Gesundheitsmanager des Monats Jänner/Februar 2023
Julian M. Hadschieff
Lesedauer: 2 Minuten
Berufliche und persönliche Eckdaten
Julian M. Hadschieff ist in Tirol aufgewachsen und hat in Innsbruck (BWL) sowie an der Harvard University (School of Public Health) studiert.
Bereits 1986 stieg er in den Gesundheitssektor ein und leitete im Amt der Tiroler Landesregierung das Ausgliederungsprojekt zur Gründung der heutigen Tirol Kliniken. 1991 gründete Hadschieff mit Partnern die PremiQaMed Group, die zur führenden Privatklinikengruppe in Österreich avancierte, und war bis Jänner 2023 Vorstandsvorsitzender.
Weiters ist er Gründer und Eigentümer der Humanocare Gruppe, die Rehazentren, Ambulatorien und Pflegeeinrichtungen betreibt sowie eine Pflegefachkräftevermittlung und eine 24-Stunden Betreuung für häusliche Pflege anbietet.
Hadschieff ist seit 2018 Mitglied des Universitätsrates der Medizinischen Universität Innsbruck, war von 2000 bis 2022 Obmann des Fachverbandes der Gesundheitsbetriebe in der Wirtschaftskammer Österreich. Darüber hinaus ist er Träger des Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich.
Dem ehemalige Paralympics Teilnehmer und Leistungssportler ist Inklusion ein besonderes Anliegen und er setzt sich als Vizepräsident des Österreichischen Behindertensportverbandes mit Engagement für die Interessen von Menschen mit Behinderung ein.
Interview:
Wie wird sich die Gesundheitswirtschaft weltweit in den nächsten Jahren entwickeln – was lernen wir aus der Corona-Pandemie?
Was wir nach der Pandemie verstärkt erleben, ist das vermehrte Fragen nach dem Sinn des täglichen Tuns. Man möchte einen unmittelbaren Mehrwert oder nachhaltigen Nutzen im Job leisten. Dieser ist unumstritten in der Pflege und Medizin zu finden. Dem steht jedoch ein besonders durch die Corona-Zeit angespanntes Arbeitsumfeld gegenüber. Daher ist es außerordentlich wichtig, dass Arbeitgeber*innen sich der Herausforderung der Attraktivierung des Pflege- und Medizin-Bereichs stellen.
Eine große Chance stellt hier vor allem die Digitalisierung dar. Diese ermöglicht eine raschere Informationsweitergabe, Verarbeitung großer Datenmengen, unterstützt sowohl Patient*innen wie auch Personal mit technischen Devices, ermöglicht Präzisionsmedizin und wird in Zukunft zum vermehrten Einsatz von Robotern führen. Dadurch können personelle Ressourcen geschont und die Leistungsangebote somit deutlich verbessert werden. Pflege und Medizin brauchen daher die Verknüpfung von Digitalisierung und menschlicher Zuwendung.
Zur Stärkung unseres Gesundheitssystems ist es daher nötig, sich über die Sektorengrenzen hinaus zu vernetzen. Aktiv gelebte und innovative Kooperationen führen zu einer höheren Resilienz des Gesamtsystems. Die Pandemie zwingt sozusagen öffentliche und private, sowie ambulante und stationäre Leistungsanbieter, sich in immer kürzerer Zeit an Veränderungen anzupassen und Innovationen schneller umzusetzen und sich miteinander besser zu vernetzen.
Was möchten Sie im Bereich Gesundheitswirtschaft, dem Gesundheitssystem bzw. in der Gesundheitsversorgung Österreichs verändern?
Wie bereits gesagt, müssen wir durchgängige Versorgungsketten etablieren sowie die prä- und poststationäre Versorgung mit dem Akutbereich besser verzahnen. Dies ermöglicht, Patient*innen holistisch betreuen zu können. Dafür gilt es mehr Menschen für den Gesundheitsbereich zu begeistern und durch attraktive Arbeitsbedingungen auch dort im System zu halten.
Welche Rolle wird dabei Ihre Vision, Strategie bzw. Geschäftsidee spielen?
Wir wollen die in der Pandemie gewonnenen Erfahrungen, insbesondere gelebte Kooperation zwischen den Sektoren, in unserem Fall Akutkliniken und unsere Rehazentren, nutzen, um die für Patient*innen gewonnenen Vorteile weiter zu entwickeln. Auch eine Erweiterung der telemedizinischen Betreuungsangebote, beispielsweise im Bereich der Telepsychiatrie, ist angedacht.
Um neue Maßstäbe bei der Betreuungsqualität und der Patienten-Orientierung in privaten Gesundheitseinrichtungen zu setzen, braucht es beispielsweise die Fachkräfte, die wir mit unserem Tochterunternehmen, der „Talent & Care“, erfolgreich an Kund*innen im Gesundheitsbereich vermitteln. Über 100 Pflegekräfte aus Kolumbien unterstützen bereits vor Ort in Krankenhäusern und Pflegeheimen.
Strategisch ist es uns ebenso wichtig, mit unserer AIS Beteiligung eine neue Qualität in der 24h Betreuung als auch in der Betreuungskette insgesamt zu etablieren. Damit schaffen wir einen wichtigen Beitrag für ein selbstbestimmtes Leben im Alter.