WKÖ-Fachverband Schienenbahnen fordert klare Signale für die Zukunft der Schiene
Obmann Scheiber: hohe Investitionen, einheitliche EU-Rahmenbedingungen für Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene und Fachkräftemangel gegensteuern
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Auf Einladung der Innsbrucker Verkehrsbetriebe (IVB) fand die diesjährige Wintertagung des Fachverbandes der Schienenbahnen in Innsbruck statt. Mehr als 100 Entscheidungsträger:innen, Expert:innen, Manager:innen und Geschäftsführer:innen aus dem gesamten Eisenbahnsektor diskutierten über die Zukunft des schienengebundenen Verkehrs. Neben Fachinformationen über rechtliche Rahmenbedingungen rückte die Tagung insbesondere die Zukunft der Schiene in Österreich in den Mittelpunkt.
Hochkarätige Gäste und zentrale Themen
Die Veranstaltung war mit Tirols Verkehrslandesrat René Zumtobel und der Präsidentin der Wirtschaftskammer Tirol, Barbara Thaler, auch politisch hochkarätig besetzt. Beide setzten in ihren Vorträgen wichtige inhaltliche Impulse. Während Zumtobel die Bedeutung eines niederschwelligen Zugangs zu einem flächendeckenden Öffentlichen Personenverkehr und bewährte Best-Practice-Beispiele aus Tirol hervorhob, teilte Thaler ihre Erfahrungen aus fünf Jahren als EU-Parlamentarierin. Sie thematisierte insbesondere die Herausforderungen für europaweit einheitliche Rahmenbedingungen im Schienenverkehr, die nach wie vor große Hürden darstellen. Einigkeit herrschte unter den Fachleuten darüber, dass dem Schienenverkehr eine Schlüsselrolle bei der Erreichung der Klimaziele zukommt. "Uns steht ein Jahrhundert der Schiene bevor – niemand stellt mehr infrage, dass sie essenziell für eine nachhaltige Mobilität und den Gütertransport ist", betonten die Teilnehmer:innen. Gleichzeitig wurde darauf hingewiesen, dass noch viele Herausforderungen zu bewältigen sind, damit die Schiene ihr volles Potenzial ausschöpfen kann.
Zukunftsinvestitionen als zentrale Herausforderungen der Branche
"Während wir uns über einige übersprungene Hürden in der Vergangenheit freuen, dürfen wir unsere großen aktuellen Herausforderungen nicht aus den Augen verlieren", warnt Fachverbands-Obmann Thomas Scheiber. Die Zukunft der Schiene liege in Digitalisierung, Automatisierung und neuen Technologien. "Doch diese Innovationen sind mit enormen Investitionen für die Unternehmen verbunden. Und das können wir nicht alleine stemmen, da brauchen wir starke öffentliche Unterstützung", so Scheiber.
Weiters ist die Bahnbranche dringend auf der Suche nach qualifizierten Fachkräfte. Ob steuerliche Anreize, Erleichterungen für internationale Arbeitskräfte oder innovative Ausbildungsprogramme. "Wir müssen aktiv für die Attraktivität unserer Berufe kämpfen. Auch hier ist die öffentliche Hand gefragt", sind sich die Expertinnen und Experten einig.
Europa als einheitlicher Bahnmarkt
Noch immer sind Bahnunternehmen im Güterverkehr mit unterschiedlichen Sicherungssystemen und Sprachbarrieren innerhalb Europas konfrontiert. "Es kann nicht sein, dass wir in Europa für ein und dieselbe Zugverbindung verschiedene Systeme brauchen. Wir müssen für Einheitlichkeit sorgen", forderte Scheiber. Das Ziel dabei ist klar: Eine Steigerung der Kapazitäten auf der Schiene um 50% – sowohl im Personenverkehr als auch im Güterverkehr. Doch das geht nur, wenn die öffentliche Hand mit den Schienenbahnunternehmen an einem Strang zieht und massiv in die Infrastruktur investiert, mahnten die Branchenvertreter.
Appell für eine starke Schiene
Fachverbands-Obmann Scheiber schloss mit einem eindringlichen Appell an die Anwesenden, auch mit einem Blick auf die laufenden Koalitionsverhandlungen: "Österreich und Europa brauchen eine starke Schiene! Wir sind das Rückgrat der klimafreundlichen Mobilität. Doch dafür brauchen wir politische Unterstützung, Innovationskraft und – am wichtigsten – unsere gemeinsame Entschlossenheit." Nur so könne die Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene vorangetrieben werden, so Scheiber abschließend.
Über den Fachverband der Schienenbahnen
Der Fachverband Schienenbahnen in der Wirtschaftskammer Österreich ist die österreichweite Interessensvertretung für alle Eisenbahnen und städtischen Nahverkehrsunternehmen. Derzeit umfasst der Fachverband 105 Mitglieder und vertritt diese auch auf EU-Ebene. Neben der Initiierung, und Begutachtung von Gesetzen, fungiert der Fachverband auch als bewährter Sozialpartner und verhandelt für seine Mitgliedsunternehmen branchenweit die Kollektivverträge im Eisenbahnbereich.
(PWK039/DFS)