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Wir brauchen Europa und Europa braucht uns!

Zahlen, Fakten & Wissenswertes

Lesedauer: 5 Minuten

25.04.2024

Wie profitieren österreichische Unternehmen von der EU?

Österreichs Betriebe haben die Chancen, die der EU-Beitritt mit sich gebracht hat, erfolgreich genutzt und sparen jährlich 2,7 bis 6,85 Mrd. Euro durch den Wegfall von Zollkontrollen und Wartezeiten. Österreichs Warenexport in die anderen Mitgliedstaaten hat sich in den vergangenen 30 Jahren laut Statistik Austria vervierfacht – von 33 Mrd. Euro (1995) auf 137 Mrd. Euro (2023), was zu einem Anstieg des Wohlstands und zur Schaffung neuer Arbeitsplätze geführt hat.

„Österreichs Warenexport in die anderen Mitgliedstaaten hat sich in den vergangenen 30 Jahren vervierfacht“

Der europäische Forschungsraum eröffnet für Österreichs Wirtschaft neue Möglichkeiten und Innovationen. Bei Forschung & Entwicklung ist Österreich in Europa Netto-Empfänger. Dies bedeutet, dass Österreich mehr F&E-Fördermittel zurückbekommt, als es in das EU-Budget einzahlt.

„Österreich bekommt mehr F&E Fördermittel zurück, als es in das EU-Budget einzahlt.“

Österreich erhält 3,5 % der Horizon-Europe-Fördermittel, die an die EU-27 gehen. Im Vergleich dazu beträgt der Anteil Österreichs an den nationalen Beiträgen der Mitgliedsstaaten zum EU-Haushalt laut FFG (2023) jedoch nur 2,5 %. 

Die nationalen - sowohl öffentlichen als auch privatwirtschaftlichen - Kofinanzierungen haben ein Gesamtinvestitionsvolumen von etwa 25 Milliarden Euro ermöglicht, von dem auch unsere Betriebe in den Regionen nachhaltig profitiert haben. Das führte auch dazu, dass regionale Wohlstandsunterschiede reduziert werden konnten.

„12.205 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Österreich haben vom Erasmus-Programm profitiert.“

Österreichs Betriebe brauchen exzellente Fachkräfte mit internationaler Erfahrung. Das Erasmus-Programm ist eine Erfolgsgeschichte für junge Menschen und unsere Unternehmen. Dieses Austauschprogramm wurde mit 352 Mio. Euro aus EU-Mitteln finanziert. In der Periode 2014-2020 profitierten daraus 12.205 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Österreich.

Ein weiteres Programm, „Erasmus für Jungunternehmer“ (EYE), unterstützt seit 2009 erfahrene und aufstrebende Betriebe aus ganz Europa dabei, Wissen und Erfahrungen auszutauschen und deren berufliches Netzwerk zu erweitern. Von 2009 bis 2022 wurden 10.000 Unternehmensaustauschprogramme durchgeführt. Dies trägt dazu bei, dass österreichische Exporteure international konkurrenzfähig bleiben und neue Geschäftsmöglichkeiten erschließen können.

Wieso brauchen wir Europa?

Geopolitisch und wirtschaftlich betrachtet ist die Mitgliedschaft in der Europäischen Union für Österreich unerlässlich. Als kleine offene Volkswirtschaft ist Österreich nicht in der Lage, sich erfolgreich auf dem Weltmarkt zu behaupten. Kaum ein Handelspartner wäre bereit, bilaterale Handelsverträge mit Österreich abzuschließen, um einen freien Handel ohne Zölle zu gewährleisten.

„Langfristig stünden Einkommensverluste von 7 % einer Einsparung der Nettobeiträge von unter 0,4 % gegenüber.“

Ein Drittstaatenstatus Österreichs würde nicht nur für unsere Wirtschaft, sondern auch für alle österreichischen Bürgerinnen und Bürger einen fatalen Rückschritt bedeuten. Ein Vielfaches an Einkommen (BIP) würde aufs Spiel gesetzt werden. Langfristig stünden Einkommensverluste von 7 % einer Einsparung der Nettobeiträge von unter 0,4 % gegenüber.

Dies könnte auch unkalkulierbare Risiken für Österreichs Unternehmen in Bezug auf die wichtigsten Handelspartner Deutschland und Italien mit sich bringen. Die finanzielle Belastung durch Zölle, Einfuhrverbote bzw. nicht tarifäre Handelshemmnisse würden die österreichischen Unternehmen schwer belasten.

Ein Austritt aus der EU-Währungsunion würde zudem zu teuren und instabilen Wechselkursen führen. Eine Ausrichtung des Wechselkurses und der Zinspolitik am stärksten Handelspartner Deutschland wäre notwendig, um Wechselkursrisiken zu minimieren. Österreich wäre von der Orientierung an Deutschland abhängig und somit käme es zu einer Beeinträchtigung der Autonomie der Österreichischen Nationalbank (OeNB).

