Rückenansicht einer Person mit zum Dutt gebundenen Haaren, Hand mit Kugelschreiber an Kinn gestützt, im Hintergrund verschwommen weitere Personen an Tisch sitzend
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WKÖ-Trefelik zu Handels-KV: Spielraum für Lohnsteigerungen durch rückläufige Produktivität deutlich eingeschränkt

IHS-Berechnungen zeigen: Benya-Formel im Handel ergibt 3,1 %

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Aktualisiert am 05.11.2024

"Wir haben unser Angebot nachgebessert und auch die GPA hat sich etwas bewegt. Das heißt, wir sind einen Schritt aufeinander zugegangen, aber das Rendezvous mit der Realität sehe ich leider noch nicht. Ein Branchenkollektivvertrag muss die wirtschaftliche Situation der Branche abbilden. Hier würde ich mir vonseiten der Gewerkschaft mehr Einsicht wünschen, was in Zeiten wie diesen geht und was nicht", so Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich, nach der heutigen zweiten Verhandlungsrunde über die Kollektivverträge für die Angestellten und Lehrlinge im österreichischen Handel.   

"Die Benya-Formel setzt sich aus Inflation und Produktivität zusammen. Es gehört also berücksichtigt, dass wir im Handel mit einer rückläufigen Produktivität konfrontiert sind", sagt Trefelik. Und dies seit mehreren Jahren: Laut Institut für Höhere Studien (IHS) sank die Arbeitsproduktivität im heimischen Handel von 2021 bis 2024 im Durchschnitt um 3,4%. Betrachtet man nur das Jahr 2023, dann ist der Rückgang mit 5,6% noch dramatischer.

In dieser schwierigen Situation vertrauen wir im Sinne einer sozialpartnerschaftlichen Krisenbewältigung auf die Expertise der Wirtschaftsforschung und deren Ableitung.

"Damit ist der Spielraum für die Arbeitgeber:innen sehr gering. In dieser schwierigen Situation vertrauen wir im Sinne einer sozialpartnerschaftlichen Krisenbewältigung daher auf die Expertise der Wirtschaftsforschung und deren Ableitung. Hier ergibt sich bei der Betrachtung eines 5-Jahres-Zeitraums, wodurch Ausschläge aus Einzeljahren geglättet werden, für 2025 eine KV-Erhöhung im Handel von 3,1%", rechnet Trefelik vor.

Dieses Angebot bedeutet für den heimischen Handel eine durchaus herausfordernde KV-Erhöhung, die deutlich über der aktuellen Inflationsrate von 1,8 % liegt. Denn zusätzlich zur rückläufigen Produktivität belasten die heimischen Handelsbetriebe stark gestiegene Kosten bei gleichzeitig sinkenden realen Umsätzen. Dazu kommt, dass die Prognosen kurzfristig wenig Besserung versprechen.

Abschluss mit Augenmaß, um Arbeitsplätze in der Krise zu sichern

Angesichts dieser Entwicklungen hält der Chefverhandler der Arbeitgeber:innen die Forderung der Gewerkschaft "nach wie vor für realitätsfern", auch wenn die GPA nun nicht mehr wie in der ersten Verhandlungsrunde eine KV-Erhöhung um 4,8%, sondern um 4,3% plus zusätzliche freie Tage fordert. "Die Umsetzung dieser Forderungen würde den heimischen Handel in der derzeitigen Situation maßlos überfordern. Hier brauchen wir eine Vorgehensweise mit mehr Augenmaß", so Trefelik. Schließlich gehe es um den Erhalt von Arbeitsplätzen. "Wir brauchen einen Abschluss, der die herausfordernde Situation der Branche berücksichtigt, denn wir müssen dafür sorgen, dass die Zahl der Schließungen und Insolvenzen im österreichischen Handel nicht noch mehr steigt", sagt Trefelik im Hinblick auf die nächste Verhandlungsrunde, die am 14. November in der WKÖ stattfinden wird. (PWK401/DFS)