftebedarf in einem der industrialisiertesten Bezirke Tirols.
Die enge Zusammenarbeit mit Unternehmen wie der Plansee Group, die Lehrwerkstätten, Labore und nicht zuletzt Fachwissen zur Verfügung stellt, unterstreicht die zukunftsorientierte Ausrichtung der HTL. „Diese Kooperationen verbinden Theorie und Praxis auf ideale Weise und eröffnen unseren Jugendlichen hervorragende Karrierechancen direkt vor Ort,“ so Strigl. Die ersten Absolvent:innen der HTL Reutte stehen der Außerferner Wirtschaft bereits in wenigen Monaten zur Verfügung. Mit der Eingliederung der Elektroakademie des WIFI Reutte in den Lehrplan wird die Ausbildungsqualität zusätzlich gestärkt. „Die HTL ist ein Modellprojekt, das zeigt, wie durch Bildung und regionale Zusammenarbeit die Fachkräftesicherung gelingen kann“, zeigt sich der WK-Bezirksobmann zufrieden.
Wahl statt egal: Starke Interessenvertretung für das Außerfern
Die bevorstehende Wirtschaftskammerwahl 2025 ist eine zentrale Gelegenheit, die wirtschaftliche Interessenvertretung des Bezirks Reutte weiter zu stärken. „Nur mit einer starken Legitimation durch unsere Unternehmerinnen und Unternehmer können wir als WK-Bezirksstelle zukunftsweisende Projekte für das Außerfern erfolgreich weiterentwickeln und die benötigten Mittel mit Nachdruck bei der Politik einfordern,“ verweist Christian Strigl auf die hohe Wahlbeteiligung im Bezirk bei der letzten Wirtschaftskammerwahl. Diese Initiativen – wie bspw. die Arbeitgebermarke Außerfern oder die HTL Reutte – sind entscheidend für die Fachkräftesicherung und die wirtschaftliche Weiterentwicklung der Region, zahlen aber auch langfristig auf die gesellschaftliche Stärkung des Bezirks ein. „Die Wahlbeteiligung ist ein klares Signal dafür, wie wichtig den Unternehmerinnen und Unternehmern die Zukunft des Außerferns ist,“ betont WK-Bezirksobmann Strigl abschließend.