„Wir brauchen Europa, um unseren Wirtschaftsstandort und somit auch unseren Wohlstand zu sichern.“

Es gäbe keinen freien Warenverkehr, keinen freien Dienstleistungsverkehr, keine Reisefreiheit und keinen freien Kapitalverkehr. Ebenso wäre die Folge, dass multinationale Unternehmen, welche meist überdurchschnittlich forschungsintensiv sowie produktiv sind und höhere Löhne zahlen, vom österreichischen Standort abwandern. Der heimische Standort für exportierende österreichische Unternehmen, würde an Attraktivität verlieren.  Wir brauchen Europa, um unseren Wirtschaftsstandort und somit auch unseren Wohlstand zu sichern. 

Warum braucht uns Europa? 

Europa braucht uns als Nation:

Seit dem EU-Beitritt 1995 ist Österreich zu einem starken Mitglied geworden, welches selbstbewusst die Interessen seiner Bürgerinnen und Bürger vertritt und aktiv ihre Vorstellungen in die europäische Politik einbringt. Gleichzeitig ist Österreich sich der Bedeutung von Kompromissen bewusst, und wir gelten auf europäischer Ebene als gute Diplomaten und Brückenbauer. 

Der internationale Austausch durch die EU-Mitgliedschaft hat die Wirtschaft in vielerlei Hinsicht massiv positiv beeinflusst, beispielsweise in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Innovation sowie im Warenexport. Weiteres bietet Österreich eine hohe Lebensqualität und ist nicht nur für Urlauberinnen und Urlauber, sondern auch für Arbeitskräfte aus anderen Ländern attraktiv.  

Europa braucht uns als Bürgerinnen und Bürger

Österreichische Vertreterinnen und Vertreter in Brüssel spielen eine wichtige Rolle auf europäischer Ebene, sei es im Europäischen Rat oder durch unsere 20 direkt gewählten Abgeordneten im Europäischen Parlament und anderen EU-Institutionen. 

„Die EU-Wahl am 9. Juni 2024 wird damit zur Entscheidung über große Weichenstellungen in Europa.“ 

Die EU-Wahl am 9. Juni 2024 wird damit zur Entscheidung über große Weichenstellungen in Europa. Alle wahlberechtigten Österreicherinnen und Österreicher nehmen am Mitbestimmungsrecht bei EU-Gesetzen teil, indem sie die österreichischen Abgeordneten zum Europäischen Parlament wählen. Somit bestimmt jeder Wähler und jede Wählerin aktiv mit, was in der EU entschieden wird und kann am großen Friedensprojekt Europa teilhaben. Es liegt also an uns und wer nicht mitbestimmt, über den bestimmen andere! 

Europa braucht uns, um die gelebte demokratische Beteiligung in der Europäischen Union zu stärken, unsere Rechte als EU-Bürgerinnen und Bürger zu nutzen und positive Veränderungen in unserer Welt zu fördern.

Rückblick: Österreichs Weg in die EU

Bereits 1961 stellte Österreich ein Assoziierungsgesuch an die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) sowie an die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG). Österreich ist Gründungsmitglied der European Free Trade Assoziation (EFTA) im Jahr 1960. Das ermöglichte eine europäische Freihandelszone innerhalb der damaligen Mitgliedstaaten Österreich, Dänemark, Norwegen, Portugal, Schweden, Schweiz und des Vereinigten Königreichs. Trotz dieser Entwicklung löste dies nicht das Problem, dass Österreich über kein Freihandelsabkommen mit seinen zwei wichtigsten Handelspartnern, Deutschland und Italien, verfügte. Bereits in den 1950er-Jahren gingen etwa die Hälfte der Exporte in die EWG-Länder, hauptsächlich an Deutschland und Italien.

„Es ist besser, drinnen am Tisch zu sitzen und mitzuentscheiden, als im Vorzimmer darauf zu warten, dass die Ergebnisse bekannt gegeben werden.“ (Franz Vranitzky, Bundeskanzler a.D.)

1972 wurden schlussendlich Freihandelsabkommen der EGKS und EWG mit Österreich (sowie der Schweiz) und den anderen EFTA-Ländern abgeschlossen. Die Schweiz entschied sich für diesen Mittelweg, um eine wirtschaftliche Isolation zu vermeiden. Österreich gab sich jedoch damit nicht zufrieden und wollte am echten Mitbestimmungsrecht des Binnenmarktes teilnehmen. „Es ist besser, drinnen am Tisch zu sitzen und mitzuentscheiden, als im Vorzimmer darauf zu warten, dass die Ergebnisse bekannt gegeben werden.“ (Franz Vranitzky, Bundeskanzler a.D.)

Nach mehrjährigen Verhandlungen über den Beitritt Österreichs war es am 12. Juni 1994 schließlich so weit. Das österreichische Volk stimmte mit 66,6% für einen EU-Beitritt. Eine Volksabstimmung war notwendig, da durch einen Beitritt Österreichs eine sogenannte „Gesamtänderung“ der österreichischen Verfassung erfolgte.