Nichteisen-Metallindustrie: Konjunkturabschwung bedroht Branche, verlangt maßvollen Tarifabschluss
WKÖ-Fachverband-Verhandler Helmut Thöni: "Davon sind natürlich auch die Gespräche mit den Gewerkschaften für einen neuen Kollektivvertrag geprägt"
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"Die wirtschaftliche Entwicklung in der Nichteisen-Metall-Branche ist beunruhigend. Von diesen Rahmenbedingungen sind natürlich auch die Gespräche mit den Gewerkschaften PRO-GE und GPA-djp heuer geprägt", hielt Helmut Thöni zum Auftakt der Kollektivvertragsverhandlungen fest. Er ist im Fachverband Nichteisen (NE)-Metallindustrie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) Verhandler für die Arbeitgeber-Seite. "Die Konjunktur in unserer Branche ist seit Monaten stark rückläufig, die Industrieproduktion sinkt. In der ersten Hälfte dieses Jahres sind die Aufträge um fast 20 Prozent eingebrochen, in fast allen Abnahmebranchen ist mit langfristigen Umsatzrückgängen von teilweise mehr als einem Drittel zu rechnen und auf vielen Absatzmärkten droht eine Rezession. So ist die europäische Baubranche seit Monaten rückläufig und eine Erholung nicht in Sicht. Auch die europäische Automobilindustrie steht vor massiven Veränderungen wie massiver Konkurrenz durch chinesische Hersteller, hier sind die Erwartungen mittelfristig ebenfalls gedämpft", sagte der Arbeitgeber-Verhandler beim traditionellen so genannten Wirtschaftsgespräch.
Massiv gestiegene Produktionskosten bedeuten einen Wettbewerbsnachteil gegenüber Mitbewerbern
Gleichzeitig sind die Produktionskosten der österreichischen Betriebe im Bereich NE-Metallindustrie im Vergleich zu den europäischen und internationalen Mitbewerbern viel stärker gestiegen. "Vor allem die Personalkosten haben durch die hohen Lohn- und Gehaltsabschlüsse der vergangenen Jahre in Österreich deutlich stärker zugelegt als bei den Mitbewerbern, insbesondere gegenüber unserem wichtigsten Mitbewerber Deutschland. Dort waren die Tarifabschlüsse für 2022 und 2023 weniger als halb so hoch wie in Österreich. Dadurch fallen viele österreichische NE-Metallbetriebe, die Teil eines europäischen oder internationalen Konzerns sind, im Standortvergleich zurück und müssen Aufträge an andere Konzernstandorte abgeben", so Helmut Thöni.
Hohe Investitionen in treibhausgasarme-/freie Produktion
Dazu kommt: Die immer strengere europäische Klimapolitik, die es erforderlich macht, dass die Betriebe der NE-Metallindustrie große Summen in die Transformation hin zu einer möglichst treibhausgas-armen oder gar treibhausgas-freien Produktion investieren.
Schon jetzt spüren viele Betriebe den Kostendruck - Stichwort: hohe Teuerung - und die Auswirkungen der Rezession. "Ein unverhältnismäßiger Anstieg der Lohn- und Gehaltskosten würde die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs weiter reduzieren, die Investitionen in die Transformation und damit den Standort Österreich gefährden", warnt der Arbeitgeber-Verhandler.
Zum Meistern dieser Herausforderungen könne maßgeblich beitragen, dass es gelingt, gemeinsam mit den Gewerkschaften einen maßvollen Tarifabschluss zustande zu bringen. "So können die Betriebe der NE-Metallindustrie auch künftig ein stabiler und zuverlässiger Arbeitgeber auf sozialpartnerschaftlicher Basis auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sein", hielt Thöni abschließend fest. (PWK313/JHR)