Person mit dunklen kurzen Haaren, Gehörschutz, blauem Poloshirt und Arbeitshose beugt sich über eine Rigipswand und schneidet mit einer Maschine ein Loch für Anschlüsse, dahinter ist ein weißer heller Raum mit einer verbauten grünen Rigipswand
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WKÖ-Gewerbe und Handwerk: 37 Prozent der Österreicher:innen werden den neuen Handwerkerbonus nutzen

Obfrau Scheichelbauer-Schuster: "Vier Jahre reales Umsatzminus in Folge: Der Weg zurück zur Normalität wird noch sehr lang. Das Wohnbaupaket und der Handwerkerbonus sind deshalb enorm wichtig" 

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Aktualisiert am 09.04.2024

"Der Handwerkerbonus plus erfährt in Österreichs Bevölkerung einen erfreulich großen Zuspruch", sagt Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Das belegt eine Umfrage, die das Market-Institut Ende März unter 2.000 Österreicher:innen durchgeführt hat. Die zentralen Ergebnisse:

  • Drei Viertel (74 %) der Österreicher:innen stufen den Handwerkerbonus als attraktives Angebot ein
  • 37 % werden den Handwerkerbonus nutzen, weitere 27 % sind noch unschlüssig.
  • Davon will die Hälfte Investitionen vorziehen (30 %) oder bisher ungeplante Investitionen tätigen (20 %)
  • Überwiegend fließt der Bonus in Renovierungsarbeiten, dabei vor allem in Maler- und Anstricharbeiten, Sanitär- und Installationen, gefolgt von Fliesen- und Bodenverlegung, Fenster & Türen und Elektroinstallationen

Aufträge können sofort erteilt werden

"Das Wohnbaupaket und der Handwerkerbonus sind gerade für den Baubereich und alle nachgelagerten Branchen, die jetzt gegen eine massive Flaute ankämpfen, enorm wichtig", betont Scheichelbauer-Schuster: "Wer Sanierungs- oder Handwerker-Arbeiten geplant hat, kann diese übrigens sofort beauftragen." Der Bonus gilt nämlich rückwirkend für Arbeiten, die ab 1. März 2024 begonnen wurden.

Das Gewerbe und Handwerk hat 2023 Umsätze in Höhe von 129,7 Mrd. Euro erwirtschaftet, ergibt die Konjunkturbeobachtung von KMU Forschung Austria. Dabei wurde ein knappes nominelles Plus von den gestiegenen Preisen mehr als aufgefressen: 2023 war das bereits vierte Jahr in Folge, das mit einem realen Minus (-5,6 %) beendet wurde.

Die Erwartungen für das zweite Quartal 2024 sind mehrheitlich immer noch negativ, aber zumindest weniger stark als zuletzt. Jetzt rechnen 16 Prozent der Unternehmen mit steigenden Auftragseingängen bzw. Umsätzen, 30 Prozent erwarten Rückgänge. Der daraus resultierende Saldo von minus 14 Prozentpunkten ist deutlich besser als noch zu Jahreswechsel 2023/24 (-26 Prozentpunkte).

Scheichelbauer-Schuster: „Langer und steiniger Weg“

"Die rasante Talfahrt der Vorquartale ist gestoppt. Der Weg zurück zur Normalität wird aber noch sehr lang und steinig werden", betont Scheichelbauer-Schuster: "Vier Jahre hintereinander, seit 2020 jedes Jahr, mit einem Minus für das Handwerk und Gewerbe: Das ist nur schwer zu verkraften."

Tatsächlich waren 2023 alle Branchen real im Minus. Besonders hoch fiel dieses im Holzbau (-10,5 %), bei Berufsfotografen (-9,3 %), Kunststoffverarbeitern (-9,1 %), im Baugewerbe (-8,7 %), bei Dachdeckern, Glasern, Spenglern (-8,6 %) und in der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechnik (-6,6 %) aus. Vergleichsweise geringer war das Minus in konsumnahen Branchen, z.B. Fußpflege, Kosmetik, Massage (-0,6 %), Mode- und Bekleidungstechnik oder bei den Friseuren (je -2,0 %).

Der durchschnittliche Auftragsbestand ist im Anfangsquartal 2024 im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres um 11,2 Prozent gesunken. Unüblich hohe 46 Prozent der Unternehmen könnten derzeit sofort zusätzliche Aufträge ausführen.

Am meisten machen den Unternehmen aktuell Preissteigerungen bei Rohstoffen und Materialien (61 %) zu schaffen, gefolgt von Steuern und Abgaben (53 %), Preissteigerungen bei Energie (50 %), Preiskonkurrenz (44 %), Bürokratie und Verwaltung (41 %) sowie Fachkräftemangel (40 Prozent). Zuliefer- oder Lieferkettenprobleme spielen keine so große Rolle mehr (10 Prozent).

Installateure: "Können Klimawende schaffen"

Diese Problemstellungen kennt auch Manfred Denk, Bundesinnungsmeister der Sanitär-, Heiz- und Klimatechnik in der WKÖ. „Wir sind vorsichtig optimistisch, sehen aber noch große Herausforderungen.“ So bewerten in seiner Branche sogar 77 Prozent der Betriebe die Preissteigerungen als größte Hürde. Diese erklären auch das hohe Branchen-Umsatzminus von -6,6 Prozent (real) im Jahr 2023.

Speziell für Installateur-Betriebe, die stark auf den Baubereich fokussiert sind, seien das Wohnbaupaket und der Handwerkerbonus immens wichtig. Aber auch im Hinblick auf die Dekarbonisierung (Stichwort Heizungstausch) sei der Impuls essenziell: "Unsere Branche kann das Ziel der Klimawende schaffen. Allerdings brauchen wir eine sichere Zukunftsperspektive, um Kapazitäten fix einplanen zu können", so Denk. Denn um die nötigen Fachkräfte anzuwerben und auszubilden, brauche es Zeit und Planungssicherheit. Dass das Thema "Green Skills" bei jungen Menschen zieht, belegen die seit 2018 steigenden Lehrlingszahlen in der Branche.

Der von der Regierung beschlossene Handwerkerbonus plus fördert Arbeitskosten, die im Zusammenhang mit der Renovierung, Sanierung oder Schaffung von privat genutzten Wohn- und Lebensbereichen entstehen – neuerdings auch für Neu- und Zubauten. Es werden pro Person, Wohneinheit und Kalenderjahr 20 Prozent der Arbeitskosten gefördert (bis zu einem Förderbetrag von maximal 2.000 Euro). Die Arbeitszeit muss in der Schlussrechnung gesondert ausgewiesen sein und je Rechnung mindestens 500 Euro betragen. Für den Handwerkerbonus plus stehen 300 Millionen Euro in den Jahren 2024 und 2025 zur Verfügung.

Spartenobfrau Renate Scheichelbauer-Schuster: "Wir wollen, dass diese Mittel ihre volle Wirkung entfalten können. Deshalb sollen auch nicht digital-affine Personen Anträge stellen können, etwa über lokale Einreichstellen. Der Handwerkerbonus ist eine Win-win-win-Maßnahme, von der nicht nur Konsumentinnen, Konsumenten und Betriebe profitieren, sondern auch der Staat: Der Bonus finanziert sich über das vermehrte Steueraufkommen nämlich von selbst."

(PWK128/HSP)